Problem von Lia - 19 Jahre

Ich weiß nicht was aus mir werden soll!

Hallo,



ich bin jetzt 19 und habe grade totale Magenschmerzen, weil ich nicht weiß was aus mir werden soll, vielleicht nimmt sich ja einer die Zeit meine Geschichte zu lesen und könnte mir helfen, ich wäre sooo dankbar :(


Es fing alles an als ich ungefähr 14 war, schlechtes Umfeld, viel Scheiße gebaut, Schule geschwänzt etc..
Dann hat sich meine Mutter von meinem Vater getrennt, sie wollte das immerhin schon Jahre lang, da mein Vater immer seine Psychospiele treibt. Auf einmal ging alles ganz schnell meine Mutter hatte sich schon in unseren Nachbarn verliebt gehabt und ist auch schon dort eingezogen, mein Vater saß mit mir Zuhause und hat immer nur geweint. Ich sollte zu meiner Mutter ziehen hab nur darauf gewartet bis mein Vater eine Wohnung hatte ging so ungefähr 4 Wochen. Danach war ich bei meiner Mutter und ihrem neuen Freund. Ich habe ihn gehasst, es gab sehr viel Streit und ich habe mich nicht verstanden gefühlt. Einmal fragte ich meine Mutter wer ist deine Nummer 1, sie antwortete er. Mir wurde der Badezimmerschlüssel weggenommen, weil ich ja immer "soooo" lange im Bad brauchte usw..
Nach circa 2 Monaten sagten sie zu mir wir ziehen um, zuerst hieß es nach Norwegen, dann dorthin, dahin und so weiter und fragten mich ob ich mitkommen wollen würde. Ich war sooo traurig, habe in der Zeit immer die Schule geschwänzt und mich hängen lassen. Dann entschieden sie sich umzuziehen. Ich einen Ort der 30 Kilometer von unserem Wohnort entfernt war, trotzdem habe ich gesagt ich komme nicht mit und habe nur noch geweint, doch meine Mutter kam nie zu mir, ich habe mich als Störfaktor gefühlt.

Als es denn soweit war zogen sie um. Meine Schwester ist extra für mich umgezogen und hat sich eine Wohnung für uns gemietet, doch es waren nur Probleme mit mir. Ich bin selten zur Schule gegangen, hatte Depressionen, hab den Kontakt mit meinen Freunden abgebrochen, war wie innerlich tot. Ich habe schon solange ich denken kann übergewicht, hatte in dieser Zeit, waren circa 5 Monate 25 Kilo abgenommen. Wir hatten oft Streit, was mir jetzt soo sehr leid tut. Dann fing mein Vater an mich wortwörtlich zu terrorisieren, er wollte keinen Unterhalt für mich bezahlen. Ich kann mich noch daran erinnern das es kurz vor meinem 15 Geburtstag war, wo ich den ersten Brief vom Anwalt bekam. Ich habe in meine Abschlussjahr auf der Hauptschule die Schule abgebrochen, da er dort angerufen hatte und gesagt hatte das ich drogenabhängig wäre oder Suizidgefährdet sei, was aber alles nicht stimmte, er hatte nur keine Ahnung was los war. Ich habe zwar oft darüber nachgedacht mir das Leben zu nehmen aber würde es nie meinen Mitmenschen antun.

Nach der ganzen Sache hat meine Mutter eingegriffen und mich wieder zu sich geholt. Ich war dankbar und wir haben uns auch eigentlich gut verstanden. Ich hatte die Chance trotz eines schlechten Abschlusses die Realschule nach zu machen. Hatte den Kontakt zu meinen Freunden wieder aufgebaut, war ziemlich zufrieden mit meinem Gewicht, habe Sport gemacht und alles war erstmal super. Später habe ich angefangen zu klauen mit meinen Freundinnen aber in größerem Maße, ich habe es gemacht weil mein Vater kein Cent gezahlt hat. Ich habe weiterhin viele Briefe vom Anwalt bekommen, er hat das Jugendamt auf uns gehetzt und hat mich immer nur fertig gemacht, an Silvester kamen Sms mit Selbstmorddrohungen und so weiter........ Als meine Mutter gemerkt hat das ich geklaut habe, tat sie mir so leid das sie mir nichts besseres bieten kann. Meinen Stiefvater habe ich mittlerweile nicht respektiert aber akzeptiert. Dann bin ich von der Schule geflogen weil ich nur Scheisse gebaut habe mit meinen Freundinnen.

