Problem von Cassy - 15 Jahre

Wieso hab ich nie Glück?

Hallo liebes KKTeam,
ich habe lange mit mir gerungen, und es wie oft selbst versucht, und auch etwas selbst zu ändern aber hab es nicht gechafft. Desshalb hab ich mich entschlossen es hier aufzuschreiben. 


Also bei mir ist es halt so, dass wenn ich igendeinen Jungen gut finde oder so, (nicht einmal verlieben, das ist nämlich auch so etwas, was ich anscheinend nicht hinkrieg, auch wenn ich es wirklich will und manchmal frag ich mich ob das normal ist mit 15 noch nie verliebt gewesen zu sein...) dass ich mir überhaupt keine Hoffnungen machen brauch, weil alle Menschen mich immer gerade zu übersehen scheinen.  In meiner Klasse und den 'Freunden' da (bin mir nicht einmal sicher ob man das Freundschaft nennen kann, denn im großen und ganzen, bin ich denen sowieso relativ egal...) bin ich immer ganz still (warscheinlich auch desswegen). Ich rede eigentlich nie viel und stehe immer nur daneben wie das fünfte Rad am Wagen, aber auch wenn ich was sage hört mir eh niemand zu.  Die Leute da sagen mir das auch immer wieder, ich soll mehr aus mir rauskommen und so, aber ich denke das hängt von den Menschen ab. Bei den Freunden aus meiner alten Schule kann ich mit allem antanzen, wirklich mit allem, und sie würden mich nie so behandeln.  Jedenfalls ist das ja immer mehr so dass die Leute auf das Äußere (dabei bin ich nichmal so dick oder sowas, wohl eher das Gegenteil, wenn man das Gewicht vergleicht mit anderen, aber immer zufrieden ist man ja nicht immer mit sich, jedenfalls ich nicht...) und den Beliebtheitsstand (oder wie genau man das nennt...) gehen, und wenn man nicht viele Freunde hat, ist das sofort schlecht angesehen und die Leute braucht man eh nicht zu beachten, denken die doch. Ich wünsche mir doch einfach nur einen Freund der mich so mag wie ich bin. Aber das ist eh zu viel verlangt für mich. Aber jetzt mal ehrlich, gibt es Menschen die dazu bestimmt sind, nur da zu sein um andere glücklich zu machen? Wenn ja, fall ich bestimmt noch in diese Kategorie...  Ich frage mich wieso ich einfach nicht glücklich sein kann, oder stell ich schon wieder zu hohe Ansprüche?

Dana Anwort von Dana

Liebe Cassy!

Ich glaube, das Pferd müsste anders herum aufgezäumt werden. Du stellst die Frage, warum dich keiner so richtig mag und warum das momentan alles so ist, wie es ist. Hast du dir mal die Frage gestellt, warum DU dich eigentlich nicht so richtig magst? Ich glaube nämlich, dass das der entscheidende Punkt ist.

Wenn jemand ruhig ist, ist das nicht schlimm. Wenn jemand sich allerdings wie ein Mäuschen benimmt und sich selbst einfach nicht sicher ist, ist das schon etwas anderes. Ich habe in meiner Erfahrung bis jetzt die Erkenntnis gewonnen, dass Menschen, egal ob ruhig oder lebhaft, dann ankommen, wenn sie selbst wissen, wer sie sind und dazu auch stehen. Wenn ein Mensch in sich ruht und einfach weiß, was er will, wirkt er ganz anders auf seine Mitmenschen, egal, ob er der Alleinunterhalter ist oder eben eher eine ruhige Seele.

Ich gewinne bei dir den Eindruck, als würdest du dich oft hinterfragen, als wärst du dir deiner nicht sicher. Und wenn das so ist, dann strahlst du das natürlich auch aus. Ich sehe es hier an der Frage, ob es normal ist, dass du noch nie wirklich verliebt warst (ja, durchaus normal!) oder an deiner Überlegung, was an dir alles NICHTmögenswert ist.

Dazu kommt, dass deine neue Schule/Klasse wohl einfach anders drauf ist als deine alten Klassenkameraden. Dort konntest du anscheinend du selbst sein, konntest dich entspannen und schon sieht man etwas von "Cassy", was die neuen Mitschüler (oder die, wo du jetzt halt seit einer Weile an der Schule bist) einfach nicht sehen, weil du da angespannt bist und nicht weißt, wo dein Platz ist.

Es gibt Menschen, die es glücklich macht, andere glücklich zu machen. Das ist meiner Meinung nach aber etwas anderes als das, was du hier schilderst. Ich glaube, was dir ein wenig fehlt, ist eine Prise "gesunder Egoismus". Egoismus ist ja immer irgendwie negativ belegt, aber es gibt auch eine Form, die gesund ist, die besagt, dass der Mensch auch immer an sich selbst denken soll, sich seiner sicher ist und sich nicht ausnutzen lässt. Das ist etwas, das man lernen kann. Ich habe das auch gelernt. Dazu gehört zB auch das NEIN-Sagen, wenn es nötig ist und das Vertreten der eigenen Meinung, die "Selbstliebe" und das Selbstbewusstsein. Ein Mensch, der sich selbst mag und weiß, was er will, tritt ganz anders auf als ein Mensch, der sich selbst unsicher ist.

