Problem von anonym - 20 Jahre

Erste WG und totunglücklich

Hallo liebes Forum.

Vor kurzem bin ich mit meiner besten Freundin eine Wohnung gezogen, das haben wir schon ziemlich lang geplant.
Doch ab dem Zeitpunkt, wo ich meine Sachen zusammengeräumt und rübergebracht habe (Wir wohnen immer noch in derselben Stadt, mit dem Fahrrad etwa 15 Minuten entfernt), freue ich mich nicht mehr. Ich komm hier nicht zurecht, fühle mich fehl am Platz, kann nicht richtig essen und stehe ständig den Tränen nahe. Ich dachte erst, das würde sich dann nach ein paar Tagen legen aber ich habe ehr das Gefühl, dass es immer schlimmer wird. Es ist durchgehend dieser Drang der Heimkehr da. Ich konnte noch nie gut von zuhause weg sein. Weder Urlaube noch Festivals mit Freunden konnte ich genießen, es ging immer allein darum, in die sicheren vier Wände zurückzukehren. Nur finde ich diese nicht in der Wohnung. Es hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen und ich weiß nicht, was ich tun soll. Bisher habe ich jede Möglichkeit genutzt, wo ich wieder zuhause schlafen konnte.
Gerade 20 Jahre alt und ich verhalte mich wie ein Kleinkind. Bemerkt hat bisher noch niemand etwas davon, ich überlege mir weitere "ausreden" vor meiner besten freundin, um die ein oder andere nacht bei meinen eltern verbringen zu können. diese fahren jetzt bald auch noch in den urlaub, was mir aus irgendeinem grund auch noch angst macht.
Meine Geschwister sind auch schon ausgezogen, kommen aber gut zurecht. Meinen Bruder habe ich mal vollgeheult, er meinte, das geht vorbei aber ich kann mich nicht mal soweit darauf einlassen, dass überhaupt die Möglichkeit bestände, dass es besser werden könnte. Trennungs- und Verlustängste ziehen mich täglich runter, auf der Arbeit (ich mache eine Ausbildung) kämpfe ich mit den Tränen, wenn ich schlafen gehe und morgens aufwache (ich kann hier nicht ausschlafen, ich wache grundsätzlich zwischen 7 und 8 auf, auch wenn ich erst gegen 3 ins bett bin) auch.
Ich habe mir jetz vorgenommen noch mal mit meinen eltern darüber zu reden bevor sie in den urlaub fahren. bisher habe ich das gemieden, weil ich sofort anfangen werde sturzbäche zu heulen - aus scham, angst, enttäuschung, was auch immer. Man könnte meinen, jemand aus meiner Familie wäre gestorben, so oft, wie ich weine.
Selbst über die Möglichkeit, wieder zurückzuziehen, habe ich nachgedacht aber das könnte ich meiner besten freundin nicht antun - ihre mutter ist mitten im umzug, hat sich für sich eine wohnung gesucht. ich würde sie quasi im regen stehen lassen.
Und überhaupt kenne ich niemanden, der mit seiner ersten eigenen wohnung unglücklich war.. ganz im gegenteil.

Noch am Rande bemerkt: Stimmungsschwankungen habe ich schon lange und oft haben sie mich von der umwelt abgekapselt. selbst bei treffen mit freunden oder stadtbummel stand für mich immer im mittelpunkt, dass ich schnellstmöglich wieder nach hause kehren kann. Es ist nicht allein das eigene wohlbefinden oder die gewohnte umgebung sondern auch ein bisschen schuldgefühl, ein bisschen pflichtgefühl gegenüber meiner eltern. Und am meisten die Verlustangst.

habt ihr vielleicht irgendwelche tipps für mich oder hat jemand etwas ähnliches erlebt? ich halt das langsam nicht mehr aus..

Monika Anwort von Monika

Hallo!!!

Das was du beschreibst hört sich wirklich nach massiver Trennungsangst an. Und so wie es aussieht leidest du auch schon relativ lange darunter.

Dass man es genießt zu Hause zu sein und von den Eltern verwöhnt zu werden ist ja normal. Wenn es einem aber Angst macht, man sein Leben nicht mehr genießen kann und es sich auch auf die Arbeit und Freizeitgestaltung auswirkt finde ich sollte man sich Hilfe holen. Hast du denn schon mal darüber nachgedacht?

Es kann ja die verschiedensten Ursachen haben warum du so darunter leidest von deinen Eltern getrennt zu sein. Vielleicht ist in deiner Kindheit etwas passiert was dir Angst gemacht hat, oder auch deinen Eltern fällt es schwer dich loszulassen und du nimmst ihre Angst auf. Vielleicht bist du auch grundsätzlich eher ängstlich und bist nicht gern unter Menschen die du nicht kennst sondern brauchst aus igrgendeienem Grund den Schutz deines Elternhauses.
Am besten kannst du dem mit professioneller Hilfe auf den Grund gehen! Dafür kannst du dich zum Beispiel an einen Psychotherapeuten wenden. Der wird mit dir in Gesprächen deiner Angst auf den Grund gehen und dann versuchen sie zu mindern.

In der Zwischenzeit - auch wenn es dir peinlich ist sprich mit deinen Eltern und auch deiner Freundin darüber, dass dich die derzeitige Situation so unglücklich und ängstlich macht. Vielleicht war der Schritt komplett auszuziehen für den Moment einfach zu groß für dich. Versuch gemeinsam mit ihnen Lösungen zu finden mit denen du dich wohler fühlst. Eventuell würde es dir helfen wenn deine Eltern dich öfter besuchen kommen, du dein Zimmer zu Hause behältst, sodass du jederzeit auch die Möglichkeit hast zu Hause zu schlafen. Du allein kannst es am besten einschätzen welche Schritte du dir zutraust und womit du gut leben kannst. Das kann man dann in kleinen Schritten steigern bis du dich auch in deinem neuen zu Hause zu Hause fühlst.

Aber du brauchst dich nicht zu schämen jeder hat seine Ängste- ich bin mir sicher deine Eltern und deine Freundin lieben dich und werden dich auf deinem Weg unterstützen!

Alles Gute
Monika