Anwort von Katrin

Liebe Ratsuchende,

ich freue mich sehr, dass du dich an uns gewandt hast.
Als ich dein Problem gelesen habe, habe ich lange darüber nachgedacht, ob und wie ich dir antworten soll. Naja und um ehrlich zu sein, ist mir nicht viel eingefallen, was ich dir raten kann.
Aber irgendwie ist mir dein Problem nicht mehr aus dem Kopf gegangen und ich habe selber überlegt, welche Lebensziele ich eigentlich habe. Und nun muss und will ich dir doch noch unbedingt antworten:
Ich bin der Meinung, dass man gar keine „ultimativen“ Lebensziele benötigt. Und wenn es welche gibt, dann unterscheiden sich deine vermutlich nicht sonderlich viel von meinen bzw. von vielen anderen jungen Menschen: den Mann fürs Leben kennen lernen, von zu Hause weg ziehen (eventuell ein eigenes Haus bauen), eine eigene Familie gründen und einen Beruf finden, den man mit Freude ausübt. Das alles sind tolle Ziele, aber um sie zu verwirklichen, braucht man Geduld. Das ganze geht nicht von Heute auf Morgen. Du benötigt kleine Ziele, die dich Schritt für Schritt zum großen Ziel hinführen. Und an diesen kleinen Zielen solltest du festhalten!

Man kann das ganze auch so sehen: Alle Lebensziele, die man selber für sich festgelegt hat, erfordern einen gewissen Anspruch, den man selbst an sich stellt. Logischerweise erhöhen sich die Ansprüche, je mehr Ziele man hat. Damit setzt man sich dann auch immer mehr unter Druck, alle seine Ziele zu verwirklichen. Deshalb könnte man es doch auch positiv sehen, dass man recht wenige konkrete Ziele hat. Damit will ich jetzt aber nicht sagen, dass es grundsätzlich falsch ist Ziele zu haben, sondern komme jetzt noch mal auf die kleinen Ziele zu sprechen. Es ist doch viel schöner, wenn man sich ein realistisches Ziel setzt, welches man in absehbarer Zeit erreichen kann.

Wenn dein Endziel z.B. ist, dass du einen Mann kennen lernst, mit dem du möglichst immer zusammen lebst, dann setze dir doch beispielsweise erst einmal das Ziel, dass du dich traust, einen netten Jungen anzusprechen, anschließend vielleicht, dass du dich mal mit einem Jungen triffst, etc.
Oder wenn du einen Beruf finden willst, der zu dir passt und der dir Freude bereitet, dann nehme dir z.B. vor, dass du dir in den Ferien verschiedene Berufe anguckst und dort z.B. ein kurzes Praktikum machst. So findest du dann vielleicht etwas, was dir wirklich Spaß macht und du bist wieder einen Schritt weiter. Je näher man seinem Ziel ist, desto mehr will man auch dafür tun. Hast du dann z.B. einen bestimmten Beruf vor Augen, motiviert dich dieses dann sicher auch in der Schule.
Du spielst gerne Gitarre? Dann könntest du dir doch z.B. vornehmen, einen bestimmten Song zu erlernen oder jemand anderem beim Gitarre spielen zu helfen.

Es sind die kleinen Dinge im Leben, die einem richtig Freude bereiten können und die motivieren, immer einen Schritt weiter zu gehen. Auch wenn oder gerade weil du noch gar keine richtigen Endziele hast (und glaub mir, dass ist ganz normal in deinem Alter), kannst du trotzdem Freude am Leben haben. Gerade jetzt, wo du doch noch so jung bist, ist es dir erlaubt, alles mögliche auszuprobieren, zu testen und natürlich auch Fehler zu machen. Und wenn dann mal etwas nicht klappt und du denkst, du kommst im Moment gar nicht mehr Vorwärts (diese Erfahrungen macht man leider immer wieder im Leben): Gib niemals auf, öffne dich für Kleinigkeiten und hab Geduld.

Und diese Geduld und Offenheit wünsche ich dir vom ganzen Herzen. Auch wenn du jetzt noch nicht weißt, wie du in 10 Jahren leben wirst, mit kleinen Schritten kommst du an jedes Ziel.

Alles Gute und liebe Grüße,
Katrin