Problem von PBA - 25 Jahre

Mein Papa ist gestorben

Hallo an alle,
es ist gerade ein paar Minuten her das ich mich wieder beruhigt habe. Das passiert mir öfters, ganz schlimm zu dieser Jahreszeit. Wenn es auf den Nikolaustag zugeht und es draußen früher dunkel wird weiß ich bald ist wieder Papas Todestag. Es geht jetzt auf den dritten Todestag zu und es ist unfassbar aber wenn ich hier so sitze ist es immer noch wie an diesem Tag als der Anruf kam. Mein Freund und ich waren gerade dabei uns fertig zu machen weil wir zu ihm hin fahren wollten. Es war ein Sonntag. Das glaube ich zumindest. Er war sehr krank. Er hatte Darmkrebs. Aus prophezeiten 6 Monaten wurden 3 Jahre lang voll mit Op´s, Not Op´s, Diagnostik, Therapie... Papa hat eine Chemo angefangen nachdem ihm zum zweiten mal 3 Tumore aus dem Darm entfernt wurden. Die brach er ab, weil er für sich entschieden hat das es reicht. Manchmal hasse ich ihn dafür das er aufgegeben hat, andererseits weiß ich das er nicht mehr konnte. Diese ausgemergelte Körper erinnerte an ein Opfer aus einem Massengrab im zweiten Weltkrieg. Ich habe ziemlich weit weg gewohnt und bin ein paar Monate bevor er gestorben ist wieder in seine Nähe gezogen. In dem Moment in dem der Anruf kam alberten mein Freund und ich gerade rum, mein Onkel fuhr gerade wieder nach Hause, denn er hatte die Nacht bei Papa verbracht. Ich glaube Papa ist in diesem Moment gestorben weil er wusste das es uns gut ging. Von meinem Onkel ist seltsamerweise das Auto ausgegangen und kurz darauf wieder angesprungen. Ja ich glaube er starb weil er wusste das wir einen schönen Moment hatten. Ich vermisse ihn so unglaublich und wünschte er wäre hier. Das Ding ist das ich keine Familie habe außer meinen Freund und seine Familie. Natürlich ist mir klar dass das schon viel ist. Aber trotzdem. Meine Mutter hat sich einfach verzogen und hat Papa mit 5 Kindern alleine gelassen, von denen waren 4 nicht einmal seine. Aber er hat jedes einzelne groß gezogen. Ich verstehe nicht wie man einen solchen Menschen einfach wegnehmen kann. Ich habe nur noch zu einem Bruder Kontakt. Meine Familie ist kaputt. Der wichtigste Mensch in meinem Leben Tot. Seit Jahren leide ich an Depressionen, versuche endlich meine Ausbildung zu Ende zu machen. Dem Jungen mit dem ich damals zusammen war bin ich immer noch zusammen. Er ist der einzige Mensch in meinem Umfeld der alles über meine Familie und mich weiß. Ich weiß nur nicht wohin mit meiner Trauer. Ich hab das Gefühl sie erschlägt mich und das ich nicht atmen kann. Seit einiger Zeit suche ich einen Therapeuten in Bochum, finde aber keinen und kriege nie Rückrufe. Die Wartelisten sind sehr lang. Ich brauche Hilfe und jemandem der mir hilft diese Situation wenn auch nicht im Keim zu ersticken, aber wenigstens mit ihr umgehen lernen. Ich hab das Gefühl ich komme da nie drüber weg. Ich vermisse meinen Papa so sehr und ich ertrage das nicht.

Bernd Anwort von Bernd

Liebe PBA,

wenn es stimmt - und das glaube ich so wie Du! - dass Dein Vater sich den Moment gewählt hat, von dem er wußte, dass es euch gut ging:

dann wollte er auch, dass Du loslassen kannst!

Dein Vater hatte seinen eigenen Kampf gegen seine Krankheit beendet und wollte sich zurückziehen!
Er wollte Dich in keinem Augenblick "zurücklassen"!
Aber sicherlich hat er es so gesehen, dass Du mit Deinem Freund zusammen eure eigene Zukunft aufbauen wollt und könnt!

Bitte lasse nicht nach in Deiner Bemühung, jemanden zu suchen, der Dich in Deiner Trauer begleiten kann! Wenn Du keinen Therapeuten findest: scheue Dich nicht, einem Pfarrer Deine Gefühle zu schildern! Und wenn der evangelische kein Ohr für Dich hat, sprich mit dem katholischen. Oder Anders herum!

Vielleicht kann Dir die folgende Seite helfen, dass Deine Trauer Dich nicht mehr "erschlägt"!

http://www.youngwings.de/

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du immer einen Platz in Deinem Herzen für das Andenken an Deinen Vater übrig hast!
Und ebenso von ganzem Herzen wünsche ich Dir, dass Du ihn loslassen kannst! Dich für das stark machen kannst, für das er auch gekämpft hat: Dein Glück und Deine Zukunft!

Alles Liebe,

Bernd