Warum mach ich mir alles so schwer?
Hallo liebes Kummerkasten-team.
seid ca. 2 Wochen bin ich jetzt schon mit meinen Freund zusammen. Ich bin wirklich glücklich und fühle mich bei ihm auch immer wohl, nur habe ich das Problem er gibt mir immer das Gefühl der Geborgenheit und Nähe, nur kann ich mich nicht annähernd dazu überwinden, ihn auch mal zu streicheln oder zu küssen. Auch seinen Versuch des Küsses weich ich aus. Ich würde wirklich gerne, nur ich kann nicht. Ich weiß nicht warum bzw. woher meine Blockkade stammt, doch es macht mich langsam wirklich echt fertig, sodass ich manchmal schon fast weinen könnte. Könnte es vielleicht an meiner Vergangenheit liegen in der ich 'vergewaltigt' wurde oder vielleicht gar darann das meine Geschwister bislang in jeder Bezehung pesch hatten?
Ich hoffe ihr könnt mir weiter helfen oder Tipps geben, wie ich mein Problem vielleicht lösen kann.
Ich danke euch schonmal. ;) und wünsche euch einen weiteren schönen Tag.
Anwort von Katrin
Liebe Ratsuchende,
ich freue mich, dass du dich an uns gewandt hast.
Dein Problem liegt mir sehr am Herzen und ich habe lange überlegt, wie ich dir helfen kann.
Du schreibst, dass du keinen engen Körperkontakt zu deinem Freund zulassen kannst und dass du schon einmal vergewaltigt worden bist. Das macht mich sehr traurig und ich möchte dir hiermit ausdrücken, wie Leid mir das für dich tut.
Ich bin der Meinung, dass deine Angst vor Nähe und Körperkontakt Folgen der Vergewaltigung sind. Was dir dabei passiert ist, ist wirklich schrecklich und nicht leicht zu verarbeiten. Ein anderer Mensch hat über dich und deinen Körper bestimmt und dir damit ein Stück deiner Freiheit (die Freiheit über dich selbst zu bestimmen) genommen. Es ist jetzt ganz wichtig, dass du dir Zeit gibst, dich an die Beziehung zu deinem neuen Freund zu gewöhnen. Zeit, um Vertrauen zu finden und dich auf Berührungen einzulassen. Bitte suche nicht die Fehler bei dir. Was dir angetan wurde unverzeihlich und NICHT deine Schuld!!
Sofern du es noch nicht getan hast, empfehle ich dir, mit deinem Freund über deine Erlebnisse zu sprechen. Du musst ihm dabei natürlich nicht alles erzählen (ihr seit ja auch noch nicht so lange zusammen und da kann ich es verstehen, wenn du damit erst einmal warten willst), aber vielleicht erwähnst du, dass du in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht hast und er dir deshalb wichtig ist, alles langsam anzugehen. Nur so kann er dein Verhalten ihm gegenüber verstehen und sich darauf einstellen. Setz dich bitte nicht unter Druck und vor allem lass dich nicht von deinem Freund unter Druck setzen. Er muss respektieren, dass du noch nicht bereit bist, dich ihm zu nähern.
Wenn du merkst, dass du es alleine nicht schaffst, dann hole dir bitte Hilfe.
Falls du es noch nicht getan hast, möchte ich dich unbedingt dazu ermutigen, eine Anzeige zu erstatten. Auch wenn die Vergewaltigung schon länger zurück liegt, solltest du diesen Schritt gehen. Ich finde es äußerst wichtig, dass der Täter Konsequenzen auf sein schreckliches Verhalten spürt und es wird dir helfen, mit der Vergangenheit abschließen zu können.
Den Ablauf einer solchen Strafanzeige kannst du hier nachlesen:
http://www.polizei-beratung.de/opferinformationen/sexuelle-noetigungvergewaltigung/ablauf-des-strafverfahrens.html#section_2
Außerdem besteht die Möglichkeit professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Therapie kann dir helfen wieder Vertrauen in andere Menschen zu haben. Habe keine Angst dir Unterstützung zu holen. Du musst das nicht alles alleine bewältigen.
Zum Schluss empfehle ich dir noch folgende Internetseiten, auf denen du weitere hilfreiche Tipps findest und die Möglichkeit hast, dich mit anderen Betroffenen auszutauschen:
http://www.hab-keine-angst.de/hilfe_tipps_fuer_betroffene.php3?navpunkt=4&sid=1513_1351451652_1072
https://www.weisser-ring.de/internet/opferhilfe/menschlicher-beistand-persoenliche-betreuung/index.html
Du kannst dich auch gerne nochmals bei uns melden und berichten, was du bisher unternommen hast. Dieses war deiner Mail leider nicht zu entnehmen. Ich hoffe, dass ich dir dennoch ein wenig helfen konnte.
Ich wünsche dir alles Gute,
Katrin