Problem von Rudi - 64 Jahre

Behindert

seit meines schlaganfalles im märz 2011 bin ich behindert ... seit dieser zeit halten sich alle von mir fern. ich kann sprechen, und bin auch geistig fit wie vorher auch. meine linke körperhälfte ist betroffen, sodass ich kein motorrad und kein auto mehr fahren kann. auch kann ich mit meiner linken hand leider nichts mehr tun. selbst meine 3 töchter halten sich von mir fern. als ich mit dem rettungshubschrauber in die klinik gebracht wurde, waren diese nicht mal da. ich war immer für jeden da ... hat noch jemand so ein erlebnis, oder handycap?

gruß rudi

Michaela Anwort von Michaela

Hallo Rudi!

Erstmal vielen Dank für deine Email!

Ein Schlaganfall ist ein sehr einschneidendes Erlebnis, das einen völlig aus der Bahn wirft. Dein Leben hat sich seitdem verändert, weil du nicht mehr so agieren kannst, wie du es vorher gemacht hast. Und auch das Umfeld reagiert manchmal nicht so, wie man es sich von ihm wünschen würde. Das ist dir auch passiert. Ich finde es wirklich schade, dass sich deine Freunde und sogar deine Töchter seit dem von dir fernhalten. Und verstehen kann ich es eigentlich auch nicht wirklich.
Du schreibst, dass du immer für jeden da warst. Das hört sich für mich danach an, als ob du der "Macher" gewesen bist, hast immer mit angepackt, wenn Not am Mann war und bist der Starke gewesen. Dieses Bild kannst du nun nicht mehr erfüllen, weil du selbst in gewissen Maße auf Hilfe angewiesen bist. Vielleicht schockiert es dein Umfeld und deine Familie, dich jetzt relativ hilflos zu sehen? Anscheinend können sie damit nicht umgehen und halten sich vielleicht deshalb fern? Das sind aber nur die Gedanken, die mir beim Lesen deiner Mail kamen. Das Beste wird sein, wenn du deine Töchter mal auf dieses Verhalten ansprichst. Mach ihnen keine Vorwürfe, sondern schildere ihnen einfach, wie du euer Verhältnis momentan siehst und äußere deine Wünsche! Dasselbe würde ich auch mit Freunden und Bekannten machen. Sei offensiv und geh nach vorn. Du hast momentan diese Behinderung und wenn sie sich nicht mehr beheben lässt, wirst du dich mit ihr arrangieren müssen. Und wenn du das kannst und musst, kann dein Umfeld es erst recht. Und wer das nicht kann oder will, soll sich eben weiter fernhalten, so schwer das dann auch sein mag.
Wichtig ist, dass du dich nicht einigelst, sondern nach vorn schaust und dir gegebenenfalls auch neue Bekannte und Freunde suchst. Es gibt im Internet auch viele Foren und Seiten, die für Schlaganfall-Betroffene gemacht sind:

http://www.das-schlaganfall-forum.de/
http://www.schlaganfall-hilfe.de/forum
http://www.schlaganfall-deutschland.de/

Schau dich hier einfach mal um, vielleicht ist das Richtige für dich dabei. In größeren Städten gibt es auch oftmals eine Selbsthilfegruppe für Betroffene. Gib die beiden Begriffe einfach mal zusammen mit deinem Wohnort bei Google ein; unter Umständen gibt es eine in deiner Nähe. Dort kannst du dich dann von Angesicht zu Angesicht mit Betroffenen austauschen.
Ich wünsche dir alles Gute und hoffe vor allem, dass du zusammen mit deinen Töchtern wieder zu einem guten Verhältnis zurückfindest.

Viele Grüße,
Micha