Problem von Phong Hing - 18 Jahre

Unerwünschter "Freund" macht mich psychisch fertig

Hallo liebes Ku-Ka-Team,

da ich im Moment keinen anderen Weg mehr sehe, dachte ich, ich sollte mich an euch wenden, da ihr oft gute Ratschläge gebt, wenn die Leute selbst den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Wenn ich mir so ansehe, was manche Leute hier für schlimme Geschichten erzählen, habe ich schon fast ein schlechtes Gewissen mich mit so einem Problem an euch zu richten, aber dieses eigentlich banale Problem belastet mich mittlerweile doch mehr, als man sich das vorstellen kann.

Also, das Problem ist folgendermaßen:
Durch einen "Zwischenfall" kam vor etwa einem Jahr ein neuer Freund in unsere Clique, eigentlich etwas ganz normales.
Wir sind mit ihm einige male fortgegangen, z.B. in unsere kleine Dorfdisco, nennen wir es mal das "Francisco".
Doch nach einiger Zeit beschwerten sich die ersten (natürlich ohne das er davon etwas mitbekommen hätte), dass sie ihn irgendwie nicht mögen und er ihnen auf die Nerven ginge. Ich habe mich innerlich dagegen gewehrt, denn ich habe schon mitbekommen wie andere Leute einfach nur ohne wirklichen Grund durch irgendeine Gruppendynamik ausgeschlossen wurden, und das verletzt und kommt Mobbing sehr nahe.

Ich habe die anderen also auf dieses Thema hingewiesen und wir haben uns nochmal geeinigt uns unvoreingenommen auf den "Unerwünschten" einzulassen.

Ergebnis: Nach wie vor konnten wir uns nicht wirklich mit ihm anfreunden.

Er ist einfach eine widerstehliche Persönlichkeit, man hat dauernd das Gefühl er wöllte sich aufplustern und fände sich unheimlich cool, pöbelt innerhalb der Gruppe usw. und versucht sich damit irgendwie seinen Status innerhalb der Gruppe zu verbessern. Er ist hyperaktiv (laut eigener Aussage) und zuckt deshalb ständig mit den rechten Oberarm, was uns leider auch regelmäßig in den Wahnsinn treibt.

Da er durchaus auch noch eigenen Freunde hat, dachten wir, wenn wir unsere Ablehnung ihm gegenüber unterschwellig äußern, würde er vielleicht selbst denken: "Solche Idioten, mit denen will sich nichts mehr zu tun haben" und gänzlich zu seinen alten Freunden zurückkehren.

Wir grüßten ihn also nicht mehr, machten gemeinsame Unternehmungen ohne ihn und ließen es ihn hinterher unauffällig wissen usw.

Die Folge: Man hatte das Gefühl er hatte es nicht verstanden bzw. wohl eher, dass er es ignoriert.

Anscheinend sieht er uns als die "Cooleren Chiller" oder so und bezeichnet uns ständig als "Delirium-Mannschaft".

Weil wir keinen anderen Ausweg mehr wussten, haben wir dann eine geheime Facebook-Gruppe gegründet und fortan alle Unternehmungen dort heimlich geplant, haben technische Vorkehrungen getroffen um ihm vorzugaukeln wir säßen auch nur zu Hause und alles erdenkliche getan um uns von ihm zu isolieren.

Ab hier beginnt meine eigene Leidensgeschichte.
Während ich nach außen hin mit den anderen scherzhaft über dem "Jockel", wie wir ihn nennen, lachen, habe ich tief in mir drin schreckliche Schuldgefühle.
Ich will es ihm ja sagen, doch ich will ihn nicht verletzen und habe Angst, dass er sich etwas antun könnte.
Es wird wirklich immer schlimmer, erst konnte ich nurnoch daran denken wie wir das Problem am besten endgültige lösen könnten.

Wir sind ratlos. Nun kann ich nachts nicht schlafen, habe Alpträume in denen der Jockel auftaucht, wache nass geschwitzt auf, habe ein ständig schlechtes Gewissen und habe manchmal das Gefühl ich Stünde kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Sogar meine schulischen Leistung haben so stark abgenommen, dass ein Zusammenhang mit dieser Geschichte nicht von der Hand zu weisen ist, ich kann mich einfach nicht mehr konzentrieren.

Ich habe bereits mit meinen Freunden gesprochen, bei ihnen ist es zwar nicht so extrem, doch auch ihnen macht die Situaton teilweise zu schaffen.
Die Auswirkungen des "Jockel"-Problems auf meine Psyche führt jedoch nur dazu, dass meine Freunde nun noch mehr auf dem Jockel "herumtrampeln", weil sie ihn dafür hassen dass es mich so kaputt macht.

