Problem von Dominik - 17 Jahre

Unterdrückung durch Religion

Hallo liebes Kummerkasten-Team

ich bin 17 Jahre alt und fühle mich von meinen Eltern unterdrückt,
so dürfen z.B. mein Bruder(22) und ich Sonntags das Haus nicht verlassen ,
was ja an sich nicht schlimm wäre , wenn es ein sogenannter "Familientag" wäre.
Stattdessen werden wir gezwungen(!!!), Sonntags einen Fernsehgottesdienst von einer amerikanischen Kirche anzusehen,
sollten wir mal eine Minute zu spät im Wohnzimmer erscheinen , behandelt man uns als hätten wir etwas unglaublich schlimmes getan.
Den Rest des Tages dürfen wir wie bereits oben genannt das Haus nicht verlassen und auch keine Freunde nach Hause einladen, unsere
Eltern hingegen verlassen jeden Sonntag das Hausund gehen wandern , während mein Bruder und ich zuhause bleiben müssen.
Warmes Essen ist Sonntags ebenfalls Tabu mit der begründung "Es ist Sonntag".
An allen anderen Tagen müssen wir spätestens um 6 Uhr zuhause sein , ansonsten bekommen wir nichts mehr , selbst wenn wir nur 1 Minute(!) zu
spät sind. Morgens müssen wir bis 9 Uhr und Mittags bis 1 Uhr gegessen haben(Brot) ansonnsten bekommen wir ebenfalls nichts mehr.
Essen dürfen mein Bruder und ich nur in der Küche , während meine Eltern im Wohnzimmer essen und nebenbei fernsehen.
Die Erlaubniss sich einen Pc kaufen zu dürfen bekam ich erst mit 16 Jahren als ich einen Ausbildungsvertrag bekommen habe , Internetzugang hab ich nur bei Freunden ,
bei denen ich mich ja nur bis kurz vor 6 Uhr aufhalten darf. Mein Vater durchsucht regelmäßig meine Taschen und schubläden, unsere Zimmerschlüssel wurden uns weggenommen,
was zur folge hat , dass wir eine nur sehr stark eingeschränkte Privatsphäre haben.
Mein Ausbildungsgehalt steht mir auch nicht zur verfügung, so bekomme ich Monatlich nur 100 € , 50 € nehmen meine Eltern , weil ich bei denen wohne , 10% meines
Bruttogehaltes werden an eine Kirche in Hamburg gespendet , weil in der Bibel stehen soll , dass man ein zehntel seine sbesitzes spenden soll.
Über gewisse Regeln kann man sich nicht unterhalten , die Regeln gelten nämlich "weil sie es sagen " und wir müssen uns daran halten , weil in den
10 Geboten steht , dass man Vater und Mutter ehren soll.
Bevor ich "Christ" wurde musste ich mir jeden Tag anhören , dass ich ja in die Hölle kommen würde , wenn ich nicht an
Gott und Jesus glauben würde , was bei einem 11 jährigen Kind natürlich wirkung zeigt. Ich hab immer alles getan was
meine Eltern gesagt haben und hatte in der Schule gute Noten. In der Schule wurde ich immer gemobbt , weil ich im vergliech zu meinen
mitschülern nichts durfte.
Als ich 13 Jahre alt war kam mein Vater zu mir an und sagte zu mir , dass ich doch mal endlich wissen solle was ich beruflich machen wolle.
An dem Tag durfte ich erst wieder nach Hause kommen , nachdem ich einen Praktikumsplatz gefunden hatte. In den jahren darauf sollte
ich in den Ferien immer arbeiten , das Geld , was ich dadurch bekommen hatte wurde , so ähnlich aufgeteilt wie jetzt mein Ausbildungsgehalt
aufgeteilt wurde.Im alter von 15 Jahren kamen mir dann langsam zweifel,ob die ganze sache mit Religion und so überhaupt richtig sei,
was zur folge hatte , dass ich mehr und mehr stress von meien Eltern bekam, da ich wenn ich an Gott und Co. zweifeln würde
in die ewige verdammnis käme. Seitdem mach ich wieder alles , was meine Eltern sagen , um meine Ruhe zu haben.
Von Freuden hör ich oftmals , dass sie sich schon längst gegen solche Eltern zur wehr gesetzt hätten , was ich aber nicht mache ,
da ich nicht weiß , was die folgen wären.
Mein Gefühl ist , dass meine Eltern das Christentum als Deckmantel benutzen um uns zu unterdrücken.
Ich interessiere mich in keinster Weise mehr für Religion , weil diese nur negative Erinnerungen für mich haben.
Ich möchte auch nicht , dass gegen meinen Willen mein Ausbildungsgehalt an irgendeine Kirche gespendet wird.
Ich möchte einfach die gleichen Rechte haben wie andere in meinem Alter.
Am liebsten würde ich mir eine Wohnung mieten und mein Leben selber orgarnisieren , was anfangs etwas schwieriger wäre,
aber es ist mir wesentlich lieber mein Lebern selber zu orgarnisieren anstatt unterdrückt zu werden , keine Privatsphäre zu
haben , keine Gewalt über das eigene Geld zu haben und mit der ewigen Verdammnis bedroht zu werden.

Meine Frage ist , wie kann ich mich mit 17 Jahren gegen so etwas wehren?
Kann ich überhaupt schon mit 17 Jahern von zuhause ausziehen?

