Problem von Cathrin - 37 Jahre

Feedback zu Leah

Liebe Sabine!

Ich schreibe Dir, weil ich mich aufrichtig bei Dir bedanken möchte.
Vielleicht kannst Du Dich noch erinnern, Du hast Leahs Probleme vor kurzem beantwortet.
Leah ist meine Tochter.
Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, um ihr zu helfen.
Leah hat am 17. Oktober versucht sich selbst das Leben zu nehmen. Sie hat viele, viele Tabletten geschluckt. Es war wohl Glück, dass die Ärzte sie so weit wieder beleben konnten. Jetzt liegt sie im Koma. Ob sie wieder aufwacht und in welchem Zustand sie dann sein wird, kann uns niemand sagen.
Leah hat einen langen Abschiedsbrief geschrieben. Sie hat erklärt was passiert ist. Für mich, als ihre Mama, war es zuallererst ein Schock was man meinem kleinen Mädchen angetan hat, aber zugleich war ich auch zutiefst verzweifelt. Wenn Leah mit ihrem Papa oder mir gesprochen hätte, hätten wir ihr helfen können. Natürlich, natürlich habe ich gemerkt, dass es ihr nicht gut geht. Ich dachte sie hat Liebeskummer, weil ihr Freund mit ihr Schluss gemacht hat. Ich habe sie auch gefragt, aber ich wollte nicht aufdränglich und neugierig sein. Ich dachte, wenn sie mich braucht, kommt sie von alleine zu mir.
Leah hat mir geschrieben, dass sie ihre Geschichte hier gepostet hat. Ich habe alles gelesen. Sabine, vielen, vielen Danke für Deine Hilfe. Leah hat das sicher sehr geschätzt.
Es tut nur so weh, dass sie sich solche Schuldgefühle gemacht hat, obwohl ihr unendlich weh getan worden ist. Ich habe gelesen, Dir hat man auch weh getan. Ich bewundere Deine Stärke und wie sehr Du anderen hilfst.
Für mich ist es besonders schlimm, dass Leah mit ihren Problemen nicht zu uns kommen konnte. Sie ist ein selbstloser Mensch und möchte immer nur das Beste für alle andern. Sich selbst stellt sie oft zurück.
Leah dachte, sie hätte es nicht verdient ein schönes Leben in einer glücklichen Familie und mit vielen Freunden zu genießen, weil sie einem Menschen mit einem tödlichen Virus angesteckt haben könnte. Ich habe mich gefragt, was das für ein Mensch war. Leah hat ihm gesagt, dass sie hiv pos. ist. Und er hat sein Ding doch durchgezogen.
Ich weiß, Leah wollte es nicht und es ist ihre Entscheidung, doch ich habe diesen Jungen mit einiger Hilfe gefunden. Nachdem er einen Aidstest gemacht hatte, habe ich ihn angezeigt. Der Test war negativ.
Vielleicht macht gerade das, alles schlimmer. Leah hat sich geqält, ohne irgendeinen Grund. Auch wenn der Test positiv gewesen wäre, Leah hatte keine Schuld an gar nichts.
Ich weiß nicht ob es irgendwann passiert, aber wenn Leah aufwacht und sie in der Lage ist ein normales Leben ohne körperliche od. geistige Beeinträchtigungen zu führen, wird sie ehrleichtert sein, das der Test negativ war. Ich hoffe, dass es irgendwann dazu kommen wird.
Bis dahin, liebe Sabine, tausend Dank, dass Du Dich Leah angenommen hast und ihr geholfen hast.
Danke, Cathrin