Nach ein paar Monaten konnte ich ein EinstiegsqualifizierendesJahr machen beim Bäcker, hatte auch angefangen jedoch nur eine Woche, mir fehlt die totale Motivation, ich wollte nicht zur Schule gehen weil ich Angst habe vor anderen Menschen und ihrer Reaktion. (allerdings nur wenn ich niemanden kenne, habe ich jemanden an meiner seite habe ich kein problem) Ich weiß nicht was mit mir los ist, ich fühle mich wie die letzte Schabracke :(

Als ich 18 geworden bin und nicht gearbeitet habe hat meine Mutter mich darauf hin einen Monat später rausgeschmissen, das wissen aber allerdings die wenigsten, sage immer ich bin freiwillig ausgezogen, damit keiner meine Mutter angreifen kann. So ich habe mir zusammen mit einer Freundin eine Wohnung gesucht. Eine riesengroße Wohnung mit 3 Zimmern. Am Anfang war alles super, wir haben uns verstanden, sollten beide eine schulische Maßnahme von der Arge besuchen, haben uns aber auch ziemlich schnell krankschreiben lassen, waren oft auf Party und so weiter. Nach grade mal knapp 2 Monaten wollte sie zurück zu ihrer Mutter, sie hat mich hängen lassen mit all den Problemen mit dieser scheiss Wohnung, ich hatte Angst alleine in dieser großen Wohnung( lag in einem Hochhaus in einer nicht grade tollen Umgebung ), anfangs hatte ich noch meinem Freund und er hat mich unterstützt und mir geholfen doch dann trennte er sich auch nach 3 monaten. Ich habe meine Rechnungen nicht mehr bezahlt, viel getrunken und mich richtig hängen lassen und immer nur geweint, doch meine Eltern kamen nie zu mir oder sagten kommt doch mal für eine Woche zu uns :(

Sooo.. nun stand ich da, brauchte eine neue Wohnung, hatte Angst obdachlos zu werden und obwohl ich schon teilweise unterstützung meiner eltern bekommen habe, war ich allein. Nach langer Zeit in dieser großen schrecklichen Wohnung die so gut wie leer war, außer mein zimmer und es alles gehallt hat, habe ich nun doch eine kleine wohnung gefunden gehabt. ich hatte die neue wohnung zum sommer, alle hatten ferien und urlaub, ich war sowieso arbeitslos also nur gesoffen und gekifft, faul gewesen und sich um gar nichts gekümmert! Ich habe in der Zeit wieder die 25 Kilo zugenommen und bin so traurig und unglücklich damit :( ich habe mir so viele sachen vorgenommen aber ich habe keine Disziplin. Ich bin hier alleine, habe keine Familie um mich, weder meine Geschwister noch Eltern und die kommen mich auch nie besuchen :( ich könnte hier sterben :( und keiner würde es schnell merken von meiner familie :((((

nun hatte ich die chance wieder eine einstiegsqualifierung zu machen, in einem feinkostladen, eine stunde fahrtweg von mir, die fahrkarte kostet 106 euro keiner bezahlt die mir, ich habe nur so wenig geld und geh dann auch noch für nichts arbeiten :( ich will nicht mehr alleine wohnen :( und die zeiten sind so blöd das ich nie eine bahnverbindung habe also obwohl ich abend um 20.30 schluss habe bin ich erst um 0.00 zuhause, meine chefin hält mich für blöd und eigentlich arbeite ich laut vertrag 7.5 stunden am tag, das heißt montags bis freitags, doch die lässt mich 6.5 arbeiten also auch noch den samstag. arbeite erst seit dem 15 da und es ist gescheiert weil angst habe zur schule zu gehen, ich habe angst vor anderen menschen und deren reaktion über mich :( ich weiß nicht was ich machen soll ich bin jetzt krankgeschrieben, bin aber auch wirklich krank. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich bin so traurig.

Aber egal was ich versuche mir vorzunehmen, ich kann es nicht. Alle machen mich immer fertig und sagen das ich eine versagerin bin, aber keiner will mich verstehen, ich kann auch mit niemanden so offen darüber reden :( ich weiß absolut nicht was ich machen soll, ich möchte nicht mehr so weiter leben aber ich kann auch nicht anders :(

Sebastian Anwort von Sebastian

Hallo Lia!

Sicher, die Situation mit deiner Familie ist nicht ideal verlaufen. Deine Eltern haben Fehler gemacht, die dich nach wie vor sehr bedrücken. Zurückgewiesen zu werden kann sehr weh tun, besonders wenn man so jung ist.

Aber trotz alledem bist du ihnen nicht egal. Deine Schwester ist sogar extra für dich Umgezogen, hat dir geholfen. Auch wenn ihr schwere Zeiten hinter euch gebracht habt, suche immer wieder das Gespräch. Gib ihnen zu verstehen, dass du an deiner Situation arbeitest, das du es besser machen möchtest und das dir deine Familie wichtig ist.

Der Ernst des Lebens hat nun zugeschlagen. Hat dich auf voller Breitseite erwischt.
Die Erkenntnisse, die man in solchen Momenten über sich selbst gewinnt, können sehr entwaffnend sein. Aber so ist das leider. So wird man erwachsen und lernt für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. Wie du bereits selbst gesagt hast, du hast viel Mist gebaut. So was rächt sich früher oder später.

