Problem von Sabine - 19 Jahre

Ich fühle mich so einsam

Hallo liebes Kummerkasten-Team,
erst einmal ein großes Lob an euch, für die Arbeit die ihr hier leistet. Habe mir vieles durchgelesen und mich jetzt entschieden auch was zu meinem Problem zu schreiben...
Und zwar ist es momentan so, dass ich keinen Freund habe (schon seit ca. einem Jahr, meinen Ex-Freund vermisse ich auch aber garnicht, habe ihn nicht richtig geliebt) und ich fühle mich so alleine. Es frisst mich schon innerlich auf. Ich weiß zwar, dass ich Freunde und Familie um mich herum habe, aber das ist einfach nicht dasselbe. Es gibt immer wieder Jungs die mir gefallen, aber irgendwie habe ich nur was mit ihnen zu tun mit dem Hintergedanken "Vielleicht kann das ja was werden". Ich merke, wie ich schon zwanghaft versuche nicht alleine zu sein und eine Beziehung zu finden bzw einen Jungen der mir gefällt, dabei weiß ich ja, dass man Liebe nicht beeinflussen kann. Es ist einfach so ein schlimmes Gefühl, wenn man glückliche Paare in der Stadt sieht oder jeden Abend alleine einschlafen muss. Ich weine so oft nachts, weil ich mich so alleine fühle und mir diese Geborgenheit fehlt. Manchmal habe ich Angst, dass ich mich auch garnicht mehr verlieben KANN. Ich bin total wählerisch und habe immer irgendwas zu meckern oder was mich stört. Und irgendwie waren die meisten meiner Beziehungen immer so eine Art Zeitvertreib und irgendwo auch Bekämpfung gegen diese Einsamkeit. Ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll, ich komme mir innerlich so leer vor. Lieber würde ich an Liebeskummer zerbrechen, anstatt garnicht zu lieben, denn das Gefühl finde ich viel schlimmer. Ich weiß nicht was ich gegen diese Einsamkeit tun soll, das einzige wäre natürlich wenn ich jetzt einen Freund habe aber sowas kommt ja nicht von heute auf morgen und vor allem ist es eine Herzensangelegenheit und nicht etwas was ich mir aussuchen kann. Ablenkung habe ich zwar durch Familie und Freunde, ich mache auch mein Abitur aber es fehlt einfach dieses gewisse Etwas was mein Leben so sinnvoll macht! Ich träume auch nachts sooft, dass ich einen Freund habe und ich verliebt bin und dann wache ich auf und merke wieder, dass ich alleine bn, da könnte ich jedesmal aufs Neue drauf losheulen. Ich will einfach nicht mehr dass es so mit mir weitergeht, ich bin nur noch traurig deswegen und weiß nicht was ich machen soll. Ich hoffe ihr versteht mich und sorry für diesen langen Text. Liebe Grüße

Dana Anwort von Dana

Liebe Sabine!

Du hast ein Problem, das viele Menschen haben - den Drang, nicht mehr alleine zu sein und einen Partner haben zu "müssen". Und aus diesem Problem ergießen sich total viele Folgeprobleme.

Das Folgeproblem 1, das sich hierbei stellt, ist die Tatsache, dass Liebe niemals zu erzwingen ist und der richtige Partner oder einer von denen, die in Frage kommen, nicht auf Zeitdruck im Leben erscheinen.
Wenn man sich jetzt wie du nur auf diese eine Sache fokussiert, dann erscheint das Leben wirklich sinnfrei, denn es ist ja nur noch diese eine Sache wichtig und die erfüllt sich auf Teufel komm raus einfach nicht, verdammt.

Das Folgeproblem 2 ist das Ignorieren von allem anderen, das das Leben lebenswert machen kann. Du sagst es selbst, dass du Familie und Freunde hast und mit Sicherheit auch wunderbare Aktivitäten, tolle Hobbies, schöne Talente, ABER. Nichts von alledem macht dich glücklich sondern nur das, was du momentan nicht hast.

