Problem von Anonym - 44 Jahre

Wie soll es mit der Familie weiter gehen ...

Hallo zusammen,

ich bin seit über 5 Jahren mit meiner Frau verheiratet. Doch in letzter Zeit (obwohl wir schon früher Probleme hatten) eskaliert es mehr und mehr. Ich kann gar nicht alles schildern - es sind zuviele Punkte, aber ich will wenigstens einen kleinen Überblick geben. Von Anfang an:

Wir haben uns im Internet kennen gelernt. Nach einiger Zeit getroffen und - als Sie schwanger wurde - schließlich haben wir geheiratet. Das war vor über 5 Jahren und eigentlich war unser Glück perfekt. Meine Frau brachte 3 Kinder in die Ehe aber kaum war unsere Tochter geboren (also Ihr 4. Kind) starb einer der Söhne völlig überraschend und unvorhersehbar.

Danach folgte eine lange Zeit der Trauer, wobei meine Frau ganz anders damit umging als ich. Irgendwie haben wir diese Phase jedoch überwunden und sind zu einem "normalen" Familienleben zurück gelehrt. Meine, die jüngste Tochter entwickelt sich prächtig und zu den beiden (noch verbliebenen) älteren Kindern habe ich ein tolles Verhältnis.

Allerdings haben meine Frau und ich seit Jahren keine intimen Kontakte und leben mehr oder weniger aneinander vorbei. In letzter Zeit mehren sich auch finanzielle Probleme und aus Kleinigkeiten werden handfeste Streitigkeiten - was jedoch noch schlimmer ist, sie werden oft vor den Kindern ausgetragen. Danach folgt meist eine Phase der "Stille". Damit will ich sagen, dass meine Frau kein Wort mehr mit mir wechselt und ich mich gleichzeitig zurückziehe.

Dabei ist und war schon immer das Manko an unserer "Streitkulur", dass wir eigentlich nie richtig zu einem Ende gekommen sind und das Ganze immer irgendwie ohne Ergebnis, Absprache oder sonstwie beiseite gelegt wird - was natürlich bei jedem (vermutlich) "Narben" hinterlässt. Nach ein paar Tagen, manchmal auch Wochen des Schweigens gingen wir einfach wieder ´zur "Tagesordnung" über.

Ich habe zwar durchaus immer wieder einmal probiert "vernünftig" miteinander zu reden, doch das verweigert meine Frau in der Regel. Andererseits "beruhigt" Sie sich immer wieder und wir machen irgendwie weiter als wäre nichts geschehen (obwohl das Geschehene merklich "in der Luft" liegt). Unsere Beziehung kühlt sich so mehr und mehr zu einer Zweckgemeinschaft ab - und nun, wo die finanziellen Probleme überhand nehmen bröckelt auch dieser, letzte Zusammenhalt mehr und mehr.

Was kann ich/können wir tun ???

Mir ist klar, dass es kein "Patentrezept" gibt. Ich kann hier auch bei weitem nicht schildern was genau, wie oft oder in welchem Zusammenhang vor sich geht. Doch vielleicht kennt ja jemand etwas ähnliches oder es gibt Leute mit gleichen Erfahrungen, die helfen können. Ich will jedenfalls diese Frau und die Kinder nicht verlieren !!!

Ich antworte gerne auf Fragen, falls jemand mehr wissen möchte. Ich bin für jede Hilfe dankbar und hoffe, dass wir auch in 30 oder mehr Jahren noch glücklich miteinander sind (was zur Zeit leider nicht der Fall ist).

Danke für die Hilfe!

Anwort von Vincent

Hallo!

Ich finde es toll von Dir, dass Du trotz einer solchen Durststrecke bereit bist, für Euer Familienglück zu kämpfen.

Das zentrale Problem ist nicht das Streiten selber, das kommt in allen Ehen vor. Der Knackpunkt ist Eure "Streitkultur". Zum einen trägt man Konflikte nun wirklich nicht vor den Kindern aus. Die hatten genug damit zu tun, den Verlust eines Bruders zu ertragen, sie wollen bestimmt nicht noch live zusehen, wie auch die Elterngemeinschaft zerbricht.

Vergesst nicht, die Erwachsenen seid ihr, was ihr den Kindern vorlebt, färbt eines Tages auf deren eigenes Beziehungs- und Familienleben ab. Ihr tragt große Verantwortung, auch in dieser Hinsicht.

Dann euer Schweigen. Das müsst ihr brechen. Dadurch, dass ihr die Konflikte still schwelen lasst, vergiftet sich die Atmosphäre zwischen Euch und nimmt die Luft zum Atmen weg. Es geht nicht darum, rhetorisch ausgefeilte Dialoge hin- und herzukünsteln, völlig egal, und wenn man unbeholfen mit Händen und Füßen spricht.

Seid geduldig, vernünftig und nicht rechthaberisch. Es geht darum, GEMEINSAM Lösungen zu finden und um die Bereitschaft, EIGENE Fehler zu erkennen und an ihnen zu arbeiten. Vermeidet ein Gegeneinander und seid ehrlich, möglichst sachlich und fair zueinander. Statt aufkeimender Wut nachzugeben, fasst Euch gegenseitig an und gebt Euch Trost.

Da hat sich viel aufgestaut, ihr müsst es abführen, lernen, miteinander zu reden und Lösungen zu entwickeln. Der Kindstod lastet sicher noch auf Deiner Frau. Sucht auf jeden Fall eine Paartherapie auf, wenn es mit der gegenseitigen Aussparche nicht klappen will. Tut etwas, bevor das Schweigen Eure Beziehung erstickt.

Alles Gute,