Problem von Oliver - 16 Jahre

Bandscheibenvorfall, Beruf, Angst

Hallo,

Ich laufe nun schon seit 4 Monaten mit sehr Starken Chronischen Schmerzen im Linken bein rum.
Diagnose der Ärzte Bandscheibenvorfall im unteren Lendenwirbel.

Ich habe alles hinter mir,

Krankengymnastic
Spritzen
Physio Therapie

Halt das volle programm es hat nox geholfen.!!
Nun liege ich im krankenhaus und lasse eine Schmerztheraphie über mich ergehen.
Es ändert sich wieder mal nix.


Ich kann nicht mehr vor schmerz schlafen werde mit schmertt mitteln vollgepumpt und werde langsam Depressiv.!

Das schlimmste an allen ist meine Zukunft.!
Vor der Diagnose war ich ein Sportlicher altiver Junger mann.
Nun fühle ich mich wie ein Rentner.
Ich habe mein traum beruf gefunden unzwar Feldwebel bei der Bundeswehr.
Ich habe jetzt so eine Angst das die ärzte sagen du wirst nie wieder so sein wie früher.!

Ich habe gerade alles im Kopf,

Abschluss im Sommer
Schmerzen
Zukunft
Beruf

Einfach alles.
Ich will und kann langsam nicht mehr.!

Dana Anwort von Dana

Lieber Oliver!

Wenn einem jungen Menschen plötzlich durch die eigene körperliche Grenze ein Limit im Leben gesetzt wird, ist das sehr bitter. Ich kann dich gut verstehen, dass du nur noch schwarz siehst und am liebsten mit allem "hinschmeißen" möchtest.

Ich sage es geradeheraus, wie es ist, denn ich denke, du bist zu klug, als dass ich dich mit rosa Worten "schonen" könnte, bzw wäre es dir gegenüber auch nicht sehr fair. Du hast in jungen Jahren schon einen Bandscheibenvorfall, das bedeutet, dass du im Rücken eine Schwachstelle hast. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird diese Schwachstelle bleiben, auch wenn vielleicht noch ein paar Möglichkeiten zur Linderung bestehen. Dies bedeutet, dass dein Traumberuf nicht ausübbar sein wird, denn für die Bundeswehr, gerade für einen Werdegang dort, muss man körperlich fit sein. So jedenfalls meine Einschätzung und meine Erfahrungswerte. Stell dir doch einfach mal einen 10km-Marsch mit schwerem Marschgepäck auf dem Rücken in der Ausbildung vor. Schon alleine dies würde deine Gesundung um einiges zurück werfen.

Dass dich das hart getroffen hat und du gerade nicht weiter weißt, ist nur zu verständlich. Ich möchte jetzt auch nicht sagen: "Hey, sieh das Gute im Leben, iss ein Eis, geh raus mit Freunden"...das Blabla kann ich mir schenken, denn das ist momentan fehl am Platz. Ich habe Mitgefühl für deine Situation und ich verstehe auch, dass es dir gerade mehr als schlecht geht und deine Motivation und der Wille, deinen Weg weiter zu gehen, sehr begrenzt sind.

Das Problem, das hier gerade besteht, ist allerdings folgendes:

Du hattest dir einen Weg gesetzt, der durch deine Krankheit gerade zugeschüttet wurde. Nun stehst du vor der Mauer, merkst, dass du da nicht weiter kommst, setzt dich in den Sand, schaust diese dunkle Mauer aus Schutt hoch und das wars. Ein fürchterliches Bild, aber genau so fürchterlich geht es dir ja gerade.

Ich, als deine momentane Beraterin und Außenstehende, sitze nicht direkt an der Mauer. Ich sehe dich da sitzen, stehe aber viel weiter entfernt von dir. Ich sehe andere Wege, andere Abzweigungen deines Weges. Ich sehe viele Möglichkeiten, die du wahrnehmen könntest, wenn du es schaffen würdest, dich zu entscheiden, aufzustehen und von der Schuttmauer weg zu treten. Dich umzudrehen und einen anderen Weg zu suchen. Vor der Mauer herrscht Stillstand und Traurigkeit, nichts geht mehr. Du kannst versuchen, einige Steine weg zu räumen, doch wird von oben etwas nachrutschen.

