Problem von Josephine - 15 Jahre

An Michaela, zu meine Mutter ertrinkt in ihrer Trauer

Erstmal danke für deine schnelle antwort.
Leider besteht das Problem immer noch und es hat sich nichts geändert.
An Ostern habe ich meine ganze Familie, die hier in Deutschland wohnt, gesehen. Die Familie von meinem Vater wohnt in Italien und ich hab sie seid der Beerdigung nicht wieder gesehen, wir telefonieren nur manchmal aber ich habe ihnen nicht erzählt wie es bei uns ist. Na ja auf jedenfall hab ich an Ostern mich dann überwunden und es erzählt, da ich es nicht geschafft hatte meine Mutter vom Sofa weg zu bewegen und sie ja deshalb nicht dabei war. Meine Tante, ihr Mann und meine Cousinen waren da und mein Großonkel und seine Frau und meine Oma, mehr Familie hab ich hier leider nicht. Meine Mutter und ihre Schwester verstehen sich leider nicht soo gut und sie ist eher stolz darauf das sie eine besser Familie und alles im griff hat. Meine Oma hat noch mal versucht mit meiner Mutter zu reden, also hat sie vorher auch schon mal und sie hat auch schon versucht sie zu einer Trauerbegleitung zu schleppen, aber bisher leider ohne erfolg, auch seid dem letzten Gespräch hat sich nichts verändert. Auch die Frau von meinem Großonkel hat mir ihr geredet aber auch ohne erfolg. Ab und zu ist sie mal ganz gut drauf dann kochen wir mal zusammen oder so, aber das kommt leider nur selten vor. Für mich ist das dann immer ein ganz besonderer tag! Ich weiß einfach nicht was ich noch machen soll… gestern war der dritte Todestag von meinem Vater und ich vermisse ihn so sehr wie noch nie vorher.
Es war schon mal jemand vom Jugendamt da, wegen verdacht auf Kindes venachlässigung hatte sie glaub ich gesagt, aber zum glück war meine Oma grade da und wir haben das ganz gut hin bekommen. Ich hab aber so angst das wenn ich das sonst jemandem erzähle in der schule oder so das dann doch wieder jemand kommt.
Ich weiß einfach nicht was ich noch machen soll, ich mein trauer ist ja normal, ich hab auch getrauert und tue es auch manchmal immer noch, aber nach drei Jahren muss es doch nicht mehr so extrem sein oder… ich wünsche mir so sehr das sie einfach wieder normal wird!
Liebe grüße Josephine

Michaela Anwort von Michaela

Liebe Josephine!
Vorweg: ich finde es sehr gut und mutig von dir, dass du deine Familie in deine Situation eingeweiht hast! Das war ein großer und wichtiger Schritt, den du da gegangen bist.
Schade ist natürlich, dass das Gespräch mit deiner Mutter nicht das Ergebnis hatte, das wir beide uns vorgestellt hatten. Wichtig ist es jetzt aber für euch alle, also auch für deine Familie, dass ihr an deiner Mutter dranbleibt. Ein Gespräch verändert nicht gleich all das, was in den letzten drei Jahren schlecht gelaufen ist.Du hast geschrieben, dass ihr manchmal zusammen kocht oder irgendetwas anderes miteinander unternehmt. Das ist schon mal wieder ein guter Anfang! Und da solltest du dranbleiben. Wenn du mal wieder eine solche Situation hast, sagst du deiner Mutter einfach mal, wie gut dir das Beisammensein mit ihr tut und das es dich glücklich macht. Sag ihr ruhig, dass solche Tage etwas Besonderes für dich sind. Ich bin mir sicher, dass sie dann endlich merkt, wie sehr du sie brauchst und dass sie langsam wieder in einen normalen Alltag zurückfinden muss. Vielleicht sagst du ihr einfach auch mal ganz offen, was sich alles ändern muss, damit ihr beide wieder normal miteinander leben könnt. Trauer dauert lang, manchmal ein ganzes Leben, aber mit der Zeit sollte man sie in seinen Alltag integrieren können. Sie ist natürlich immer noch da, aber sie bestimmt irgendwann nicht mehr das ganze Leben. Vielleicht braucht deine Mutter nur ein paar Schubser in die richtige Richtung, und die gebt ihr ihr, wenn ihr sie alle immer wieder drauf ansprecht und sie "zwingt", etwas mit euch zu unternehmen. Will sie nicht mit nach draussen, geht ihr zu ihr und macht einen DVD-Abend. Oder ihr kocht, oder spielt was; was auch immer dir einfällt. Zeig ihr einfach, dass du ihre Lethargie und ihr Desinteresse nicht mehr akzeptierst. Und ganz wichtig: sprich mit ihr darüber.
Wenn das alles nicht helfen sollte, musst du dir überlegen, ob es Sinn macht, deiner Mutter ein bißchen die "Daumenschrauben" anzusetzen. Du könntst zum Beispiel für eine Weile zu deiner Oma ziehen, wenn das räumlich machbar ist. Diese Option würde ich allerdings wirklich erst dann wählen, wenn alles andere nicht geholfen hat und du der Meinung bist, dass das deine Mutter wachrütteln könnte. Ich kenne deine Mutter und eure Situation insgesamt zu wenig, um das wirklich beurteilen zu können. Es ist wie gesagt nur ein Vorschlag, und ob es was bringt, must du selbst entscheiden.
Ich hoffe sehr, dass sich eure Situation bald ändert und ihr wieder ein schönes Familienleben habt. Ich drücke dir die Daumen!
Du kannst dich jederzeit wieder an mich/uns wenden, hier hat immer einer ein offenes Ohr für dich.
Alles Liebe und viele Grüße,
Micha