Ich häte nie gedacht dass sowas mich so fertig macht, manche schäme ich mich für mich selbst. bitte liebes KuKa team ich brauche hilfe.

vielleicht gibt es auch noch mehr die so wie ich leiden, quasi die andere Seite des Mobbing, die mobber, wir sind doch alle nur menschen.

was soll ich tun???????????

Dana Anwort von Dana

EDIT: Du hast ein externes Feedback zu deinem Problem erhalten:

http://mein-kummerkasten.de/280826/Feedback-zu-Unerwuenschter-Freund-macht-mich-psychisch-fertig.html

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Lieber Phong Hing,

ich verstehe dein Problem SEHR gut. Manchmal sieht man Dinge oder Personen anders, wenn man mehr Zeit mit ihnen verbringt - und wenn dann eine Aversion entsteht, wie in eurem Fall, dann ist es schwieriger, sich dessen wieder zu entledigen.

Allerdings gibt es nur wirklich nur eine einzige Möglichkeit:

Ehrlichkeit.

Alles andere tut allen möglichen Menschen weh (merkst du ja sogar selbst) und ist absolut nicht der richtige Ausweg.

Diese Ehrlichkeit könntet ihr nun in zwei Punkten ausüben:

1. ihr holt ihn in die Runde und sprecht ehrlich mit ihm. Erklärt ihm, dass ihr ihn gerne in der Gruppe mitnehmt, WENN bestimmte Dinge einfach ausbleiben würden. Sprecht ehrlich mit ihm darüber, dass er sich aufplustert, dass das aber gar nicht sein muss, dass er so rumpöbelt, was ihr nicht mögt und dass er nicht "eine Rolle spielen" muss, nur um bei euch angesehen zu sein. Ihr könnt auch eine kleine Abordnung schicken, damit nicht die ganze Gruppe auf ihn einredet, zB zwei von euch, am besten sogar dich eingeschlossen, weil du selbst merkst, dass die andere "Taktik" keine wirklich gute ist. Erklärt ihm, dass ihr euch so mit ihm nicht wohlfühlt und dass es so nicht weiter gehen kann. Damit gebt ihr ihm eine Chance, sich zu ändern und dann doch noch ein akzeptiertes Mitglied eurer Gruppe zu werden.

2. eine kleine Delegation geht zu ihm und erklärt ihm, dass ihr euch mit ihm nicht wohlfühlt und dass er bitte der Gruppe ab jetzt fern bleiben solle. Diese Möglichkeit ist radikaler und unschöner, aber es ist auch eine ehrliche Möglichkeit. Ich habe mich auch schon "Freunden" auf diese Weise entledigt, die mir gegenüber keine Freunde waren. Man muss sich dann einfach mal durchsetzen und sich selbst schützen.

Es geht also darum, wie ihr verfahren wollt. Wollt ihr ihn einfach nur lossein oder meint ihr, es gäbe eine Möglichkeit, ihn etwas "umzupolen"? Ein Mensch ist es ja schon wert, dass man ihm diese Chance wenigstens gibt. Vielleicht erschrickt er auch und wacht auf? Ist mir schon passiert, im Gespräch mit jemandem, dessen Verhalten ich einfach nicht mehr ausgehalten habe. Vielleicht steckt hinter der Maskerade auch nur ein "kleiner Junge", der einfach gemocht sein will...von daher würde ich immer zur Möglichkeit 1 raten. Wenn er dann weiter plustert und ihr feststellt, dass er nichts verstanden hat oder wenn er euch anmotzt...dann könnt ihr ja immer noch Möglichkeit 2 wählen.

Aber alle anderen Alternativen sind keine. Heimlichtuerei ist keine, Hinten rum ist immer ganz schrecklich...und das spürst du ja gerade selbst - und das ist eigentlich gut so, denn das zeigt, dass du Hirn und Herz hast. Probiere, mit deiner Gruppe mal zu reden und überlegt euch eine Strategie, die als Hauptziel ein ehrliches Gespräch mit demjenigen hat. Das kann für ihn dann zwar auch schmerzvoll sein, aber das, was ihr momentan abzieht, ist viel schlimmer.

Ich wünsche euch gute Gespräche und den Mut, Dinge anzusprechen, die euch stören, ohne denjenigen als absolut übel dastehen zu lassen. Denkt immer dran: auch er ist ein Mensch mit Gefühlen.

Alles Liebe,

Dana