Was ich dir damit sagen möchte?
Dein Leben ist facettenreich. Du scheinst ein kluger Kopf zu sein und hast sicher einiges in dir drin. Diese Möglichkeit, die dir verwehrt sein wird, ist EINE Möglichkeit von sehr vielen. Du siehst aber momentan nur diese eine und definierst dich über sie. Sie wird dir genommen, also scheint dein Leben nichts mehr wert. Du bist jung und dein Geist ist kraftvoll. Dein Körper mag es nicht mehr so sein, wie du ihn kennst, vielleicht wird er sich wieder etwas erholen, vielleicht wirst du dein Leben lang aufpassen müssen, aber das bedeutet nicht, dass dein Leben hier zu Ende ist und du für immer und ewig herumsiechen musst. Es gibt Therapien, es gibt OPs, die zumindest das Leben mit der Schwäche im Rücken erleichtern und dazu wäre es wichtig, neue Wege einzuschlagen, die dich psychisch stärken und nicht schwächen.

Dieser eine Beruf ist nicht das Einzige im Leben, deine Krankheit ist nur EIN Punkt in deinem Leben, das so viele verschiedene Färbungen und Lichtmomente hat. Bleib nicht nur an dieser einen, wirklich schwarzen Sache hängen. Was gibt es noch in dir zu entdecken? Wo liegen weitere Stärken von dir? Ich würde mir von dir wünschen, dass du, neben dem Hoffen, dass das mit deinem Rücken doch besser wird, trotzdem nach Alternativen suchst. Es gibt sie.

Ich wollte Opernsängerin werden, habe mich angestrengt und mir echt Mühe gegeben. Bis ich die Diagnose bekam: "Lahmes Stimmband". Mit dieser Schwäche hielt ich keine halbe Stunde Oper durch...ich musste umsatteln, ein sehr schwerer und trauriger Schritt. Aber in mir drin, genau wie in dir, gibt es noch SO viel mehr. Ich bin andere Facetten an mir stärker angegangen, habe sie ausgebaut. Und genau das solltest du auch tun, einfach, damit du nicht da hinten an der Mauer sitzen musst und nicht mehr weiter weißt. Erforsche andere Wege, es gibt sie! Ich denke nur zB an die Menschen, die eine Behinderung haben und bei den Paralympics mitmachen. Einen Arm zu verlieren, ist sicher eine ähnlich schlimme Mauer wie dein Rücken und die Menschen haben weiter gemacht! Sie haben andere Bereiche erforscht und sich da niedergelassen.

Deine Geschichte IST schlimm, das will ich nicht herunter spielen. Aber sie bedeutet auf keinen Fall das Ende der Welt, wenn du das nicht zulässt. Sicher, es ist schwerer, neuen Mut und neue Energie zu fassen, um neue Wege zu beschreiten, als sich einfach hängen zu lassen und "ich mag nicht mehr" zu sagen. Aber nur DIESE Richtung beinhaltet die Möglichkeit auf schöne und tolle Dinge, auf Erfahrungen, die du dir momentan noch nicht ausmalen kannst!

Wenn du Hilfe brauchst - und da du uns geschrieben hast, gehe ich davon aus, dass du Hilfe möchtest - wäre auch eine begleitende Psychotherapie zur Physiotherapie gut. Schmerzpatienten wird diese auch oft angeboten, um zu lernen, mit dem Schmerz zu leben und mit ihm umzugehen, wenn er mal wieder ein paar Tage voll durchhaut. Ich würde dir raten, das beim Arzt mal zu thematisieren. Bitte ihn um Ehrlichkeit, was deinen weiteren Weg angeht, denn wenn man weiß, woran man ist, geht es einem hinterher meist besser, selbst wenn die Aussichten nicht so rosig sind. Aber man kann damit arbeiten. Frag nach, was Therapiemöglichkeiten angeht, physisch wie psychisch. Lass Hilfe zu, nimm sie an, fordere sie ein.

Ich wette mit dir, dass, egal, ob du deinen Beruf doch noch ausüben kannst oder sich diese Sache zerschlägt, du auf jeden Fall einen guten Weg gehen kannst, wenn du es zulässt.

Und das wünsche ich dir. Geh mit aller Kraft weiter - für all deine Facetten, die dein Leben färben können.
Alles Gute, lieber Oliver!

Dana