Problem von Anonym - 25 Jahre

Mein Freund interessiert sich nicht für mich

Hallo,
ich bin seit ein-zwei Jahren sehr unglücklich mit meinem Freund. Ich habe das Gefühl, dass er sich absolut nicht für mich interessiert. Wir sind seit sechs Jahren zusammen. Ich möchte seit so vielen Jahren schon mit ihm zusammenziehen aber er sagt nur "mal schauen". Ich habe bereits eine kleine Wohnung und mein Freund wohnt noch bei seinen Eltern, er ist genauso alt wie ich. Genauso will er nicht mit mir in den Urlaub fahren (mit seinen Freunden schon, was er auch schon oft gemacht hat!), was ich mir jedes Jahr so sehr wünsche. Das alles habe ich ihm schon sehr oft gesagt. Ich habe ihm genau gesagt was mich stört und fordere ihn auch ständig auf mit mir zu reden, warum er nicht mit mir zusammenziehen will/in den Urlaub fährt oder über die gemeinsame Zukunft reden will. Mein Freund kommt jeden abend zu mir, allerdings sehr spät abends gegen 23 Uhr. Ich habe den Eindruck, dass er gar nichts mit mir zu tun haben will. Zu ihm gehe ich schon seit einem Jahr nicht mehr, da ich vor seinen Eltern nicht auf "heile Welt" machen kann. Mein Freund sagt zwar oft, dass er mich liebt und ich glaube ihm das auch wenn er bei mir ist, aber wieso geht er nicht auf meine Wünsche ein? Wenn ich ihn nach seinen Wünschen frage, wie er sich unsere Zukunft vorstellt, was er in seinem Leben machen will, kommt NICHTS! Er plant nichts. Es gibt gar kein WIR, das hat es noch nie gegeben. Ich denke sehr oft daran schluss zu machen, aber ich habe Angst, dass ich niemanden mehr finde, der mich liebt. Aber es tut sehr weh zu merken, dass wir keine gemeinsame Zukunft führen können, ich würde es mir so wünschen. Er ruft mich auch nie an, was ich sehr oft tue, Ich habe das Gefühl mit ihm nicht voran zu kommen, das Gefühl habe ich seit 5 Jahren. Das einzige was mich bei ihm hält ist, dass ich mich bei ihm Geborgen fühle. Und die Hoffnung, dass er sich irgendwann auf mich einlässt und "wir" eine gemeinsame Beziehung führen können. Es wäre schlimm für mich schluss zu machen, denn ich habe eine soziophobie und es war schon schwer, mich auf meinen Freund einzulassen.
Unser Alltag sieht so aus, dass er morgends aufsteht, zur Arbeit fährt- er macht sich aber nicht in meiner Wohnung fertig, sondern bei sich zu Hause, ich setzt mich vorn PC (Bachelorthesis) und abends um 23h kommt er wieder zu mir zum schlafen. Oft kommt er nicht zu mir und ruft mich auch nicht an um bescheid zu sagen, dann warte ich viel zu lange auf ihn, nur um zu merken, dass er nicht mehr kommt. Vor einem Jahr war das anders, da habe ich oft die initiative ergriffen, ihn angerufen wo er ist, bin zu ihm gefahren um auch bei ihm zu schlafen, aber jetzt will ich nicht mehr die initiative ergreifen, ich will, dass er auf mich zu kommt und sagt "hey, ich habe dann und dann einen besichtigungstermin vereinbart für "unsere" wohnung", oder das er mal sagt was er will...ich kann nicht mehr so weiter machen. Bitte gebt mir einen Rat

Judith Anwort von Judith

Hallo liebe Unbekannte,

Also, mein erster Gedanke war ehrlich, warum Du das den alles so mitmachst. Klar, da ist sicher auch viel Frust und Wut auf Deiner Seite, die sich über Jahre angestaut haben. Aber wenn man das alles aufzählt, dann klingt es nicht gut. Dein Freund meldet sich nie, kommt nur zum Schlafen zu Dir, gemeinsame Pläne will er nicht schmieden, und würdest Du nicht das ein oder andere anregen, wuerde gar nichts passieren. Das finde ich nicht nett, schon gar nicht liebevoll, und auch nicht gerade respektvoll...!

Du schreibst, dass Du unter Soziophobie leidest, aber leider nicht, ob das aerztlich diagnostiziert ist, und ob Du in Therapie bist. Natürlich verstehe ich, dass es mit solchen schweren Ängsten ungleich komplizierter für Dich ist, und die Öffnung Deinem Freund gegenüber ein grosser Schritt war. Aber Du darfst nicht nur aus Angst vor Änderung bei ihm bleiben.

Ich rate Dir zu einer Therapie, damit Du lernst mit Deinen Ängsten besser umzugehen. Du wirst sehen, das stärkt dann auch Dein Selbstbewusstsein und Du wirst be Deinem Freund klarer einen Standpunkt vertreten koennen. Google mal "Gespraechstherapie" und den Namen Deiner Heimatstadt, da bekommst Du Ergebnisse. Deine Soziophobie, muss bestaetigt und ggf. behandelt werden.

Bei jemandem zu bleiben, nur um nicht allein zu sein, das ist kein Grund! Wenn Du mehr von Deinem Freund brauchst, wenn es Dir wichtig ist zu planen und einen Schritt nach vorn in der Beziehung zu machen, dann musst Du ihm das klar kommunizieren. Und vor allem musst Du die Starke haben, Konsequenzen zu ziehen, wenn sich nichts aendert.

All das wird in einer Therapie beleuchtet und aufgebaut.

Alles Gute wuensche ich Dir!
Judith