Problem von anonym - 23 Jahre

arbeit macht mich krank, aber ich kann nicht wechseln

hi,
mein problem steht zwar in einem größeren kontext, aber ich versuche mal, mein aktuell größtes problem zu schildern..

und zwar studiere ich und arbeite nebenher 15h pro woche als werkstudent in einem unternehmen.
anfangs (wurde 02/2011 eingestellt) habe ich mich rein aus interesse nach diesem job umgesehen, nicht des geldes wegen, auch machte die arbeit zu beginn noch einigermaßen spaß.
dann wurde der job zunehmend anstrengend, weil die erfolgserlebnisse fehlen (es geht um software-test, quasi eine sysiphus-arbeit), denke ich..
vor einigen monaten bin ich mit meinem partner zusammengezogen und bin dadurch inzwischen auch auf das gehalt angewiesen, da ich sonst meinen teil der miete nicht zahlen könnte.
nun macht mich die arbeit aber zunehmend krank. ich neige eh zur psychosomatik, lag deswegen vor jahren schon im krankenhaus und wurde nach anderthalb wochen als gesund entlassen (es konnten keine körperlichen ursachen gefunden werden etc)..
ich habe fast jeden arbeitstag durchfall, ich leide an schlafstörungen, habe regelrecht angst vor meinem chef (obwohl das team eigentlich nett ist), weil ich wieder nicht fertig geworden bin.. ich bekomme einfach nichts gescheites zustande, und dadurch wirds immer schlimmer, weil ich mich auf nichts konzentrieren kann.. in dieser spirale befinde ich mich nun seit etwa 2-3 monaten, nur dass es immer schlimmer und immer unerträglicher wird. anfangs dachte ich noch, das gibt sich wieder, dass es nur ein kleines tief ist (hab viele therapien hinter mir, bin depressive phasen gewöhnt), aber es wird immer krasser.
das ganze wirkt sich inzwischen auch auf meine beziehung und auf mein studium aus, alles läuft eher schlecht als recht, da ich von der arbeit gedanklich nicht wegkomme, auch wenn ich nur 2 tage die woche da bin..

eigentlich könnte man sagen, ich solle kündigen und mir was anderes suchen, wäre doch ganz einfach.
aber ich bin auf das gehalt angewiesen, zudem ist die stelle quasi sicher, auch wenn ich nur befristet bin (noch bis 01/2013). das unternehmen würde mir nicht kündigen, da sie die stellen kaum besetzt bekommen (haben hohe ansprüche) und mich daher auch so weiterbeschäfftigen würden. zudem würde ich keinen job mehr in dem unternehmen bekommenkönnen, wenn ich einmal gekündigt hätte, und das ist der nächste knackpunkt, da sie in der branche (auf die mein studium ausgelegt ist) im umkreis einer der größten arbeitgeber sind und es an alternativen mangelt (es gibt welche, aber nur wenige).
auch mein partner, der im gleichen unternehmen arbeitet (festangestellt), rät mir dringend von einer kündigung ab, und meint, dass es mir nach einiger zeit in einem neuen job genauso gehen würde (er kenne mich so weit, sagte er), zudem bestehe bei anderen jobs die ständige angst, gekündigt zu werden.
daher der titel, dass ich nicht kündigen kann, denn realistisch betrachtet sollte ich das wohl wirklich nicht tun..

nur was mache ich jetzt am besten? ich traue mich nicht zum arzt, grade weil an der psychosomatik noch der ganze rest hängt (mittlere bis schwere depression, laut mehrerer tests), und ich aktuell keinen arzt habe, dem ich vertraue.
mich macht die arbeit wortwörtlich krank, ich halte es kaum aus, hab mich schon mehrfach krankgemeldet, weil ich mich nicht hingetraut habe, aber kündigen ist kaum möglich..

daher bitte ich um rat..
danke..

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Ok, dann gucken wir doch mal miteinander, ob es nicht einen Ausweg gibt.

Das Problem mit der Psychosomatik, das du beschreibst, liegt wohl darin begründet, dass es dir zunehmend schlechter im Job geht, du Ängste entwickelst, Druck empfindest und daher auch körperliches Unwohlsein bekommst.

Dein Problem ist nicht der Job, meiner Meinung nach. Dein Problem ist die Angst. Und die Angst vor der Angst. Und diese Angst entwickelst du durch deinem Job, deinen Chef, damit, dass du nicht immer fertig wirst - und so steigert sie sich immer mehr und "macht dich krank".