Das Folgeproblem 3 ist die daraus resultierende immer stärker werdende Traurigkeit, die dich irgendwann im Innern isoliert und dich total verkrampft auf das andere Geschlecht zugehen lässt. ("Könnte das einer sein, der mit mir...der vielleicht??? Oder der???") Ein normaler Umgang ist kaum mehr möglich, weil du immer überlegst, ob das nicht vielleicht ein Partner werden könnte und das signalisierst du auch. Solche Signale schrecken die "andere Seite" oft ab. Menschen auf der Suche werden schnell unattraktiv, weil man nicht den Eindruck hat, dass sie aus sich selbst strahlen, selbstsicher sind und das Leben schätzen. Man sieht ihnen diese Suche an.

Folgeproblem 4: es wird NOCH schwerer, einen Partner zu finden.

Ich möchte dir daher zu einem Experiment raten. Es gibt, wenn du es durchziehst, dabei ein paar Regeln, die es zu beachten gilt.

Das Experiment lautet: "Ich finde erstmal zu MIR zurück, bevor ich jemanden anderen finde."

Die Regeln:

1. 30 Tage lege ich die Suche ab. Das ist nicht lang, das ist durchzuhalten. Ich kümmere mich um alles, nur nicht um Männer.
2. Ich mache so viel wie möglich mit meiner Familie, mit meinen Freunden und habe Spaß.
3. Ich schaue in dieser Zeit, was ICH kann, was mir wichtig ist (Männer sind in dieser Zeit KEIN Thema), was ich gerne tue und welche Dinge mein Leben bereichern. Und wenn es ein heißes Bad ist.
4. Ich tue so viel wie möglich von diesen Dingen, vor allem Dinge, die mir selbst gut tun.
5. Ich stelle mich vor den Spiegel und sage mir: "Du BIST schon geliebt, Sabine" und zähle die Menschen auf, die mir nahestehen, mich lieben und mich schätzen.

...denn das bist du. Du bist ein geliebter und geschätzter Mensch. Du hast wertvolle Schätze, nämlich deine Familie und deine Freunde, die für dich da sind. Und als solcher Mensch wäre es doch schön, dieses Gefühl auch auszustrahlen. Eine gewisse innere Ruhe, eine innere Sicherheit.

Natürlich gehört eine Partnerschaft für die (meisten) Menschen dazu, das streite ich nicht ab. Auch du wirst einen Partner bekommen, der zu dir passt und bei dem du merkst: wow, hier stimmt die Chemie. Aber das funktioniert nur, wenn du deiner selbst sicher bist und "bei dir" bist. Durch diese Suche "entäußerst" du dich nämlich praktisch. Du legst deinen Fokus nur nach außen, weg von dir selbst. Dadurch bist du bei dir selbst gar nicht mehr im Mittelpunkt. Und das ist meiner Meinung nach nicht gut, Sabine. Du bist ein toller Mensch und du wirst auch mit Sicherheit glücklich werden mit einem Mann. Aber eine verzweifelte und verkrampfte Suche wird dir nur weiteres Unheil und weitere Tränen bringen. Ich weiß nur, dass ich immer sofort merkte, wenn ein Mann "auf der Suche" war. Ich habe sofort Abstand genommen, denn ich war mir sicher, nur eine "Lösung" für das Problem zu sein und nicht "DIE", die zählt. Du selbst hast das ja schon zugegeben, dass es oft so war.

Du wirst merken, wenn du wieder mehr bei dir angekommen bist, wird die Einsamkeit weichen und es ist nur noch ein ab und an existentes "Alleine sein". Alleine ist man ja oft...aber einsam...das ist nochmal eine ganz andere Herzensangelegenheit. Menschen, die mit sich im Reinen sind, können auch mal alleine sein, ohne sich gleich einsam zu fühlen.

Und das wünsche ich dir, liebe Sabine. Dass du einfach mal für eine Weile dieses Suchen fallen lässt und wieder mehr "einfach Sabine" bist, die sich auf das konzentriert, was sie hat...ihre liebsten Menschen um sich herum und

sich selbst.

Vielleicht verwirklichst du das Experiment ja...es wäre sicherlich hilfreich.

Alles Liebe,

Dana