Freundin wurde vergewaltigt
Hallo,
ich habe hier noch nie geschrieben aber ich weis nicht mehr weiter. Ich war gestern bei meiner freundin zuhause und hab auf sie gewartet. Sie hat sich ewig nicht gemeldet. Zusammen mit ihrem Bruder hab ich sie dann gesucht aber nicht gefunden. Später rief sie mich total aufgelöst an. Bin dann sofort mit ihrer Mutter runter. Als ich sie gesehen hab... Ich war schockiert. So hab ich die noch nie gesehen - jetzt weis ich wieso. Sie hat die ganze zeit von 3 Männern geredet sie ist vergewaltigt worden. Wir waren direkt im Krankenhaus und bei der Polizei wo dann auch eindeutige spuren davon zum vorschein kamen. Ich bin einfach nur schockiert blaue Flecken Schürfwunden angeschwollene Wange Beule am Kopf. Sie ist total verängstig sie hat mich weggestoßen, zuckt wenn Türen knallen und ist total panisch. Jetzt hängt sie total an mir und redet mit niemand anderem mehr nichtmal mit den Eltern. Das heist für mich aber das ich ne riesen Verantwortung hab weil sie nur mit mir redet. Ich will nichts falsch machen was kann ich tun um ihr so gut wie es geht zu helfen ich trau mich nichtmal ihre Hand zu nehmen weil sie jedesmal zusammenzuckt. Ich brauch jetzt echt Hilfe. Die Sache ist ich bin 19 Sie ist 16 ich hab Angst falsch zu reagieren. Ich hab die ganze Nacht auf sie aufgepasst weil sie totale Panikattakken hat ich hab sie schlafen sehen- Das war der absolute Horror Sie hat geschrien gezuckt und alles bitte helft mir wo muss ich hin wie muss ich mit ihr umgehen???
Anwort von Marie
Lieber Nico,
ich kann gut verstehen, dass das auch für dich eine sehr schwierige Situation ist und du dir sehr unsicher bist, wie du dich jetzt verhalten sollst.
Ganz allgemein gilt: Wenn du dir nicht sicher bist, ob du etwas tun darfst oder lieber nicht, sprich es offen an! Frage sie, ob es in Ordnung für sie ist, und ermutige sie dazu, dir zu sagen, wenn ihr irgendetwas unangenehm ist.
Bitte lies dir dazu mal folgende Seite durch: http://hab-keine-angst.de
Unter der Rubrik "Hilfe" -> "Tipps für den Partner" findest du viele gute Hinweise, wie du dich jetzt am besten verhalten kannst. Die Rubrik "Tipps für Betroffene" könnte für deine Freundin sehr hilfreich sein. Vielleicht magst du ihr die Seite einfach mal zeigen?
Dass ihr zusammen im Krankenhaus und bei der Polizei wart, ist sehr gut. Darüber hinaus wäre es aber auch wichtig, dass deine Freundin professionelle Hilfe bekommt, um das Erlebte zu verarbeiten. Das kann eine Beratungsstelle für Opfer von sexueller Gewalt sein (gibt es in fast jeder Stadt, einfach mal bei Google suchen), oder eine Psychotherapeutin. Sprich mit ihr darüber und biete ihr an, sie dorthin zu begleiten, wenn sie das möchte. Es kann auch sein, dass sie professionelle Hilfe erst einmal ablehnt - dann ist es wichtig, sie nicht unter Druck zu setzen. Gib ihr die Zeit, die sie braucht.
Vielleicht möchte sie sich auch erst einmal mit anderen Betroffenen, die ähnliches durchmachen mussten, austauschen - dafür kann z. B. ein Internetforum eine gute Möglichkeit sein, zumal man dort nicht "von Angesicht zu Angesicht" mit jemandem reden muss, sondern anonym bleiben kann. Entsprechende Foren sind leicht über Google zu finden.
Dass sie sich zurückzieht und mit niemandem reden möchte, ist nach so einem schlimmen Erlebnis leider normal. Ich kann verstehen, dass es für dich sehr schwierig ist, der einzige zu sein, mit dem sie redet. Daher ist es wichtig, dass du auch gut auf dich selbst achtgibst. Einige Beratungsstellen bieten auch Beratungen für Partner bzw. Angehörige von Opfern von sexuellem Missbrauch/Vergewaltigung an. Falls du an einer solchen Beratung Interesse hast, informier dich ruhig mal, ob es in deiner Umgebung solche Angebote gibt.
Achte auf deine eigenen Grenzen. Wenn du das Gefühl hast, irgendetwas nicht mehr auffangen zu können oder nicht leisten zu können, weil es dich überfordert, sprich es deiner Freundin gegenüber ruhig offen an und versucht gemeinsam eine andere Lösung zu finden. Ein Partner kann z. B. keinen Therapeuten ersetzen - und das muss er auch nicht. Vielleicht wäre es auch hilfreich, dich mit anderen Angehörigen/Partnern von Betroffenen auszutauschen, z. B. in einem Forum (beispielsweise hier: http://www.hab-keine-angst.de/phpBB3_v/ )
Ich wünsche dir und deiner Freundin alles Gute und viel Kraft für diese schwierige Zeit!
Liebe Grüße,
Marie