Problem von Anonym - 15 Jahre

Panische Angst vor einer Trennung

Nun, mein Problem wird sicher auf Unverständnis bei einigen stillen Lesern treffen. Dennoch ist es mir wichtig, damit abzuschließen.

Folgendes Problem:
Ich bin seit 3 Monaten mit meinem Freund zusammen. Davor waren wir schon allerbeste Freunde. Er stand schon ein halbes Jahr lang auf mich aber tat immer so, als würde er mich nicht mögen. Irgendwann hat er sich doch getraut, Kontakt aufzubauen und so nahm alles seinen Lauf.
Auch wenn ich kurz vor der Beziehung mal auf seinen Kumpel und mal auf ihn stand und mit meiner Unsicherheit fast unsere Freundschaft zerstört habe, bin ich jetzt sehr glücklich mit ihm.
Er ist wirklich so ein Junge, den sich jedes Mädchen vom Charakter her wünscht: Er kümmert sich um mich, steht zu seinen Gefühlen, beschützt seine Freunde, ist immer ehrlich (selbst wenn es unangenehm ist), ist ein wirklich guter Zuhörer, weiß immer eine Lösung für Probleme, bringt mich zum Lachen.
Da er eine Behinderung hat (sein rechtes Bein ist 7cm zu kurz), hat man sich erst über uns gewundert. Aber das war mir egal, da er trotzdem lebt wie jeder andere. Er ist sogar der sportlichste in unserer Klasse, geht freiwillig zum Fußball und Tauchen und hat eine 1 in Sport.
Natürlich hat er auch ein paar Macken, z.B. dass er öfter mal ein wenig kindisch ist und schnell beleidigend und laut wird, wenn er wütend ist. Das tut ihm dann aber auch schon nach kurzer Zeit Leid und er sieht seine Fehler ein.

Meiner Meinung nach ist er trotz seiner Fehler so perfekt, dass ich einfach Panik habe, ihn irgendwann zu verlieren. Ihm geht es auch genauso. Für uns beide ist es die erste Beziehung. Man hört immer, dass die erste Beziehung nie lange hält und schon gar nicht bis zur Heirat. Aber irgendwie können wir beide nicht damit umgehen. Natürlich sind wir uns einig, dass wir so lange wie möglich zusammen bleiben wollen aber irgendwo ist trotzdem diese Panik vor dem "Ende". Wir sehen es nichtmal als selbstverständlich an, dass irgendwann Schluss ist. Wir haben einfach nur Angst davor, dass das irgendwann der Fall sein KÖNNTE.

Letzte Woche z.B. war er bei mir, wir hatten unser dreimonatiges und er hat mir meine Lieblingsschokolade mitgebracht, die wir uns dann geteilt haben. Nach kurzem hin und her ist es fast zum Sex gekommen (für beide das erste Mal). Wir haben aber abgebrochen, weil er keine Kondome dabei hatte und wir beide nicht wirklich scharf auf Schulabbruch durch Schwangerschaft sind.
Jedes mal wenn es so weit kommt, fragt er mich auch gefühlte hundert mal, ob es für mich auch okay war und ob er nicht zu weit gegangen wäre. Wenn ich ihn frage, wieso er sich solche Sorgen darum macht, sagt er, dass es ihm wichtig ist wie es mir geht und er mich nicht verlieren möchte. Letztens hat mich das sogar zum Weinen gebracht (Freudentränen natürlich). :) Er war deswegen sehr geschockt und hat mich sofort getröstet, weil er dachte, dass etwas schlimmes passiert sei. Als ich ihm gesagt habe, dass das Freudentränen sind war er total verwirrt, aber hat sich dennoch extrem darüber gefreut und mich in den Arm genommen.

Ich finde die Beziehung bis jetzt wunderschön und ich bin ihm über alles dankbar, dass er nicht so ein "Macho" ist, sondern sich wirklich um mich bemüht und für mich da ist. Als ich damals auf seinen Kumpel stand hat er auch nicht lockergelassen und dafür gekämpft, dass ich mich trotzdem in ihn verliebe - was ja auch geklappt hat. :)
Meine Frage ist nun, wie ich diese "Angst" davor, ihn zu verlieren, loswerde? Ich will die schöne Zeit mit ihm ohne Bedenken genießen und das stört mich manchmal ein wenig. Jetzt ist er z.B. mit seinen Freunden und einigen Freundinnen von mir in Hannover und ich bin fast wahnsinnig geworden. Ich bin nicht direkt eifersüchtig, weil ich weiß, dass er fremden gegenüber sehr sehr schüchtern ist. Außerdem vertraue ich meinen Freundinnen auch voll und ganz, dass sie die Finger von ihm lassen, da ganz bestimmt keine von ihnen etwas von ihm will. Ich habe einfach nur irgendwie Angst, dass er irgendwann nichts mehr von mir will. Ich weiß nicht, irgendwie ist diese Angst total unbegründet, aber es ist einfach so. Und er hat mir schon oft genug gesagt, dass es ihm genauso geht (teilweise sogar noch schlimmer als bei mir).

Romina Anwort von Romina

Hallo liebe Ratsuchende,

gut, dass du dich an den Kummerkasten wendest. Deine Zuschrift ist zwar schon zwei Monate alt, aber das ist kein Grund für mich, nicht zu antworten. Zuerst einmal bezweifle ich, dass du tatsächlich vollständig damit abschließen kannst. So einfach ist das nicht mit Sorgen. Es kann nicht einfach irgendwer um Hilfe gebeten werden, der dann ein Zauberwort sagt und dann sind alle Sorgen für immer weg. Nichts was ich schreiben könnte, kann dir sämtliche Angst nehmen.
Du solltest akzeptieren, dass du diese Gedanken hast, aber trotzdem darauf achten, dass sie nicht überhand nehmen. Höre immer auch auf deinen Verstand. Der sagt dir ja hoffentlich, dass es momentan nicht danach aussieht, als würdest du ihn verlieren. Ihr versteht euch gut und er scheint auch bei dir bleiben zu wollen. Ein bisschen Angst, den anderen zu verlieren, gehört zu jeder Beziehung, bei manchen mehr und bei manchen weniger.
Die Vorstellung, dass er sich nicht mehr für dich interessiert, ist furchtbar, ich weiß. Aber sollte es irgendwann tatsächlich so kommen, was nützt es dann, vorher Angst davor gehabt zu haben? Ob du jetzt Angst hast oder nicht ändert nichts am Ausgang, es ändert nur etwas am Weg dahin (nämlich, ob du die Zeit genießt oder nicht). Es ist also ok, etwas Angst zu haben, weil man sowas eben nicht ganz abschalten kann, aber man sollte sich nicht davon beherrschen lassen.
Klar hält laut Statistik kaum eine erste Beziehung lange, aber für den Einzelnen haben Statistiken gar nichts zu bedeuten. Zeigt der Welt doch, dass ihr die Ausnahme von der Regel seid! Solange ihr beide zusammen bleiben wollt, kann euch niemand daran hindern.
Also: wenn du nicht Schluss machen willlst, dann lass es doch einfach. :)

Ich wünsche dir alles Gute.

Liebe Grüße

Romina