Problem von Cori - 29 Jahre

Kind oder nicht?

Liebes Kummerkasten-Team,

erst einmal danke, dass es euch gibt. Es ist schön, sich mit den eigenen Problemen und Sorgen an jemanden wenden zu können.

Seit einiger Zeit quält mich die Frage, ob mein Partner und ich uns für ein Kind entscheiden sollen, oder nicht. Wir sind seit 7 Jahren zusammen und verstehen uns sehr gut. Mein Schatz steht dem Thema Kinder auch sehr aufgeschlossen gegenüber.

Aus diesem Grund schäme ich mich, denn ich für meinen Teil habe unheimliche Angst vor allem, was irgendwie mit Ärzten und Krankenhaus zu tun hat. Der Gedanke an eine normale Geburt oder einen Kaiserschnitt ist für mich sehr belastend.

Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube meine Angst stammt aus der Zeit, als meine Mutter an Brustkrebs erkrankte. Sie musste oft ins Krankenhaus und hatte davor große Angst, die sie aber versuchte zu verbergen. Weil der Krebs schon so fortgeschritten war, musste die linke Brust abgenommen werden. Zweieinhalb Jahre später starb sie. Zwei Monate später war mein achter Geburtstag.

Obwohl ich bereits eine Therapie hinter mir habe, leide ich immer noch unter Panikattacken und fühle mich manchmal wie ausgebrannt, leer und traurig. Ich versuche dann, mich zusammenzureißen, schließlich habe ich einen lieben Freund und einen guten Job. Trotzdem schaffe ich es nicht, meine Ängste zu überwinden.

Könnt Ihr mir bitte einen Rat geben? Was mache ich falsch? Ich würde mich über einen guten Tipp sehr freuen. Danke.

Michaela Anwort von Michaela

Hallo!
Danke für deine Email!
Die Angst vor einer Geburt kennt wahrscheinlich fast jede Frau und das ist bis zu einem gewissen Grad ganz normal. Man betritt ein völlig unbekanntes Pflaster und weiß nicht genau, was da jetzt auf einen zukommt. Bei dir ist das alles noch eine Spur heftiger, was ich aufgrund deiner Vorgeschichte gut verstehen kann. Krankenhäuser und Arztbesuche sind meistens nicht mit guten Erinnerungen behaftet und du hast ja dann auch noch den Leidensweg deiner Mutter hautnah miterlebt. Von daher sind deine Ängste und Vorbehalte verständlich und nachvollziehbar.
Wenn du dir aber wirklich ein eigenes Kind wünschst, wird dir letztendlich aber nichts anderes übrig bleiben, als dich diesen Ängsten zu stellen. Ein Kind zu gebären, egal ob natürlich oder auch per Kaiserschnitt, ist immer ein harter Weg, aber auch gleichzeitig ein einmaliges und überwältigendes Erlebnis, das alles andere in den Schatten stellt. Ich würde dir vorschlagen, dich bereits vor der Schwangerschaft über die verschiedenen Möglichkeiten zu informieren. Du kannst bei deinem Frauenarzt anfangen. Schildere ihm deine Ängste und bitte ihn, dich umfassend zu informieren. Er oder sie kann dir sicherlich auch eine gute Hebamme empfehlen, die dich ebenfalls beraten wird. Vielleicht kannst du auch mal eine Entbindungsstation besuchen, um dich mit der Atmosphäre und den Gegebenheiten vertraut machen. Meistens resultieren Ängste aus Unwissenheit und dem kannst du auf diesem Weg entgegentreten. Binde am besten auch deinen Partner mit ein und lass ihn daran teilhaben; er wird dich sicherlich unterstützen und dir den notwendigen Rückhalt geben.
Wenn das alles nichts bringt, kannst du es auch noch einmal mit einer Therapie versuchen. Manchmal braucht man einfach einen zweiten Anlauf, der dann besser klappt als der erste.
Ich hoffe wirklich, dass du deine Ängste in den Griff bekommst! Ein Kind ist eine große Bereicherung im Leben, für die es sich wirklich lohnt, sich seinen Ängsten zu stellen. Versuch also, dich bestmöglich über das ganze Thema zu informieren; ich hoffe sehr, dass das deine Ängste auf ein Minimum reduziert. Ein eigenes Kind ist etwas so großartiges, das solltest du dir nicht entgehen lassen!
Ich wünsche dir alles Gute,
viele Grüße,
Micha