Das Klauen war sicherlich ein Fehler, und der Konsum von Alkohol und Drogen haben deine Probleme auch nicht gelöst. Und auch wenn die Dinge in der Vergangenheit nicht immer so verlaufen sind, wie du dir das vorgestellt hast, befindest du dich doch jetzt wieder auf dem richtigen Weg. Du besitzt soviel Einsicht und Ehrlichkeit, dass du dir deine Fehler als solche auch eingestehen kannst.

Es ist nicht so Wichtig wie oft man hinfällt, wichtig ist, dass man immer wieder aufsteht. Weiter macht. Und du kannst das. Du hast es schon einmal geschafft, und du schaffst das ganz sicher auch wieder von neuem.

Also Kopf hoch, mit 19 Jahren ist noch nichts in Stein gemeißelt. Du bist doch noch blutjung. Du kannst noch alles machen und auch erreichen, wenn du dich darum bemühst.

Führe dir immer wieder vor Augen, das du sehr wohl die Energie dazu besitzt, positive Veränderungen in deinem Leben zu bewirken.

Du hast 25 Kilo abgenommen. Das ist eine enorme Leistung, die sehr viel Disziplin und Durchhaltevermögen erfordert. Eine Versagerin hätte das nicht geschafft.
Wie viele nehmen sich vor abzunehmen und schaffen es nicht? Und woran scheitert es in den meisten Fällen? An der falschen Zielsetzung.
Man erwartet, das sich von heute auf morgen Wunder tun. So leicht ist es aber nicht. Viele kleine Schritte, nach und nach, so kommt man voran. Und im Prinzip hast du diese Vorgehensweise bereits verinnerlicht.

Du brauchst dich weder für dich selbst, noch für deine Vergangenheit zu schämen. Stehe zu dir und zu den Fehlern die du dir geleistet hast. Dadurch hast du wertvolle Erfahrungen sammeln können. Sei Stolz auf dich, dass du Situationen gemeistert hast, bei denen andere vielleicht schon das Handtuch geworfen hätten. Trotz deiner Ängste bist du nicht Obdachlos geworden, sondern hast dich für den richtigen Weg entschieden.
Gehe diesen Weg einfach weiter, egal was andere denken oder sagen mögen. Du bist so wie du bist. Dein Leben gehört dir und nur du kannst es leben. Es mag nicht immer einfach sein, aber das gehört nun mal dazu.

Der Sport hat dir gut getan. Und ich würde dir Raten, wieder damit anzufangen. Man kann sich Auspowern, Dampf ablassen und am Ende fühlt man sich Super, weil man sich selbst eine Leistung abverlangt hat.

Wenn dir die Fahrtkosten über den Kopf wachsen, dann erkundige dich bei deinem Leistungsträger, der Arge oder dem JobCenter, welche Leistungen dir dahingehend zustehen, und stelle dementsprechend einen Antrag auf einen Fahrtkostenzuschuss. Ich bin sicher das sich da eine Lösung finden lässt.
Ich habe auch versucht mich in das Thema ein zu lesen und gleich mal Google gequält. ;)
Das habe ich gefunden, vielleicht hilft es dir weiter:

http://www.elo-forum.org/alg-ii/50198-algii-eq-fragen-bescheid.html#post535431

Über die Einstiegsqualifizierung hinaus, könnte für dich vielleicht ein höherer Schulabschluss interessant sein?
Wenn du dich jetzt nochmal zusammen nimmst, dich auf deinen Hosenboden setzt und nochmal ordentlich lernst, kannst du in wenigen Jahren deine Fachhochschulreife in der Tasche haben. Danach könntest du Studieren und, und, und …
Auch hier habe ich ein wenig gegoogelt:

http://www.bafoeg-rechner.de/FAQ/ueberhaupt.php

http://www.studis-online.de/StudInfo/studieren_ohne_abi.php

http://www.studis-online.de/StudInfo/abitur_zweiter_bildungsweg.php

Ganz wichtig ist es auf jeden Fall, das du dich jetzt nicht hängen lässt. Umso länger du jetzt zögerst und dich in dein Schneckenhaus zurück ziehst, umso schwieriger wird es für dich später werden einen Job zu finden. Und dann wird es noch viel, viel schwieriger.

Am Ende möchte ich dich noch auf eine Internetseite neugierig machen, auf der du einige hilfreiche Artikel findest, die dich ein wenig motivieren könnten. Schau sie dir mal an. ;)

http://www.beyourbest.de/motivation/sieben-wege-aus-dem-motivationstief/

Wenn du so bist, wie ich dich einschätze, wirst du deine Ziele erreichen. Also los, das Leben wartet nicht!


Alles Gute und viel Erfolg

Sebastian