Problem von Tina - 15 Jahre

Ich fühle mich allein

Hallo liebes Kummerkasten Team,
ich weiß nicht so recht wie ich beginnnen soll. Denn mir fällt es schwer mit anderen Menschen darüber zu reden wie es mir geht. Als ich zehn war, ist meine Mutter gestorben. Seitdem fühle ich mich allein, wie in einem Kokon. Meine Vater kannte ich nie, deswegen wohne ich bei meiner Großmutter. Damals war sie sehr traurig und damit sie nicht noch trauriger wurde, habe ich nicht geweint. Doch in letzter Zeit bekomme ich Heul-Attacken und will dann einfach nur bei meiner Mutter sein. Mit meiner Familie möchte ich nicht darüber reden, denn ich will nicht dass sie sich Sorgen um mich machen. Mit meinen Freunden möchte ich auch nicht darüber reden. Sie können meine Situation nicht verstehen und ich möchte keine Schwäche zeigen. Ich verurteile meine Freunde deswegen nicht, aber ich fühle mich einfach sehr allein. Außerdem habe ich das Gefühl mich würde keiner vermissen wenn ich nicht hier wäre. Denn bei meiner Oma habe ich das Gefühl nie etwas richtig machen zu können. Außerdem werde ich jetzt eine Lehre beginnen und ich habe Angst davor. Angst davor nicht gut genug zu sein,die Erwartungen nicht zu erfüllen. Ich mag keine Veränderungen, denn bis jetzt haben sie mir immer nur Schmerz und Leid gebracht. Ich habe schon über Selbstmord nachgedacht...ich weiß aber dass ich soetwas nie tun werde, da ich einfach zu große Angst davor habe. Auch habe ich schon an einen Psychater gedacht, aber ich weiß nicht ob man mit solchen Problemen dahingeht.
Deswegen wende ich mich an euch.

Monika Anwort von Monika

Liebe Tina,

es tut mir leid, dass du so jung schon deine Mutter verloren hast.
Ich kann mir denken, dass du dich sehr allein und schutzlos fühlst. Denn die Eltern sind ja im Normalfall immer für einen da, geben einem ein Dach über den Kopf ,etwas zu essen und was noch viel wichtiger ist ihre Liebe, ihre Aufmerksamkeit, das Gefühl geborgen und zu Hause zu sein!

Das dir das fehlt ist nur zu verständlich. Ich bin mir sicher deine Oma gibt sich große Mühe aber niemand kann dir deine Mutter ersetzen! Es fehlt einfach ein Stück von dir... das ist traurig, tut weh und macht einen wütend! Warum hat es ausgerechnet mich getroffen? Warum? Warum muss ich leiden und mich so alleine fühlen?

Du wolltest nicht, dass deine Großmutter leidet und hast dich deshalb zusammengerissen und warst tapfer - ich möchte das anerkennen denn es war bestimmt nicht leicht für dich so stark zu sein in einer Zeit in der du jede Stütze brauchen hättest können.
Aber vielleicht ist es deshalb mal an der Zeit, dass du trauern darfst, dass du deine Gefühle zeigen darfst und lernst mit ihnen umzugehen?

Niemand der nicht selbst jemanden verloren hat kann deinen Schmerz wirklich nachfühlen - da hast du vollkommen Recht. Auch wenn sie sich noch so sehr bemühen und für dich da sind aber 100%ig verstehen können dich deine Freunde wohl wirklich nicht. Aber es gibt Gruppen für Kinder/Jugendliche die einen Elternteil verloren haben. Dort kann man sich austauschen und ich glaube du wirst dich dort auch verstanden fühlen und merken dass du nicht alleine bist!
Schau doch mal im Internet ob du so eine Gruppe in deiner Nähe findest oder frag mal beim Jugendamt nach!

Ich glaube außerdem, dass es dir helfen würde mal mit einem Außenstehenden zu reden. Jemand den du nicht schonen musst wie deine Oma sondern dem du einfach alles anvertrauen kannst, was in dir vorgeht.
Daher würde ich dir raten dir einen Kinder-und Jugendpsychotherapeuten in deiner Stadt zu suchen. Oftmals gibt es dort sehr lange Wartezeiten aber ruf einfach mal an und lass dir einen Termin geben. Schneller wird es vermutlich in einer Beratungsstelle gehen. Dort kannst du auch gemeinsam mit deiner Großmutter einen Termin vereinbaren, denn vielleicht versucht ihr auch euch wieder besser zu verstehen und gemeinsam mit der Situation klar zu kommen. Auch hier kannst du im Telefonbuch nach einer Erziehungs- und Jugendberatungsstelle suchen.

Ich fände es auch super, wenn du deiner Oma doch ein bisschen anvertrauen könntest wie es dir geht... Sie hat ja auch jemanden verloren und kann ein bisschen nachfühlen wie es dir geht. Sag ihr einfach, was DU im moment brauchen würdest, was DIR guttun würde. Vielleicht könnt ihr auch mal gemeinsame Erinnerungen an deine Mutter austauschen? Euch an schöne Zeiten erinnern oder du fragst mal nach wie deine Mutter so in deinem alter war - welche Ähnlichkeiten es gibt?

Zum Schluss möchte ich dir noch sagen, dass ich gut verstehen kann, dass du deine Mama vermisst und bei ihr sein möchtest - doch Selbstmord ist nicht der richtige Weg. Deine Mutter hat dich zur Welt gebracht und in der kurzen Zeit, die ihr miteinander verbringen durftet hat sie dich geliebt, hat sich um dich gesorgt und wollte das es dir gut geht. Ich bin mir sicher, das will sie auch jetzt noch! Sie ist in deinem Herzen und begleitet dich egal wohin du gehst - du bist nicht allein!
Und ich bin mir sicher, deine Mutter würde sich wünschen, dass du dir Hilfe suchst und wieder ein fröhliches Mädchen wirst, so wie früher. Dass du dein Leben genießen kannst und das was dir deine Mutter mitgegeben hat in deiner Zukunft umsetzt.
Auch die Ausbildung ist ein großer Schritt - den man am liebsten natürlich nicht alleine gehen möchte. Du würdest dich freuen die Unterstützung deiner Mutter zu haben - aber wie gesagt sie ist bei dir - mit allem was sie dir beigebracht und mit all ihrer Liebe die sie dir mitgegeben hat!
Du wirst das schaffen, denn du bist nicht allein!

Und du kannst stolz auf dich sein wie weit du gekommen bist, wei stark du bisher warst und dass du dir jetzt auch schon auf diesem Weg Hilfe holst!

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und alles Gute für deinen Weg! Hol dir die Unterstützung, die du brauchst!
Monika

PS: Ich hoffe du kannst deinen Kokon irgendwann ablegen und dich in einen glücklichen Schmetterling verwandeln, der in die Welt hinausfliegt!