Problem von Anonym - 16 Jahre

ich fresse wie eine wahnsinnige!

also, seit ich zwölf bin wollte ich eigentlich immer abnehmen, ich war zwar nie übergewichtig, habe mich aber nicht wohl gefühlt.
mit fünfzehn ist mir dass dann wirklich gut gelungen, ich hab auf 41 kilo abgenommen, das war dann allerdings schon ein bisschen untergewichtig (also ich bin 1,63).
dann haben mir alle gesagt ich muss unbedingt zunehmen, weil ich meine tage nicht mehr hatte, aber ich wollte das nicht...
dann hat meine mama mir mit allen möglichen drohungen begonnen, falls ich nicht zunehme, also habe ich schließlich doch nachgegeben, und hab am anfang noch ganz langsam zugenommen, aber irgendwann habe ich die kontrolle verloren und habe jetzt innerhalb von einem halben jahr 13 kilo zugenommen!!!
ich fühle mich total unwohl, ich wiege 54 kilo und spüre überall das fett an den beinen, den armen, den hüften...
ich habe schon einige anläufe probiert wieder abzunehmen, aber ich habe einen unkontrollierbaren appettit, was komisch ist, da ich damals eine zeit lang fast gar nichts gegessen habe, bis ich 41 kilo hatte...

woher kommt dieser riesenappetit und was kann ich dagegen tun? ich will unbedingt wieder abnehmen!

Judith Anwort von Judith

Liebe Anonyme,

Danke fuer Dein Vertauen.
Du weisst es wahrscheinlich selbst, aber ich sage es dir trotzdem nochmal: 54 Kilo bei einer Groesse von 1.63 m ist absolut normal. Du kannst gar nicht fett sein, das ist physisch unmoeglich. Ich habe mal Deinen BMI ausgerechnet: 20.3 - das bedeutet: Normalgewicht. Normaler BMI für Dein Alter und Dein Geschlecht ist zwischen 17.7 und 25. Wenn Du jetzt wieder auf 41 Kilo abnimmst, haettest Du einen BMI von 15.4 - das bedeutet: starkes Untergewicht. http://www.bmi-rechner.net/bmi-kinder.htm

Aber ich glaube, dass es hier nicht nur um Zahlen geht. Du weisst sicher, dass Du momentan ein gesundes Gewicht hast. Du hast Deine Tage wieder, ein Indiz dafuer, dass Deine Entwicklung weitergeht und Du wieder gesund bist. Starkes Untergewicht schaedigt dem Koerper, besonders, wenn es in der Kindheit und Jugend vorkommt. Magersuchtige Jugendliche haben oft noch lange mit den Folgen der Mangelernaehrung zu kaempfen, und der Stoffwechsel wird manchmal so aus der Bahn geworfen, dass ein normales Essverhalten schon zur Zunahme fuerht, oder dass man ein Leben lang nicht mehr die Signale wie "satt" oder "hungrig" normal interpretieren kann.

Ich bin keine Therapeutin, aber ich denke, dass Du der Frage nachgehen solltest, WARUM Du abnehmen moechtest. Vielleicht fuehlst Du Dich generell in Deinem Koerper unsicher? Du schreibst "seit ich zwölf bin wollte ich eigentlich immer abnehmen, ich war zwar nie übergewichtig, habe mich aber nicht wohl gefühlt." Vielleicht magst Du auch das Gefuehl, Kontrolle zu haben? Eine Diaet durchzuhalten und eisern und stark zu bleiben, auch bei "suessen /fettigen Versuchungen", ist auch eine Sucht. Das kann einem ein Hochgefuehl des Erfolges vermitteln. Aber ich rate Dir dringend, Dir diese Bestaetigung woanders zu suchen, z.B. in der Schule, beim Sport oder bei andere Hobbies. Und sei Dir auch bewusst: Selbstdisziplin und Kontrolle sind gut, aber nicht im uebertriebenen Masse. Was einen Menschen interessant macht, ist nicht die Perkeftion, sondern die kleinen Macken und Fehler, die wir haben. Die machen uns zum liebeswerten Individuum.

Du bist soviel mehr, als nur Dein Gewicht! Attraktivitaet kommt von Innen, und ob Du nun 45, 55 oder 65 Kilo wiegst: Wenn Du ein selbstbewusstes, offenes Maedchen bist, dann ist das voellig egal :-)

Also, geh aus Dir heraus, geh Deinen Hobbies nach, unternimm was mit Freuden, geniess Deine Jugend! Und nimm Deinen Koerper mit seinen Rundungen an, die machen Dich attraktiv und weiblich. Schau doch auch mal hier rein, ich denke, dass Du da auch den ein oder anderen Tipp findest: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/23/Essstoerungen-bin-ich-zu-dick.html

Sollte es nicht besser werden, dann rate ich Dir zu einer Therapie. Keine Sorge, die wird von der Krankenkasse bezahlt. Deine Mutter und Dein Hausarzt koennen Dir sicher helfen, einen Therapeuten zu finden. Deine Mutter macht sich Sorgen. Drohen ist nicht unbedingt eine nette Art, das zum Ausdruck zu bringen, aber ich denke, dass sie auch recht verzweifelt ist. Also: sprich mit ihr und ich wuensche Dir, dass es Dir bald besser in Deinem Koerper geht.

Alles Gute,
Judith