Problem von Anonym - 21 Jahre

Keine Freunde / Aussenseiter

Am 26.05.2012 hatte eine Nachricht unter dem Namen XXX an euch weitergeleitet. Warum habe ich bis heute nichts von euch gehört? Wollt Ihr dies als harmlos abtun, was ich euch anvertraut habe? (...)

ORGINIAL:

Guten Tag,

ich bin in einer Kleinstadt im Norden Bayerns aufgewachsen. Seit meiner Kindheit habe ich mich nie integriert gefühlt. Ich bin ein Mittzwanziger und habe das Gefühl in einer Sackgasse gelandet zu sein. Obwohl diese Stadt über 30.000 Einwohner innehat, fühlt man sich wie in einem Dorf, da jeder jeden kennt. Aufgrund meines Charakters habe ich mich bei meinen Mitmenschen nie wirklich beliebt gemacht. Oft habe ich meine Schulzeit als Außenseiter verbringen müssen. Oft versuchte ich mich zu integrieren und das ohne Erfolg. Viele Male, auch während der Abiturvorbereitung bin ich von vielen meiner Mitschüler auf das Übelste beschimpft und beleidigt worden. Mittlerweile sehe ich meine ehemaligen Peiniger auch auf der Uni in der oben genannten Kleinstadt. Sie verbreiten Gerüchte über mich, wodurch andere Studierende sich von mir distanzieren wollen. Zu meinen Mitstudenten habe ich keinen Kontakt, da sie immer in Gruppen zusammen sind und mich immer von ihren Lerngemeinschaften ausgeschlossen haben. Sie kennen sich alle von früher und haben nichts mit mir gemeinsam, da ich für sie zu fremd bin. Sie versuchen mir immer aus dem Weg zu gehen und antworten mir nicht oder sehr dreist wenn ich sie etwas frage. Das überfordert mich sehr stark, weil ich in dieser Schule alles alleine machen muss und durch diesen Druck zerbreche. In dieser Uni ist alles zu verschult, denn es fallen pro Semester gerade einmal 40 Studierende je Studiengang an. Ich wünschte mir in eine andere Stadt zu ziehen, doch meine Eltern verbieten es mir. Ebenso bin ich unsicher wohin ich gehen soll, wo meine Studienleistungen anerkennt werden können. Ich fühle mich in dieser Kleinstadt sehr einsam. Ich werde aus banalen und voreiligen Schlüssen sofort schlechter angesehen als ich es in Wirklichkeit bin. Viele meinen in dieser Stadt, dass ich nicht normal sei und geschlechtlich verwirrt sei. In dieser Stadt habe ich nie Freunde gehabt. Manchmal denke ich mir, dass es besser gewesen wäre, wenn ich mir das Leben genommen hätte. Ich versuche spontan zu sein, und gehe auch in Diskotheken. Hier habe das Gefühl, dass die Leute hier zu beschränkt und verschlossen sind. Ich fühle mich einfach nicht dazugehörig. Meine Eltern beschuldigen mich, dass alles meine Schuld ist, warum ich von anderen nicht gemocht werde.

Judith Anwort von Judith

Hallo Unbekannter,


Wir nehmen jedes Problem hier ernst, ausser die offensichtlichen Faker. (Du solltest mal sehen, wieviel Muell hier teilweise eingereicht wird - offentlichlich erlogene und ausgedachte Probleme von gelangweilten Leuten - durch den Quatsch muessen wir uns erstmal wuehlen, bis wir zu ernsthaften Problemen kommen, die unsereZeit wert sind. Leider faellt dabei mal dasein oder andere Problem hinten runter, da wir WESENTLICH mehr Zuschriften bekommen, als wir beantworten koennen. Wir machen das alle ehrenamtlich, haben alle Jobs oder studieren / machen eine Ausbildung. Dies ist unsere Freizeit, aber wir helfen einfach gern.)

Ich sehe, dass Du leidest. Und gern gebe ich Dir auch einen Rat. Ich habe Deine 2. Zuschrift etwas "entschaerft", da da doch sehr viel Wut auf uns drin lag, weil wir nicht antworten. Das verstehe ich, und ich wollte Dir vorab gleich sagen: Wenn Du schnell Hilfe brauchst, dann sind wir einfach nicht das Richtige Medium. Fuer akute Hilfe gibt es beispielsweise die Telefonseelsorge (Telefonnummer 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222), die rund um die Uhr erreichbar ist.

So. Nun aber zu Deinem Problem.
Es tut mir leid, dass es Dir in der Kleinstadt immer schon schwer gemacht wurde, und Du auch im Studium nicht integriert bist. Du schreibst von Mobbingsituationen. Luegen und Geruechte machen es Dir schwer, einen positiven Ruf aufzubauen. Du bleibst ziemlich allgemein in Deiner Beschreibung, sagst, dass Dein "Charakter" es Dir schwierig macht, Freunde zu finden.

1. Ich glaube, dass ein Tapetenwechsel fuer Dich gut waere.
Das verschulte Studiensystem, immer dieselben Leute, Geruechte und Luegen, all das machen es sehr schwer. Ich bin nicht jemand, der zur "Flucht" raet - aber manchmal ist ein frischer Anfang das beste. Du bist 21 Jahre alt, Deine Eltern koennen Dir per se nichts "verbieten"! Erkundige Dich mal nach Moeglichkeiten, an eine andere Uni zu wechseln. Geh zB zur Studienberatung. Und frag mal beim BafoeG Amt nach, falls Du finanzielle Unterstuetzung brauchst. Eine etwas groessere Stadt ist vielleicht eine gute Wahl.

Du schreibst nicht von Hobbies oder Interessen. Aber wenn Du etwas hast, was Dir liegt, dann trittst Du vielleicht einem Verein bei? Chor, Volleyball, Debating Club - was auch immer Dir liegt. Da lernst Du Leute in anderen Zusammenhaengen kennen, das macht die Integration einfacher.

2. Ich halte es auch fuer eine gute Idee, wenn Du mit einem Psychologen sprichst.
Die Unis bieten oft psychologische Beratungen an. Oder Du googelst einfach mal "Psychologe" und den Namen Deiner Stadt. Ich schlage das nicht vor, weil ich denke, dass etwas mit DIR nicht stimmt, sondern weil ich einfach in Deinen Emails viel Verletzung, Resignation und auch Wut spuehre. Damit musst Du lernen umzugehen. Die Jahre in der Kleinstadt mit einer unschoenen Situation als Aussenseiter nach den anderen sind zermuerbend, und haben Dich sicher total mitgenommen - sonst kaemen da nicht die Suizidgedanken. Das ist alarmierend! Auch Deine Eltern scheinen leider nicht gerade die grosse Unterstuetzung fuer Dich zu sein, also mach den ersten Schritt, und such Dir Hilfe, jemandem Professionelles zum Reden.

Lass Dir dabei helfen, Dein Selbstbewusstsein zurueck zu gewinnen und trotz vieler Zurueckweisungen ein ausgeglichener und froehlicher junger Mann sein sein. Das wuensche ich Dir von Herzen.

Alles alles Gute!
Judith