Ich würde mich über Tipps und ähnliche hilfen sehr freuen.
Ich wünsche euch ein schönes wochenende und schöne Pfingsten :)
MfG
Dominik

Dana Anwort von Dana

Lieber Dominik!

Ich habe dein Problem aufmerksam gelesen und mir lief es kalt den Rücken hinunter.
Das, was deine Eltern mit euch betreiben, ist schon Missbrauch, nicht nur "religiöse Unterdrückung".

Sie scheinen wirklich im religiösen Wahn zu sein, Gehirnwäsche ist da noch das Netteste, was mir einfällt.

Ich habe mir dein Thema geholt, weil ich auch gläubig bin, das jetzt aber nicht unbedingt am Christentum festmache und weil mein Lebensgefährte als junger Erwachsener etwas ähnliches durchmachte wie deine Eltern. Er wurde "hirngewaschen" von einem freichristlichen Pastor, der erst in Köln tätig war und später in die USA ging und vor kurzem auch sehr starke Negativschlagzeilen gemacht hat, weil er öffentlich den Koran verbrannt hat. Mein Partner hat sehr lange gebraucht, bis er aufgewacht ist und bis er sich dann davon erholt hat. Heute gelingt es ihm wieder, eine Kirche zu betreten, seinen Glauben hat er nicht verloren, aber es hat ihn stark geprägt.

Christlicher Wahn ist immer zerstörerisch - und absolut nicht das, wofür Gott steht! Es ist schrecklich, dass Menschen es immer schaffen, aus etwas Gutem etwas total Schlechtes zu machen. Es gibt nichts, was einfach "rein gut" bleiben darf.

Wichtig ist, dass du und dein Bruder sofort handelt und raus aus dieser Familie kommt. Deine Eltern - egal, ob sie das gut oder nicht gut meinen - sind nicht in der Lage, euch beiden ein normales Zuhause zu bieten. Ihr leidet unter Missbrauch, auch wenn das nicht so aussieht. Aber die Zwänge, die fehlende Privatsphäre, der Essensentzug, die fehlende Liebe und die anderen Dinge, die du aufgezählt hast, weisen deutlich auf Missbrauch hin.

Ich möchte dir raten, sofort mit deinem Bruder zum Jugendamt zu gehen und um Hilfe zu bitten. Schildert die Situation auf sachliche Weise und erbittet Hilfe. Dein Bruder ist zwar schon 22, aber er fällt durchaus noch in den Zuständigkeitsbereich des Jugendamtes, wenn er sich nicht selbst helfen kann. Du bist 17 und auf jeden Fall in deren Zuständigkeitsbereich. Das Jugendamt findest du leicht über Google. Einfach "Jugendamt" und deine Heimatstadt angeben, dann solltest du die Adresse rausfinden. Geht einfach hin, kein Termin, kein voriger Anruf, geht einfach hin. Lasst euch nicht abweisen (manche Beamten sind müde und wollen nicht so richtig), sucht, bis ihr einen/eine habt, der/die euch wirklich hilft.

Bei solchen "christlichen Fehlleitungen" und Missbrauch ist es auch völlig falsch, mit euren Eltern zu reden, das wird nichts bringen. Ihr braucht Hilfe von außen. Was auch noch eine Möglichkeit wäre, ist die Caritas. Die ist kirchlich und kennt sich mit solchen Problemen auch sehr gut aus. Gerade diese Fehlauslegung des Christentums, gepaart mit Missbrauch fällt durchaus in ihren Zuständigkeitsbereich. Dort gibt es Sozialarbeiter, die euch in Wohngruppen unterbringen können etcpp. Dazu müsst ihr gar nicht gläubig sein, ihr bekommt trotzdem Hilfe.

Um den Sitz der Caritas rauszufinden, kannst du wieder Google benutzen. Wenn es in eurer Stadt keine gibt, dann schau in der nächsten Nachbarstadt.

Ich würde hier wirklich meine wichtigsten Sachen in den Schulrucksack packen und dann statt Schule zum Jugendamt gehen oder zur Caritas. Ihr müsst aus eurem Zuhause raus. Auch wenn du noch nicht volljährig bist, ist das möglich. In SO einem Fall sowieso, weil Gefahr für eure Psyche besteht. Für Leib und Leben wohl nicht ganz, aber Freiheitsberaubung und das Abnehmen deines Lohns sind schon nah dran. Schildert all das, was ihr mir geschildert habt, nehmt vielleicht deinen Brief hier mit und meine Antwort und tut was. Bitte. Das Amt hilft, in Zusammenarbeit mit dem Sozialamt. Dein älterer Bruder kann da sogar eine Hilfe sein, zB dass ihr zusammen zieht und er die Fürsorge für dich übernimmt, mit der Hilfe vom Jugendamt. Ich bin zwar nicht total informiert, aber ich könnte mir denken, dass das geht.

Ich habe eine Schülerin gehabt, die missbraucht wurde und ausziehen durfte. Jugendamt und Sozialamt haben sie zwar fast jeden Nerv gekostet (die Mühlen arbeiten manchmal langsam und man muss oft auf die Behörde wegen der Finanzen), aber sie ist jetzt wesentlich entspannter und glücklicher.

Kämpft für eure Rechte, lasst euch bitte nicht unterkriegen, ihr seid auf der richtigen Seite!

Euch alles Gute und viel Erfolg! Habt Mut!!

Liebe Grüße,

Dana