Problem von Lilli - 25 Jahre

Agoraphobie & Panikattacken, Druck seitens Familie uvm.

Hallo Kummerkasten Team,

ich wende mich an Euch da ich so langsam nicht mehr weiter weiß, eine Therapie werde ich beginnen sobald ich einen geeigneten Therapeuten gefunden habe, das steht für mich fest, aber in der Zwischenzeit brauche ich einfach Hilfe, ich hoffe Ihr habt einen Rat für mich.

Ich bin 25 Jahre alt, verheiratet, habe 2 Kinder und bin eig. sehr glücklich. Mein Mann arbeitet, wir sind finanziell von niemanden abhängig und eig. sollte alles perfekt sein. Naja, sollte! Es geht um so vieles bei mir, ich habe dauernd Angst das ich eine schwere Krankheit habe, hinzu kommen Panikattacken gekoppelt mit Agoraphobie. An sich eine Sache die ich mittlerweile teils im Griff habe, nun kommt aber auch meine Mutter hinzu. Die Vorgeschichte:

Ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen die mich ständig kontrollier hat, ich hatte wenig Freiheit wurde nie ernst genommen, war immer an allem Schuld und es gab Situationen, an denen sie an die Decke ging, ohne vorher nachzudenken und zu sehen das eig. gar nix los war. Ich musste ständig leise sein, durfte keine Freunde einladen, wurde vor den wenigen Freunden die ich hatte bloßgestellt und wurde lächerlich gemacht. Mit 14 wollte ich Selbstmord begehen, ich wurde seit ich denken kann in der Schule gemobbt, so weit das ich nicht mehr hin wollte und schon einen Abschiedsbrief geschrieben habe. Einzeig der Gedanke das alles besser werden MUSS, hat mich letzendlich am Leben gehalten. Als ich Schwanger wurde, wurde ich aus der Wohnung rausgeworfen und kam in einer sozialen Einrichtung unter.
Ich war schon immer die Versagerin die nix kann, ich lebe angeblich nicht, habe nix erreicht, hab zu früh geheiratet, alles ist falsch und alles ist schlecht. Ich habe in all den Jahren nie eine herzliche Umarmung erhalten, vielleicht als kleines Kind, aber seit ich 13-14 bin nicht mehr. Ich habe nie eine Entschuldigung erhalten oder zumindest ein Eingeständniss, ich habe nie wahre Mutterliebe erhalten, ich fühle mich immer nutzlos und dumm und weiß das ich ihre Erwartungen nicht erfülle. Ich wurde nicht getröstet und wenn ich krank oder traurig war/bin, habe ich nie Zuneigung erhalten.
Bis heute höre ich die "lustigen Geschichten" wie schlimm und dumm ich doch in dem Alter von 14- 19 war. Ich war oft draußen, habe Mist gemacht usw. ich habe aber nie Drogen genommen oder wirklich schlimme Dinge gemacht, ich war ein normaler Teenie und bin doch eher ein ruhiger Mensch. Wieso bin ich von heut auf Morgen raus gegangen und habe so einen krassen Sprung gemacht? Weil meine Mutter mir eines Nachmittags sagte, als ich auf der Couch saß, das ich wohl keine Freunde habe und deshalb nur zu hause sitze. Die Blöße wollte ich mir nicht geben, also ging ich raus, manchmal fuhr ich einfach durch die Gegend und hab Freunde erfunden, wenn es darum ging zu sagen wo ich war. Ich denke deshalb habe ich auch immer versucht kramphaft jemanden zu haben (unteranderem auch echte Idioten Freunde) nur damit ich nicht als die "Looserin ohne Freunde dastehe.

Nun zum jetzt: Ich komme damit nicht klar. Dieser ständige Druck. Ich bin eig. ein Familienmensch aber es kommt nie was von meiner Mutter zurück, ich habe sogar eine Zeit den Kontakt abgebrochen und sie nicht auf unsere Hochzeit eingeladen, in der Hoffnung das ich irg.wann mal eine Einsicht ihrerseits bemerke, aber es kam nix, im nachhinein macht man mir nun Vorwürfe (auch die Freunde meiner Mutter, Arbeitskollegen, Verwandte) wie ich sowas abscheuliches nur tun konnte. Ich habe so langsam keine Kraft mehr. Ich bin immer die Blöde, ich bin immer Schuld, ich weiß genau das mein Leben total sinnlos ist weil ich ja eh nicht lebe (Aussage meiner Mutter: "Fang endlich an zu Leben, in deinem Alter habe ich das auch getan"). Sie hat mir knallhart gesagt sie würde den Kontakt beenden wenn ich nun wieder anfangen würde mit irg.welchen Psycho Geschwafel, andere Leben einfach weiter und ich will gleich eine Therapie machen, ich sei doch nicht normal und nicht ausgelastet weil ich derzeit nicht arbeite. Mein Ziel ist mein Abi + danach ein Jura Studium. An mich glauben tut keiner, außer mein Mann und meine (mittlerweile habe ich sie ja) guten Freunde.

