Problem von Christina - 16 Jahre

Essstörung, Depressionen?

Liebes Kummerkasten-Team!

Ich habe mich entschlossen euch zu schreiben, als ich gerade den Artikel über Essstörungen in eurer Soforthilfe-Abteilung las. Ich war sehr erschrocken, als ich mich in vielen dieser genannten Punkte wiederfand.
Aber zunächst erst einmal zum ganzen Beginn meiner Probleme. Eigentlich kann ich mich an einen dirketen Auslöser gar nicht erinnern, ich weiß nur, dass es vor etwa 3 Jahren anfing besonders schlimm zu werden. Ich bin schon immer sehr schüchtern und zurückhaltend gewesen und eigentlich ständig daruaf bedacht nirgendswo aufzufallen oder mich bemerkbar zu machen. Ich drifte lieber in meine eigene Welt ab, die in meinem Kopf abläuft.
Dort bastele ich mir mein Wunsch-Leben zusammen und das aknn ich immer nach Belieben verändern. Auffällig ist, dass sich in diesen Geschichten immer alles um mich dreht und ich von allen sehr gemocht werde oder sich das im Lauf der Geschichte entwickelt. Da ich keine Geschwister habe und meine Eltern den ganzen Tag bis abends nicht zu Hause sind, habe ich besonders in den Ferien immer viel Zeit zum Nachdenken und Geschichten entwickeln. Leider drohe ich dann immer mich komplett darin zu verlieren und "zu versinken". Ich werde dann traurig und niedergeschlagen, lasse niemanden an mich heran und rede mit niemandem mehr. Ich klammere mich dann an jede meiner "Geschichten". Vor 2 Jahren wurde es dann so schlimm, dass ich mich begann selbst zu verletzen. Dann versuchte ich mich umzubringen, in dem einige starke Beruhigungstabletten nahm, die eine Freundin bei sich hatte. Niemand hat davon erfahren. Zwar wussten meine Freundinnen, dass es mir schlecht ging, aber irgendwie haben sie das nie ernst genommen. Seit dem letzten halben Jahr weiß ich nicht mehr aus noch ein. Ich breche unkontrolliert in Weinkrämpfen zusammen und fühle mich wie eine leblose Hülle. Um meinen Eltern Arbeit abzunehmen, führe ich unseren Haushalt nahezu allein und bin immer froh, wenn ich was zu tun habe und so nicht nachdenken muss. Aber sobald ich kurz Zeit für mich habe, kehren die Gedanken zurück und ich würde am liebsten von der nächsten Brücke springen. Einen meiner letzten Weinattacken haben meinen Eltern mitbekommen, denn ich bin dirket vor ihnen zusammengebrochen und konnte mich nciht mehr beruhigen. Sie haben natürlich gefragt, was los sei und ich habe nur geantwortet, dass ich mir ständig überflüssig vorkomme und meinen Eltern nur "auf der Tasche liege", da sie schon so wenig Geld haben. Dann hab ich gesagt, dass ich einfach nur möchte, dass sich einige meiner größten Wünsche erfüllen würden, was natürlich absoluter Schwachsinn ist, außerdem will ich endlich eine annehmbare Figur. Und da wäre mein nächstes Problem. Seit letztem Januar habe ich meine Ernährung umgestellt, früh Kohlenhydrate, abends Eiweiß, und habe mehr Sport getrieben. Das hat auch funktioniert. Ich habe 9 Kilo abgenommen. (Ich bin 1,62m und wiege jetzt 60 Kilo). Aber ich finde mich immer noch furchtbar dick! Wenn ich mich im Spiegel anschaue, wird mir ganz übel. Und ich bin in eurer Soforthilfe auf viele bei mir zutreffende Punkte gestoßen. (Beispielsweise studiere ich die Nährwertangaben und kann viele auswendig, ich betrachte meine Problemzonen immer im Spiegel, ich hoffe auf mehr Anerkennung, wenn ich weiter abnehme, ich verbiete mir das Essen, wenn ich denke, dass ich schon zu viel genascht habe) Als Folge wurde angegeben, dass die Periode ausbleiben kann, dass ist bei mir jetzt schon seit einem Vierteljahr der Fall, aber ich habe es immer auf die Nachwirkungen der Anitbiotika geschoben, die ich letztes Jahr wegen einer Lungenentzündung nehmen musste (die ohne körperliche Ursache auftrat). Nun zu meiner Frage: Leide ich an Depressionen?, denn meine Freunde und Familie nehmen meinen Kummer irgendwie nicht ernst, meine Mum sagt immer, so hat sie sich früher auch gefühlt. Könnte meine Lungenentzündung eine Folge seelischer Probleme sein? Leide ich unter einer Essstörung?
Ich weiß, ich schreibe hier einen halben Roman, aber ich habe so große Angst, die völlige Kontrolle über mein Leben zu verlieren. Ich fühle mich so allein, so schrecklich allein und weiß nicht was ich noch tun soll!
Bitte, gebt mir irgendeinen Hilfe-Ansatz! Ich habe Angst.