Und das merkt das Umfeld. Menschen, die unsicher sind und leise und still und nicht sagen, was sie denken (zB: "Was machen wir??" "Weiß nicht...was willst du...?") überfordern andere Menschen schnell, weil diese merken, dass man den unsicheren Menschen nicht wirklich "greifen" kann. Da gibt es kaum Ecken und Kanten, man hat keinen "Gegenpol", man ist quasi immer der "Zugführer", auch wenn man das manchmal nicht will. Oft werden solche "leisen" Menschen dann, wie du das selbst erfährst, etwas zurück gesetzt, weil man nicht genau weiß, wie man mit ihnen wirklich umgehen soll.

Deine ganze Aura knickt einfach ein. Was meine ich mit Aura?
Aura...das ist für mich die Summe von Mimik, Gestik, Verhalten, Offenheit und bewusster Körpersprache. Aussehen hat damit absolut nichts zu tun. Ich kenne Menschen, die eine Aura haben, die einen umhaut und dabei ganz normal oder nichtmal gut aussehen. Aussehen ist nicht wichtig. Wenn man zwei Frauen hat und die eine ist superhübsch, hat aber kaum Aura und die andere ist normal und hat aber Aura, dann werden alle Blicke erstmal zur Superhübschen gehen, das ist normal. Aber bei nur etwas mehr Betrachtung werden sich alle der "Normalen" mit der Aura zuwenden, weil sie einfach interessanter ist.

Und genau daran kannst du arbeiten, was aber wirklich erst mit der Selbstliebe beginnt. Du musst lernen, dich selbst richtig toll zu finden. Suche deine Stärken und arbeite an deinen Schwächen. Will heißen: schau, was du alles wirklich gut kannst. Wo liegen deine Interessen, deine Begabungen? Nicht nur im Bereich Hobby und Schule und Sport und so...sondern auch im menschlichen Bereich. Du schreibst, du seist irgendwie da, um andere glücklich zu machen. Das bedeutet, dass du anscheinend ein gutes Ohr für Wünsche hast oder sehr aufmerksam bist, was andere Menschen angeht. Trau dich, deine Stärken einzusetzen und auf sie zu vertrauen. =)

Schau aber auch, wo deine Schwächen liegen (ohne die Stärken zu vergessen!). Wenn du merkst, dass du schüchtern und zu leise bist, dann versuch es einmal die Woche zu ändern. Einmal die Woche traust du dich, mal etwas zu sagen.

Weißt, das Problem ist, dass man, wenn man sich selbst nicht richtig mag oder unsicher ist, dieses wie ein Schild auf der Stirn vor sich her trägt. Das meinte ich auch mit Aura. Das geht bei eingezogenen Schultern los und hört bei "traurigen Augen" auf...die ganze Körpersprache zeigt das dann. Die Mundwinkel sind meist nicht oben, Lachen ist nur selten zu hören...und vor allem zu sehen...die Augen blitzen nicht, alles ist etwas grau. Und genau daran gilt es zu arbeiten. Ich denke auch, dass du das gut alleine hinbekommst. Schau einfach mal in den Spiegel und guck, wie ein freundliches, offenes Gesicht aussieht. Hast du es? Lege Sonnenschein in dein Gesicht! Schau, dass es strahlt, wenn du dich anschaust. Und zwar nicht, weil du schauspielern musst und das krampfhaft probierst, sondern weil du dir sagen kannst: jawoll, das bin ich! Ich bin nicht perfekt, aber ich bin gut so, wie ich bin!

Lachen und Freundlichkeit sind zwei starke Sympathiefaktoren. Offene Augen, ein freundlicher Blick...und die Menschen reagieren ganz anders auf dich.

Wenn du dann anfangen willst, dich etwas mehr einzubringen, nimm nicht gleich die ganze Masse. Also nicht plötzlich in der Gruppe den Feger rauskehren, das wird keiner verstehen und dir könnte es auch einfach nicht gelingen, was dann doof wäre. Aber vielleicht beginnst du mal mit ein, zwei Mädels, die du gerne magst und von denen du weißt, dass sie dich auch mögen? Zeig ihnen, wer hinter "Cassy" stecken kann!

Du bist du, Cassy. Und so, wie du bist, bist du sehr gut. Nimm das an, genieße es, du zu sein! Es ist auch egal, was andere Menschen über dich so denken. Wenn du immer versuchst, es allen Recht zu machen, bist du wie ein Fähnchen im Wind und keiner wird das honorieren. Du bist du. Freu dich darüber und zeige das nach außen. Fang an, deine positiven Geschicke zu fördern und deine Schwächen zu akzeptieren. Die hat jeder Mensch.

Das Ganze fordert etwas Arbeit, vor allem einen "inneren Dialog". Ich bin mir aber sicher, dass du das gut hinbekommst. Und plötzlich werden sich die Schultern straffen und du lernst, dich auch mal zu behaupten. Das wird langsam gehen - wie gesagt, wenn du es anfangs einmal die Woche schaffst, ist das schon viel. Und später wird es vielleicht zweimal pro Woche sein...und dann heißt es in anderen Köpfen: "Hey...guckt mal, Cassy...die hat plötzlich ne Meinung und steht "ihren Mann! Ist ja cool..."

Du wirst deinen Weg sicher gehen. Freu dich, dass du du bist und zweifele nicht zu sehr an dem, was du bist. Das alleine macht schon glücklicher, wirklich, das weiß ich. =)

Dir alles Liebe, Cassy!

Dana