Ich weiß einfach nicht weiter, dieser ständige Druck, mit ihr reden geht nicht dann bin ich ja wieder die Hypochonda Kranke die zu viel Zeit hat und sich deshalb Dinge einredet. Die Kindheit war ja auch total perfekt (!) sie hat alles für mich getan (!) und bis heute darf ich mir das anhören. Ich frage mich nur wieso ich davon nur wenig in Erinnerung behalten habe, der Schmerz aber immer wieder hochkommt, wenn es denn so perfekt war. Aber naja, ICH habe ja alles ruiniert.
Mittlerweile ist es so schlimm das ich total unsicher bin, ich bin unsicher im Umgang mit meinen Kindern, streite öfters mit meinen Mann, will alles perfekt haben und zeigen das ich keine Versagerin bin und trotzdem, findet meine Mutter ständig etwas. Ich versuche mich selbst zu finden und dann sagt sie ein paar Dinge und das ganze Gerüst stürzt wieder ein. Diskutieren kann ich mit ihr auch nicht, sie wird immer böse und lässt andere Ansichten nicht zu, verlangt Entschuldigungen aber selber kommt sie nie auf einen zu. Ich will den Kontakt wegen meiner Kinder nicht beenden, sie hängen sehr an ihrer Oma und ich liebe meine Mutter ja auch, aber diese ständige Ablehnung macht mich einfach kaputt.
Liebes Team, habt ihr einen Rat wie ich das ganze verarbeiten kann oder zumindest durchstehen kann? Oder wie ich zumindest weiter machen soll?

Liebe Grüße und vielen dank im vorraus
Lilli

P.S: Es wäre sehr schön wenn mein Text NICHT bei googel zu finden wäre, oder wenn ich per Email eine Antwort erhalte aber es nicht veröffentlich wird, ich habe Angst das es gefunden wird (Arbeitskollegen meinter Mutter, Freunde etc. die kennen ja alle meine "ach so tolle Lebensgeschichte").

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Lilli,

Es gibt in Deiner Beschreibung wirklich vieles, was sicherlich nur ein Therapeut Deines Vertrauens in geduldiger Kleinarbeit Schritt für Schritt mit Dir abarbeiten sollte!

Da kann und will ich mich auch nicht reinhängen!

Mir ist etwas in Deiner Beschreibung aufgefallen, was ich Dir ans Herz legen will, bis Du Deine Therapie - hoffentlich sehr bald - beginnen kannst!

Du hast geschrieben:
"Mein Ziel ist mein Abi + danach ein Jura Studium. An mich glauben tut keiner, außer mein Mann und meine (mittlerweile habe ich sie ja) guten Freunde."

Mir täte das unheimlich weh, wenn ich Dein Mann wäre!

"Keiner, außer ...."

Weißt Du was Du da sagst? Oder wie es Dein Mann auffassen könnte?

Also: ich als Dein Mann würde von Dir erwarten, dass Du sagst: Mein Mann vertraut mir! Also werde ich es schaffen! Was kümmert mich der Rest der Welt?
Den Rest der Welt konnte ich mir nicht aussuchen! Der ist mir vorgesetzt worden!

Ausgesucht habe ich mir meinen Mann! Und wenn der an mich glaubt, habe ich wohl den Richtigen ausgesucht!

bitte , Lilli:

Orientiere Dich nicht an denen, die Dich nicht kennen! (Offensichtlich: Deine eigene Mutter!)

Orientiere Dich - und halte fest - an den Menschen, die Dir nahe sein wollen! Und sei Du diesen Menschen auch nah!

Richte auch Deine Lebensziele bitte nicht nach denen aus, die Dir eigentlich nur Druck machen und Dir einzureden versuchen, dass Du noch nicht wirklich lebst(?).

Du bist "Familienmensch"?

Erkenne Deine Familie!

Es ist Dein Mann und es sind Deine und eure Kinder!

Wovor ich Angst hätte?

Dass Du Deine eigenen Pläne mit Abi und Studium nur durchsetzt, um Deiner Mutter etwas zu beweisen!
Wenn Du darüber die vergisst, die zu Dir gehören und zu Dir halten wollen und werden:
Deine wirkliche Familie!

Lasse Dich leiten durch diese Menschen!

Eltern sind wirklich oft das Letzte! Nicht der Rede wert!

Was Du bist, bist Du Durch Dich selbst!
Und durch die Liebe und das Vertrauen der Menschen, die Dich um Deiner selbst willen lieben und achten!

Alles Liebe,

Bernd