Problem von Unbekannt - 24 Jahre

Ohne Kompass in der Welt unterwegs...

Hi KuKa-Team,

ich stecke derzeit wirklich in einer existenziellen Krise. Meine derzeit aktuellen Themen belasten mich sehr und ich sehe keinen ersichtlichen Weg...

Nach dem Mittleren Bildungsabschluss habe ich eine Fliesenlegerausbildung begonnen und konnte diese erfolgreich abschließen. Jedoch musste ich feststellen dass das Leben mehr beinhaltet als tagelang in einem Keller, allein, Fliesen zu verlegen. Ich habe als frischer Geselle, meiner Meinung nach, gut verdient war aber unzufrieden. Nach dem Zivildienst im Behindertenfahrdienst dachte ich mir, Mensch, in dem Bereich bleibst du und machst die Ausbildung zum Rettungsassistenten. Leider haben mir dann Beschwerden im Lendenwirbelbereich und gesetzliche Regel-Änderungen, hinsichtlich der Ausbildung einen Strich durch die Rechnung gemacht... Ich stand kurz vor dem „Nichts“ und erkundigte mich über Umschulungsmaßnahmen. Kurzerhand hatte sich dann was ergeben. Ich bin nun in einem Lehrgang zum Heilpraktiker... Hierbei ist anzumerken, dass niemand einen frisch gebackenen Heilpraktiker einstellt, da die kostspieligen Qualifikationen fehlen. Ich bin 24, im vierstelligen Bereich durch die Ausbildung verschuldet, mein Auto bekommt keine TÜV-Zulassung mehr und ich bin darauf angewiesen. Ich sehe wirklich keine Perspektiven mehr...
In meinem Alter einen Null-Verdienst zu haben ist derart schwierig. Ich bin nun nervlich so unter Dauerbelastung, dass ich wirklich am überlegen bin die Umschulung zu schmeißen sobald ich ne reguläre Ausbildungsstelle gefunden habe. Ich wohne hier in einer ländlichen Gegend und habe keine Chance auf einen Nebenjob, mein Wohnort/Umfeld sagt mir überhaupt nicht zu und fühle mich hier auch nicht wohl...

Christian Anwort von Christian

Hallo Du!

Deine Situation klingt sehr schwierig mir ist beim Lesen ein kalter Schauer über den Rücken gegangen. Ich hoffe dir folgend ein paar Ansätze geben zu können damit du aus deinem Tal wieder raus kommst aber ich bin mir ganz sicher, dass es einen gangbaren Ausweg für dich geben wird.

Zu deiner Ausbildung zum Heilpraktiker kann ich dir leider keinen Rat geben ob du diesen Lehrgang zu Ende machen solltest oder aber du besser damit fährst diesen Lehrgang abzubrechen. Ich würde dir raten das ganz rational abzuwägen: 1) Möchtest du diesen Beruf ausführen? 2) Was werde ich dabei verdienen können? 3) Was kostete mich die Ausbildung und welche kosten kommen noch auf mich zu? Ich denke damit kann man ganz gut abwägen ob man die Ausbildung abbricht und Schadensbegrenzung vorzieht oder, oder, oder. Das musst du für dich selbst herausfinden einen Rat kann ich dir da leider nicht geben weil ich zu wenig weiß.

Falls du wirklich eine weitere Berufsausbildung antreten möchtest muss ich dir sagen, dass 24 Jahre zwar noch nicht zu alt sind aber aus deiner Nachricht geht nicht hervor in welchem Bereich du eine Ausbildung machen wirst. Findest du nun doch die Möglichkeit in den ursprünglichen Bereich eine Ausbildung zum Rettungsassistenten (oder Krankenhaus, Altenheim) zu machen, dann nur zu aber wieder etwas anderes? Die Frage wäre eben ob das dann besser sein wird als das bisherige?

Spricht medizinisch dein Rücken nicht gegen das Arbeiten als Fliesenleger (das müsstest du mal mit einem Orthopäden klären) und du solltest keine Ausbildung zum Rettungsassistenten (oder so) machen können, dann würde ich an deiner Stelle wieder als Geselle tätig werden und bei deinen Bewerbungen diese Möglichkeit als Option einbeziehen. Ich habe von einem Freund gelernt, dass es Techniken gibt besonders rückenschonend zu arbeiten und dass solche Kurse sogar von den Krankenkassen gerne bezahlt werden. Als Fliesenleger könntest du dann etwas Geld verdienen um von den Schulden runter zu kommen und versuchen mit dem Geld in ein anderes Umfeld zu kommen. Es gibt eben auch Jobs die etwas schwieriger sind, zu denen man einen guten Freizeitausgleich braucht und wenn sie dann als einzige offene Möglichkeit bleiben… Es heißt ja nicht, dass es innerhalb des Bereiches keine Entwicklungsmöglichkeiten gibt. So gehen immer wieder Handwerker ins Büro und üben organisatorische Tätigkeiten aus oder wenn sie nicht im sozialen Bereich arbeiten können haben sie nach Feierabend ein soziales Umfeld indem sie leben und tätig sind. Das Paradoxe ist ja: Gerade im Bereich wo mit Menschen gearbeitet wird gibt es statistisch das meiste Mobbing. Das mag man nicht meinen aber soweit man Studien des DGB trauen kann ist das so. Dann wünscht man sich vielleicht sogar in seinen kühlen Keller zurück.

Wegen dem Auto nur noch ein paar Worte. In fast jedem Ort gibt es Schrauber die dir bestimmt mal einen Gefallen erweisen würden. Diese Menschen findest du entweder in Motorradstammtischen (ich meine nicht Hells Angels oder Bonditos) sondern ganz seriöse! Manchmal aber auch Autotuner. Diese Menschen haben meistens einen oder mehrere Schrauber unter sich. Man erkennt sie an tiefer gelegten Autos oder findet sie in Motorradkneipen. Da kann man glück haben und da ist ein KFZ-Mechaniker/Meister oder auch einfach Leute die es auch ohne Ausbildung können. Meistens wissen sie sogar welcher TÜV oder welche Dekra besonders „freundlich“ ist. So was spricht sich gerade unter Motorradfreunden sehr schnell rum und meist sind diese Leute sehr aufgeschlossen und sehr tolerant. Natürlich reden wir nicht von Schwarzarbeit sondern dass man halt eine Gegenleistung anbietet wie Auto gegen gefliesten Keller und eine Kiste Bier oder irgendwas. Man freundet sich schnell an und hat dann den richtigen für jeden Fall…

Alles Gute, Christian