Problem von Andy - 32 Jahre

Plötzlich war alles anders..

Hallo zusammen,

ich hoffe mir kann jemand helfen und ein paar gut gemeinte Ratschläge geben, was eine Situation betrifft, mit der ich derzeit etwas zu kämpfen habe.
Durch eine ehrenamtliche Tätigkeit habe ich einen Menschen getroffen - er ist knapp 19 -, der mir fast 100 % identisch ist, also in Sachen Erlebnisse, Vorgeschichte und und und - wir wurden Freund und später war ich für ihn wie ein grosser Bruder und er für mich mein kleiner Bruder.
Wir verstanden super, selbst mein Mann fand ihn toll und nett, und wir haben in den knapp einen Monat in der sich diese enge Freundschaft entwickelte einiges zusammen unternommen.
Er und ich teilen ein Hobby bzw. einen gemeinsamen Sport und hatten auch vor zusammen zu trainieren bzw. er wollte mich trainieren.
Ich muss an dieser Stelle anmerken, dass seine Eltern sehr "eigensinnig" sind und für die ist "authoritäre Erziehung" durchaus noch "modern" ist.
Das einzige was Sohn und Vater verbindet, ist ebenfalls der gemeinsame Sport und seit dem Auszug eines Familienmitgliedes noch ein paar "kleinere" Sachen.
Vor etwas mehr als einer Woche war bis zum Freitag noch alles okay. Ich besuchte ihn, habe ihn sogar auf meinem Motorrad mitgenommen und und und, er freute sich riesig. Doch dann kam der Freitag, wo ich eigentlich im Verein wo auch er trainiert, mittrainieren wollte/sollte.
Ich teilte ihm das zeitig mit und er wollte auch seinen Vater darüber informieren, doch entweder tat er das nicht oder der Vater hat dies bewusst ignoriert, dies ist mir nicht bekannt.
Zumindest erschien ich dann beim Training und wollte teilnehmen, und erhielt dann als Antwort vom Vater - mein "kleiner Bruder" war noch nicht anwesend - dass er dies erst mit seinem Sohn besprechen wolle.
Der kam dann auch später, und es wurde darüber gesprochen, wohl in meiner Abwesenheit: Ergebis war, dass der Vater seinem Sohn vor die Wahl gestellt hat entweder ich oder seine Familie und ich somit nicht am Training teilnehmen durfte/konnte und natürlich sichtlich geknickt nach Hause fuhr.
Ich versuchte ihn noch im Nachhinein zu kontaktieren und fragen was los ist, aber ich erhielt nie eine Antwort und werde seitdem auch auf sämtlichen Kanälen "ignoriert".
Ich weiss nicht, was genau passiert ist, aber ich habe die Vermutung, dass sein Vater nicht ganz unschuldig an dieser Sache ist, zudem mich dieser als eine Art "Stalker" sieht.
Er bedeutet mir noch immer sehr viel und ich wüsste gerne einen Rat...

Es grüsst,
A.

Judith Anwort von Judith

Lieber Andy,

Ja, das klingt ja nicht unkompliziert, was Du dort mit Deinem Freund am Laufen hast. Du hast es recht gut zusammengefasst, allerdings fehlen mir doch einige Details, bzw. beim Lesen draengen sich mir einige weitere Fragen auf. Aber eins nach dem anderen. Ich fasse die Problemlage mal so zusammen, wie sie sich mir darstellt:
1. Dein Bekannter / platonischer Freund, ist 19 (13 Jahre juenger als Du), und er lebt (noch) sehr in das Familienleben eingebunden.
2. Du lebst in einer Homoehe, unternimmt viel mit diesem wesentlich juengeren Mann, was aber okay fuer Deinen Mann ist.
3. Du und der Junge habt ein gemeinsames Hobby, welches er ebenfalls mit dem Vater teilt.
4. Von jetzt auf gleich brach er dann den Kontakt ab, nachdem der Vater ihn vor die Wahl "er oder ich" gestellt hatte.
5. Nun denkst Du, dass der Vater Dich fuer einen Stalker haelt, und seinen Sohn beschuetzen will.

Das ist natuerlich unangenehm. Dein Freund ist alt genug, selbst Du entscheiden, ob und in welcher Intensitaet er die Freundschaft zu Dir aufrechthalten moechte. Nachdem es anscheinend bisher alles gut verlief, kann ich Deine Frustration verstehen, dass es sich von jetzt auf gleich aenderte. Aber da fehlen mir jetzt eben einige weitere Details. Ist der Junge auch schwul? Ist die Beziehung zu Dir/Euch nur platonisch? Oder ist er vielleicht ueberfodert, rein gefuehlsmaessig? Oder er ist nicht geoutet? Darauf gehst Du gar nicht ein, aber moeglich waere es ja und wuerde die Situation mit dem Vater ungleich komplizierter machen.

Ich kann hier nur spekulieren, und das bring nichts. Ich schlage vor, dass Du Deinem Freund eine Email oder einen Brief schreibst und einmal in aller Offenheit darlegst, wie Du Dich fuehlst und was Du Dir wuenscht. Und natuerlich selbstlos, wie Freunde sein sollten, Hilfe anbieten bei Problemen, die mit der Familie aufkommen koennten, (zB sollte schwul sein / coming out das eigentliche Problem sein). Du schreibst, dass Du auf allen Kommunikationskanaelen ignoriert wirst. Also wuerde ich noch einen Versuch unternehmen, und sollte er den Kontakt wirklich nicht wieder aufnehmen wollen, dann ist das sehr schade, aber dann musst Du das leider akzeptieren. Das ist hart, aber leider nicht immer vermeidbar.

Ich wuensche Dir viel Staerke und alles Gute.
Judith