Problem von Katja - 31 Jahre

Wer ist mein Vater?

Ich bin 31 Jahre alt und habe ein Problem, das seit meiner Kindheit beschäftigt. Schon als kleines Kind bekam ich am Kaffeetisch mit, wie meine Verwandten scherzhaft fragten: „Wer ist denn nur der Vater dieses Kindes?“ und meine Mutter antwortete darauf „Haha, das werdet ihr nie erfahren.“ Grund für diese Scherze war, dass ich ein sehr dunkler Typ bin, schwarze Haare, dunkle Augen, dunkler Teint, meine Familie aber ein sehr heller Typus ist und ich deswegen optisch aus dem Rahmen falle.
Das Problem ist, dass ich tatsächlich glaube, dass mein Erzeuger nicht mein Vater ist. Es gibt so viele Ungereimtheiten. Merkwürdig ist zum Beispiel, dass es keine Babyfotos von mir gibt, von meinem älteren Bruder sehr wohl, sehr viele sogar. Ich wurde von meiner Mutter im Gegensatz zu meinem Bruder sehr stiefmütterlich behandelt, was weit über die normale Geschwisterkonkurenz hinausging. Meine Mutter, mein Vater und mein Bruder lebten bis zum Tod meiner Mutter 2006 zu 100% ihren Ödipuskomplex aus.
Es schwebte für mich immer die Frage im Raum, ob mein Vater mein Vater ist, auch als Kind schon. Als Heranwachsende begann ich sie danach zu fragen, und sie antwortet immer„Na das werd' ich dir doch nicht erzählen!“
Als meine Tante väterlicherseits sich 2003 das Leben nahm, später dann mein Großonkel väterlicherseits und ich nach und nach von mehr Suiziden und Suizidversuchen erfuhr, stellte sich also heraus, dass in der Familie meines Vaters nicht nur der Krebs, sondern auch der Suizid eine übliche Todesart sind.
Ich war nun wirklich besorgt und fragte meine Mutter bei zwei Gelegenheiten, ob ich von dieser Seite der Familie Gene habe, und sagte auch, dass mich wirklich nur dieser eine Fakt interessiert, den Rest könne sie für sich behalten. Sie sagte wie immer „Du bist aber dumm, darüber musst du dir doch keine Gedanken machen.“ Sie sagte nie ja oder nein, ich bekam nie eine klare Antwort, und obwohl ich sie einforderte, sie ließ mich einfach stehen. Dabei waren das ernste Fragen für mich, ich wollte ja gar nicht wissen, wer mein Erzeuger ist (mittlerweile schon), sondern nur, was ich dem Arzt sage, wenn er mich nach Krebs in der Familie fragt.
Meine Mutter ist vor 5 Jahren gestorben, mich beschäftigt diese Frage immer noch. Einen Gentest kann ich nicht machen, denn mit meinem Vater habe ich nie darüber gesprochen, und ich kann ihm ja auch nicht das glorifizierende Bild von meine verstorbenen Mutter kaputt machen, obwohl sie eine schlechte Ehe führten, meiner Meinung nach. Was soll ich tun. Warum beschäftigt mich das so sehr? Denn eigentlich kann es mir ja egal sein, wer mich gezeugt hat, denn mein Vater ist mein Vater. Vielleicht geht es mir mehr darum, zu erfahren, ob meine Mutter mich angelogen oder nur auf meine Kosten kokettiert hat. Sie hat gerne kokettiert. Ich bin aus anderen Gründen so schon wütend genug auf sie, ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn ich herausfinde, dass sie noch einen draufgesetzt hat, indem es tatsächlich einen anderen Mann gab, der mich im Januar 1980 zeugte. Vielleicht ist es gar nicht gut, schlafende Hunde zu wecken, aber irgendwas drängt mich dazu und es beschäftigt mich jeden Tag und ich bin wirklich wütend auf sie, weil sie mich damit mit Absicht allein gelassen hat. Sie lag ein halbes Jahr im Sterben, sie hätte es mir sagen können, denn meine Mutter und ich wussten, dass sie sterben wird. Auf meiner Geburtsurkunde steht der Name meines Vaters, also bin ich schon mal nicht adoptiert, oder (wegen der fehlenden Liebe und Babyfotos)? Ich habe alle Fotografien, derer ich habhaft werden konnte, angeschaut, in beiden Familien sind bis ins Jahr 1871 alle blond und hell, keiner hat dunkle Augen, dunkle Haut oder auch nur dunkle Haare. Ich weiß nicht weiter.

Lars Anwort von Lars

Hallo und Danke für Dein Vertrauen in uns,

ich glaube, dass Deine ganze Geschichte ein ganzes Buch in Anspruch nehmen würde. Sehr komplex und wirklich sehr "verzwickt".

Du hast einen ganz entscheidenden Satz gesagt: "Mein Vater ist mein Vater". Damit kannst Du ein wenig Distanz zu einem eventuellen anderen Erzeuger aufbauen, was ich sehr wichtig finde, denn Gedanken kreisen ja schon genug in Deinem Kopf herum und Du musst damit rechnen, dass Du es vielleicht nie erfahren wirst.

Wenn ich es richtig verstanden habe, lebt Dein Bruder noch. So hättest Du die Möglichkeit (wenn er Dich dabei unterstützt) in einem Labor (Genlabor) prüfen zu lassen, ob Ihr beide den gleichen Erzeuger habt.

Es gibt auch sogenannte DNA Herkunftsanalysen. Dabei wird ein prozentueller Wert ermittel der Dir deine Herkunft verrät (Europäer, Uramerikaner, Afrikaner, Asiate).

Da Du das verständliche Bedürfnis hast, zu erfahren ob Dein Vater auch Dein Erzeuger ist, würde ich mich in einem Labor erkundigen, welche Möglichkeiten es da gibt. Die Kosten sind recht unterschiedlich und Vergleichen lohnt sich in jedem Fall.

Ich habe eine Seite von einem Genlabor gefunden, die alles gut verständlich erklärt, sich mit der Rechtslage befasst und wo auch Preise genannt sind. Hier der Link: http://www.galantos.de Es gibt aber hunderte solcher Labore die eventuell noch preiswerter sind. Google einfach mal ein wenig.

Zwischen den Zeilen habe ich gelesen, dass zurzeit ein ganz schönes Gefühlschaos zusammen mit Hilflosigkeit, Wut und Enttäuschung bis hin zur Verzweiflung bei Dir vorhanden ist. Ich würde Dir dringen dazu raten, dass Du professionelle Hilfe in Form einer Psychotherapie in Anspruch nimmst. Ich glaube das es Dir sehr gut tun würde mal Deinem Kummer freien Lauf zu lassen.

Ich hoffe, dass wir Dir ein wenig weiterhelfen konnten und drücke Dir feste die Daumen für die Zukunft!

Lieben Gruß

Lars