Danke, Christina

Dana Anwort von Dana

Liebe Christina!

Danke für deine Offenheit und dein ehrliches "Mit-dir-selbst-Umgehen"! Dadurch kann vieles einfacher sein, als wenn jemand schreibt, der nicht einsieht, welches Problem da eigentlich in ihm steckt.

Du fragst eine Reihe von Diagnosen ab, die wir leider hier weder bestätigen, noch verneinen dürfen, da wir nicht medizinisch ausgebildet sind. Aber so wie ich Erfahrungen gemacht habe, ist deine Frage nach einer Depression gar nicht so weit hergeholt. Dieses "weg vom normalen Alltag, hin in eine Traumwelt", die Zusammenbrüche, der niedrige Selbstwert, den du dir selbst gibst, der Wunsch, das Leben zu beenden, diese vielen schwarzen Tiefs...du verstehst, dass ich dir nicht sagen darf: "Japp, du hast eine handfeste Depression". Aber ich kann dir einen Rat geben:

Such dir einen Therapeuten, am besten sogar einen Psychiater (das ist quasi ein Psychologe, der Medizin studiert hat und auch Medikamente verschreiben darf). Ich denke, du merkst selbst, dass du fachliche Hilfe suchen solltest, sonst hättest du hier nicht her geschrieben. Und ich denke das auch. Du bist mit Sicherheit ein ganz toller Mensch, aber deine ganzen Stärken werden von dieser Schwärze aufgefressen und das macht dich schwächer. Und das ist sehr schade.

Meist kann man sich selbst aber nicht aus diesem Morast ziehen. Das fordert Kenntnis und Erfahrung, die ein "normaler Mensch" ohne Fachausbildung einfach nicht hat. Ich würde mir wünschen, dass du im Telefonbuch oder bei Google mal nach Psychotherapie oder Psychiater in deiner Stadt oder der Nachbarstadt suchst. Man kann einfach hingehen, zahlen muss man so erstmal nix. Der Therapeut macht das dann meist mit der Krankenkasse aus.

Sicher können deine Krankheiten und die Anfälle Folgen von diesem inneren Druck sein, den du durchlebst und die Probleme werden sich häufen. Das tun sie ja jetzt schon. Der Körper und der Geist suchen sich Ventile, um das abzubauen. Daher auch die Selbstverletzung. Diese Ventile und Probleme gilt es abzubauen. Das Schöne: wenn du fachliche Hilfe bekommst, wird alles leichter. Du bist dann nicht mehr alleine. Deine Eltern sehen momentan nicht, wie sehr du leidest. Nimm ihnen das nicht übel. Ich denke, sie werden es verstehen, wenn mal etwas Zeit verstrichen ist. Sie sind auch keine Fachleute und wissen nicht, wann man "sich Sorgen machen" sollte. Außerdem sieht jeder Dinge anders. Vergib ihnen das und sorge dafür, dass du die Hilfe erhältst, die du brauchst.

Ich finde es gut und toll, dass du hierher geschrieben hast. Das zeigt mir nämlich, dass du diesen Schritt gehen kannst. Du kannst dich öffnen und ehrlich davon erzählen. Hab den Mut, begib dich in Therapie. Das hilft so sehr und tut wirklich gut, jemanden zu haben, der einem da raushilft. Du wirst sehen, dass sich auch die anderen Probleme damit immer mehr lindern und abbauen. Es baut mit Sicherheit alles aufeinander auf.

Ich wünsche dir viel Erfolg und den Mut, es anzugehen. Du brauchst dafür deine Eltern nicht.
Such dir eine Adresse eines Arztes raus und geh einfach hin.

Alles Gute, Christina!

Dana