Anwort von Sabine

Hallo Cathrin

Und danke, dass Du Dich gemeldet hast. Es tut mir schrecklich Leid zu hören, dass Leah versucht hat sich das Leben zu nehmen. Ich weiß aber, dass sie es schaffen wird und bald aufwachen wird. Sie ist kein Mensch der aufgeben mag. Sie hat uns gefunden und will kämpfen. Sie wird auch jetzt kämpfen aus dem Koma wieder herauszukommen.
Wenn sie wieder zu sich kommt, wird sie sich freuen zu hören, wie sehr Du Dich für sie eingesetzt hast. Sie wird sich freuen zu sehen und zu hören, dass alles einen guten Weg gefunden hat. Du hast genau richtig gehandelt und es ist gut, dass dieser Junge angezeigt wurde von Dir. Niemand hat das Recht einem anderen Menschen so was anzutun und Leah trifft mit Sicherheit keine Schuld. Ich weiß, dass viele Opfer sich schnell die Schuld an solchen Vorfällen geben, aber Leah hat keine Schuld. Auch sie wird es bald erkennen können. Ich habe damals auch einige Zeit gebraucht um zu verstehen, dass ich nicht die Schuld habe, sondern der Täter die Schuld trägt. Keine Ahnung warum Opfer so reagieren, wahrscheinlich um einen Weg zu finden um nicht darüber zu sprechen. Ich habe erkannt, dass ich viel Hilfe bekommen habe, wenn ich mich öffne und es tat gut zu sehen, dass jemand da ist oder war, mit dem ich reden konnte. Leah kann es auch. Sie ist jung und wusste keinen Weg. Verzweifelt. Es ist schwer als Mutter zu erkennen, wie ernst manche Lage ist, wenn es die eigenen Kinder betrifft. Ich hoffe, dass viele Eltern auch diese Beiträge lesen und erkennen, wie schwer es (leider) immer wieder den Kindern oder Teens fällt, mit den eigenen Eltern zu sprechen. Dabei sind es doch nicht nur die Eltern, sondern auch die besten Freunde, die einen schon ein Leben lang begleiten und fast alles von einem wissen. Leah hatte Angst sich zu outen. Ich kann sie verstehen. Selbst mir viel es mit 34 Jahren schwer mich zu outen. Es ist ein peinlicher Schritt, aber wenn man ihn erst einmal getan hat, dann geht es einem viel besser anschließend. Eine riesen Last fällt von einem ab. Vergessen kann man diese Erlebnisse leider nie, aber man kann lernen damit zu leben. Ich habe auch meine Zeit gebraucht.
Cathrin, wenn Leah aufwacht, wird sie sich freuen, dass Du reagiert hast. Du hast genau das Richtige getan. Fahr zu ihr und lass sie spüren, dass Du da bist. Sie kann hören, wenn Du mit ihr sprichst und sie kann es spüren. Erzähle ihr, was Du getan hast und sage ihr einen lieben Gruß von mir. Alles wird wieder gut und Leah wird wieder glücklich werden. So, wie sie es sich gewünscht hat.
Leah ist eine Kämpferin und ihr werdet bald wieder über alles reden können. Ich weiß, dass die Zeit des Wartens jetzt schwer ist, aber bitte sprich auch mit Deinem Partner oder einer Freundin darüber. Es ist auch wichtig für Dich.
Ich hoffe, dass viele diesen Beitrag lesen werden und erkennen, wie wichtig es ist zu reden und nicht unbedingt immer alleine zu kämpfen. Jeder ist für jeden da. Es gehören gute und schlechte Erfahrungen dazu um es herauszufinden.
Wir sind immer für euch da, auch wenn die Antworten manchmal etwas länger dauern. Aufgrund unseres derzeit starken Teams und wirklich tollen Teams ist es uns aber gelungen eine ganze Menge aufzuholen und bald sind wir auch am selben Tag noch für euch da.
Wir sind keine Fachkräfte, wir sind nur ?irgendjemand?, der einfach für euch da ist. Für Dich und für Leah und alle, die etwas auf dem Herzen tragen.
Danke, dass Du Dich gemeldet hast und bestelle Leah einen lieben Gruß vom gesamten Team. Ich würde mich freuen, wenn Du uns wissen lässt, wie es ihr inzwischen geht. Sie ist ein starkes Mädchen und Du eine tolle Mutter. Danke für Deine Mail und Dein Feedback. Du bist eine tolle Mutter.

Lieben Gruß
Sabine