Ich denke, es wäre sinnvoll, jetzt den Job von der Angst zu entkoppeln. Dir die Angst zu nehmen, die im Job verstrickt ist. Und das würde am besten gehen, wenn du den Mut haben könntest, mit deinem Chef mal offen zu sprechen. Du musst ja nichts von der Psychosomatik sagen, wenn du nicht möchtest, aber du könntest ihm mal erzählen, dass es dir momentan nicht so gut geht und du Angst hast. Angst vor dem Versagen, Angst davor, nicht zu genügen und dass dich das hemmt. Bringe deine Angstgegner auf deine Seite! Lege ein Band zwischen dir und den Dingen und Menschen, die zu deiner Angst beitragen. Beziehe sie mit ein!

Solange du nicht weißt, wie dein Chef denkt und solange er nicht weiß, wie es dir wirklich geht, ist da so viel Unausgesprochenes, dass du dir selbst Panik machst. Es ist viel Ungewisses und vielleicht könntest du viel mehr entspannen, wenn du zB wüsstest, dass dein Chef dir Verständnis entgegenbringt. Wenn du merkst, dass alles gar nicht so furchtbar ist!

Ich finde es immer schade, wenn Menschen wohl merken, dass sie Probleme haben, dann aber zu stolz oder zu ängstlich sind, sich Hilfe zu holen. Dein Freund reicht da nicht aus, er kann dich nicht komplett auffangen. Deine Arbeit muss den Angstfaktor verlieren. Und dazu gehört, sich mit den Menschen und dem Umfeld auseinander zu setzen und durch Gespräche Entspannung zu bekommen. UND es gehört eigentlich dazu, wenn du schon weißt, dass die Psyche gerne mal Streiche spielt, dass du dich ambulant von einem Psychologen mit betreuen lässt.

Die Seele und die Psyche sind zwei sehr komplexe Dinge im menschlichen Körper und sie nehmen viel mehr Einfluss auf den Menschen als man lange Zeit dachte. Hättest du eine chronische Krankheit, würdest du auch alles dran setzen, diese zu mildern oder heilen zu lassen, wenn möglich. Warum bei deiner Seele nicht? Wenn du momentan keinen Arzt deines Vertrauens hast, dann such dir einen. Geh los und klapper sie ab. Wenn du momentan keinen Therapeuten deines Vertrauens hast, mach es genauso. Such dir über Google in deiner Stadt Adressen raus und klapper sie ab. Du weißt ja, dass es dich nichts kostet, außer vielleicht die 10 Euro Praxisgebühr, wenn du keine Überweisung hast. Teste die Fachleute aus! Such den, der für dich passt, egal, ob Mann oder Frau.

Es bringt nichts, seine Ängste zwar zu kennen und die Symptome, die dann kommen. Das reicht nunmal nicht. Und sich einfach nur zusammenreißen...schön, wenn das ginge. Das überdeckt alles nur und später bricht es nur stärker aus.

Ich verstehe dich, wirklich. Ich weiß, dass Ängste einen fesseln können und dass man nur raus will aus allem, flüchten und nie wieder diese Gefühle haben. Aber wenn du dich dem nicht stellst, dann wird es sicher so, wie dein Freund sagt. Dann kommt ein anderer Job, es kommt ein anderer Druck, es kommen anders geartete Ängste...und das Problem an sich ist nicht behoben.

Ich kann dir nur wirklich raten, geh die Ursache der Ängste an. Sprich mit deinem Chef, vielleicht mit einem Mitarbeiter, den du magst, vertraue dich deinem Chef wirklich an, vielleicht hat er mehr Verständnis als du denkst und einen Rat parat! Ihr seid nicht die ersten Werksstudenten, die er hat, da bin ich sicher. Und da er der Chef ist, hat er sicher auch Erfahrung mit Menschen und vielleicht wirst du dich wundern, wie er reagiert. Und dazu sollte eine erneute Therapie kommen. Du sagst, du hattest schon welche, aber es dauert manchmal einfach, bis man 1. den richtigen Gesprächspartner erwischt und 2. diese Probleme auch wirklich beseitigt und verarbeitet hat.

Du bräuchtest jemanden, der dir wirklich Stärkung im Alltag gibt und der mit dir an den Situationen arbeitet, die dir dann so Angst machen. zB was du tun sollst, wenn eine Angstwelle kommt, weil du dich unter Druck fühlst. Oder was du tun sollst, wenn du nicht schlafen kannst, weil all die Bilder kommen. Das geht.

Ich wünsche dir, dass du dich nicht einfach hinsetzt und alles über dir zusammen fallen lässt. Kämpfe dafür, dass deine Psyche sich erholen darf. Das meiste davon hast du selbst in der Hand - die Hilfe von außen tut den Rest. Ich wünsche dir Geduld und Durchhaltevermögen. Es dauert einfach seine Zeit, die Erfolgsstufen gehen langsam nach oben.

Alles Gute!

Dana