Problem von Stella - 17 Jahre

Ich bin nicht glücklich

Hallo..ich habe sowas noch nie gemacht und weis auch nicht direkt wa ich schreiben soll..ich hoffe, dass sie mir vielleicht Tipps geben könnt weil eine Lösung gibt es eigentlich nicht..
Alles begann eigentlich mit einem Austausch den ich vor 1 1/2 Jahren für 3 Wochen gemacht habe..ich war in Indien und dort hat sich auch mein Charakter verändert..ich wurde nachdenklicher und auch ruhiger und sah das leben irgendwie mit anderen Augen, da mich die Reise sehr geprägt hat ..
Ich hatte vor diesen 3 Wochen einen normalen Freudeskreis und war eigentlich auch immer glücklich.Ich hatte eine beste Freundin, mit der ich oft was gemacht habe und hatte auch viel zu tun.
Nachdem ich wieder zu Hause war wollte ich einfach am Anfang nicht so viel machen und habe viel nachgedacht, was es eigentlich bedeutet so ein Leben zu haben wie wir es haben. Ich habe auch darüber mit meiner besten Freundin gesprochen, jedoch konnte sie es nicht nachvollziehen, da sie ein sehr oberflächlicher Mensch ist.
Außerdem hat sie sich einen neuen Freudeskreis gesucht und hatte nicht sehr viel Zeit für mich. Ich habe auch versucht mich mit ihnen zu verstehen aber diese Leute sind ganz anders als ich.
Nach und nach bemerkte ich, dass ich eigentlich gar keine wirklichen Freunde habe. Klar Treff ich mich öfters mit der/dem ein oder anderen aber so ne wirkliche Freundshaft ist das nicht.
Dadurch habe ich auch selbstzweifel bekommen..
Ich habe starkes Übergewicht.. Ich weis alle sagen es liegt nicht an dem Körpergewicht aber ich glaube es liegt unter anderem auch daran, dass ich nicht wirkliche Freude habe. Auch habe und hatte ich noch nie ein Freund..ich Sehne mich sehr danach .
Ich habe oft versucht abzunehmen aber ich schaffe es irgendwie nicht.

Ich denke viel nach. Ich habe nichts..
Und dann kommt die Schule dazu..

Ich habe sehr schlechte Noten aber ich lerne sehr viel. Ich geh in die 11. Klasse in ein Gymnasium und habe gerade einen Schnitt von 3,25. Dabei war es immer mein größter Traum Medizin zu studieren und dann in ein anderes Land um Menschen zu helfen.
Aber mit so einem Durchschnitt kann ich das vergessen..
Ich habe darüber nachgedacht in ein anderes Bundesland auf die Schule zu gehen..meinen Sie das Wäre eine Möglichkeit?
Also das ich dort das Abitur mache..oder dass ich die Schule abbreche und eine Ausbildung mache..aber dann wäre eigentlich alles umsonst gewesen.

So jetzt noch zu einem Thema..
Ich bin in einen Jungen verliebt. Ich kenne ihn von meiner Stufe. Mit ihm rede ich über fast alles da wir jede Pause miteinander verbringen und wir sehr viel Spaß haben. Wir lachen die ganze zeit und bei ihm scheint plötzlich alles egal zu sein..
Er ist kleiner als ich..ich weis eigentlich ist das egal, aber ich glaube für ihn wäre das auch schlimm.. Außerdem hat er einen großen Freundeskreis und ist ziemlich beliebt..und wir sind ja 'befreundet' und ich will da eigentlich nicht mit ihm reden..also dafür gibt es keine Lösung also zu diesem Problem aber es tut gut mal auszusprechen was ich fühle.

Abends wenn ich wie so oft nicht schlafen kann, denke ich darüber nach was mich überhaupt noch auf dieser Welt hält.. Ich denke auch oft darüber nach was es bedeutet glücklich zu sein..aber ich bin es nicht.
Wahrscheinlich denken Sie jetzt "oh man die hat doch gar keine wirklichen Probleme" Aber es ist anders. Ich sitze oft Zuhause und merke wie alles an mir vorüber zieht..
Es tut mit leid, dass ich mich bei Ihnen ausheule..
Es ist jetzt ein ziemlicher länger Text geworden es tut mir leid..

Vielen Dank, dass Sie es durchlesen.
Es hat mit so schon sehr geholfen, dass ich mal schreiben konnte wie es mit geht.
Vielleicht haben Sie auch Tipps für mich.

Liebe Grüße,
S.

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Stella,

was genau Dich in Indien verändert hat, weiß ich nicht!
"Zu meiner Zeit" sind Menschen dort hingegangen und haben sich an der Religiosität der Inder neu orientiert.
Den Mantra "hare Krishna" haben seinerzeit die Beatles bekannt gemacht. Und eine ganze Hippie-Generation (ich war noch zu jung:-) ) hatte versucht es zu leben, bis die kleinbürgerliche Realität sie eingeholt hat!

In das Erlebnis des "hare Krishna" lassen sich heute vergewaltigte indische Studentinnen sicherlich ebenso wenig einfügen,
wie Dein Erlebnis einer tieferenen Lebenserfahrung und Dein Wunsch nach mehr Tiefgang in den zwischenmenschlichen Beziehungen sich "glatt und Verlustfrei" im "wirklichen Leben" wird realisieren lassen!
Es wird nur oberflächlichen Menschen vergönnt sein, daran zu glauben!

Du hast also eine ganz besondere Art der "Unschuld" in Indien verloren?
Die eigene Oberflächlichkeit?
Es ist sicherlich frustrierend, wenn man bei den "vergangenen Freunden" nicht mehr daran vorbeisehen kann, dass sie immer nur an der Oberfläche kratzen.
Es ist frustrierend, wenn ein "3-Wochen-Kurs" wohl ausreichen kann, das bisherige Leben infrage zu stellen!
Aber nicht ausreichend, auf die neu gewonnenen Fragen auch Antworten zu finden.

Du schreibst:
"mein größter Traum Medizin zu studieren und dann in ein anderes Land um Menschen zu helfen."
Wo liegt Dein Schwerpunkt? Beim Titel, oder bei dem Helfen?
Albert Schweitzer oder Mutter Theresa?
Du wirst es in der Tätigkeit finden! Nicht im Titel! (ich meine Dein Selbstwertgefühl!) Nicht Dein Notenschnitt! Nicht der Doktor in 7 Jahren!
Dein Einsatz als Sanitäter heute und Dein freiwilliges soziales Jahr im Pflegeheim nach Deinem Abschluß wird Dich prägen!

Sprich mit Deinem Freund darüber!

Und verzweifle nicht darüber, dass ein so kurzer Urlaub so schwerwiegende Zweifel in Dein vorher sorgloses Leben hat pflanzen können!

Unsere Aufgabe wird immer darin bestehen, unter all den Möglichkeiten, die sich uns bieten, unseren ganz individuellen Weg durchs Leben zu finden!

Du wirst Deinen Weg finden!

Alles Liebe,

Bernd