Problem von Anonym - 16 Jahre

Depressionen ?

Hey liebes Kummerkasten Team,
also ich bin ein wirklich positiver und glücklicher Mensch, nur seit so ca. 4 Monaten, bin ich einfach nur durcheinander. Alles fing damit an, dass ich einen Jungen kennenlernte und blablbla irgendwie liebte er mich wollte aber keine beziehung, kuschelte aber hin und wieder mit mir rum und machte mir immer wieder aufs neue Hoffnungen. Als er mir dann sagte, dass er nicht mehr als Freundschaft wollte, ging ich kaputt daran. Ich weiß nicht, aber noch nie war mir ein Mensch so wichtig und dann verletzt er mich. Ich hab ihm gesagt ich bräuchte abstand von ihm und kann einfach keine normal freundschaft mit ihm haben. Und so ist es auch seit 3 Wochen dann. Nicht mehr jeden tag geschrieben, noch nichtmal mehr hallo gesagt. Ja und es ist halt so, dass ich Tumblr habe, so ein Blog über meine Gefühle und ich hab das Gefühl durch die ganzen Bilder und Sprüche die da stehen, zieh ich mich selbst herunter. Aber ich will das auch. Ich weiß nicht, was es ist, dass ich mich selbst am Boden sehen will und zerbrechen möchte. Vielleicht will ich einfach lernen, dann wieder aufzustehen, aber vielleicht möchte ich auch einfach nur fallen. Ich hab das Gefühl, dass ich nach einer bestimmten Art von Traurigkeit süchtig bin. Ich würd mir niemals das Leben nehmen wollen oder mich ritzen, so ein Mensch bin ich einfach nicht, jeder sagt zu mir, ich sei einer der lebensfrohsten und glücklichsten menschen den sie kennen würden, weil ich einfach rausgehe und wieder glücklich bin. Ich geh in die schule und lache, und das lachen ist auch echt aber ich glaube eigentlich, dass es indirekt nur meine traurigkeit überdeckt, denn in der schule und so bin ich aufgeschlossen, selbstbewusst und verrückt. wenn ich zuhause in meinem zimmer sitze, denk ich sooo viel nach (was mich auch kaputt macht, weil ich richtiger Overthinker bin), höre nur traurige musik, bin auf Tumblr, denk an die Zeit mit ihm, zweifle an mir selbst und versuch gar nicht erst, dass alles wieder gut wird. Reden tu ich mit niemanden darüber, weil ich weiß, die kennen mich alle nicht so und denken ich würde spinnen, weil das gar nicht die wäre, die sie kennen. Ich kann es auch hier nicht in worten genau beschreiben, wie es alles ist, ich kann nur sagen, dass es alles durcheinander ist und ich nicht weiß, ob das alles schlimmer wird und in depressionen verfallen könnte , weil ich einfach diesen schmerz suchen also diesen seelischen. :/ Naja, vielleicht könnt ihr mir sagen ob das normal ist in meinem alter (14) oder sowas... Liebe Grüße :))

Florian Anwort von Florian

Hallo Ratsuchende

Es ist ganz normal sich schlecht und niedergeschlagen zu fühlen, wenn man einen solchen Rückschlag wie Deinen erlitten hat. Wenn man von seinem Wunschpartner für eine ernstere und feste Beziehung abgewiesen wird, würde sich jeder traurig und vielleicht auch verlassen fühlen. Diese Gefühle sind wichtig zu erleben und zu begreifen, denn nur durch sie können wir an solchen Situationen lernen und daraus Erfahrungen gewinnen. Schlimm wird es jedoch, wenn man diese Gefühle nicht mehr loslässt, sich ihnen ergibt und dadurch auch sich selbst aufgibt.
Bevor das jedoch auf Dich zugetroffen hat, hast Du Dich jedoch bei uns gemeldet. Für dieses Vertrauen möchte ich Dir danken.

Wichtig ist bei Gefühlen zu wissen, dass sie eine Aufgabe und einen Zweck besitzen. Es gibt im Grunde keine wirklich guten oder schlechten Gefühle, es gibt nur einen unausgewogenen Umgang mit diesen, der diesen Gefühlen entweder zu viel oder zu wenig Raum bietet. Werden bestimmte Gefühle verdrängt und ignoriert oder im extremen Gegenbeispiel zu hoch bewertet und sich ihnen ergeben, so können diese Gefühle ihren Zweck nicht erfüllen. Können sie ihren Zweck nicht erfüllen, stauen sie sich im Unterbewusstsein immer mehr und immer länger. Am Ende reicht ein kleiner Auslöser und der Damm bricht. Die Gefühle rauschen nur so durch das Bewusstsein und "alles kommt hoch".
Wird z.B. Traurigkeit ignoriert oder zu hoch bewertet entsteht eine Depression. Bei Wut kommt es zu Aggressionen und Wutausbrüchen. Und bei Freude kommt es zu einem Lachanfall oder einer Manie. Dabei gilt: Je unausgewogener die Gefühle desto heftiger die Gegenreaktion.

Du schreibst selbst, dass Du in der Schule häufig lachst und das Du eigentlich ein wirklich positiver und glücklicher Mensch bist. Das bedeutet, dass Du Dich sonst eigentlich eher in Richtung glücklicher Gefühle ausgerichtet hast und eher die Glücksgefühle zugelassen hattest und dabei wahrscheinlich Deine Traurigkeit ignoriert hattest. Trotzdem gab es wahrscheinlich Momente in denen Du der Trauer einen gewissen Raum hättest bieten müssen und es hat sich daher diese Trauer unbewusst aufgestaut. Durch die Abweisung von Deinem Wunschpartner ist nun diese ganze Traurigkeit ausgebrochen und hat Dich in eine gewisse depressive Phase gestossen. Daher hat die Traurigkeit, auch nach Erfüllung seiner zeitlich begrenzten Pflicht, noch weiter angehalten. Gefördert wird dies, wie Du selbst schon festgestellt hast, durch solche traurigen Sprüche und Bilder die Du nicht nur in Deinem Blog hast, sondern wahrscheinlich auch in Gedanken immer bei Dir sind; genauso wie Deine Musik.


Um nun das Problem richtig anzupacken, müssen wir versuchen Dir Deine Gefühle besser bewusster zu machen, sie ihre Aufgabe korrekt durchführen zu lassen und anschließend wieder loszulassen.

Damit Dir Deine Gefühle bewusster werden, ist es wichtig sich ab und an geistig einmal die Fragen zu stellen "Wie fühle ich mich gerade?", "Bin ich eher traurig, glücklich, verärgert, überrascht, verängstigt...?" und "Warum fühle mich überhaupt so? Was macht mich gerade traurig, glücklich, verärgert...?".
Viele Gefühle im Alltag gehen uns schnell wieder verloren. Wir merken uns nur die wenigsten Gefühlsregungen wirklich. Daher bewerten wir häufig einen ganzen Tag mit einer bestimmten Emotion, obwohl wir während des ganzen Tages viele verschiedene Emotionen verspürt haben. Das bedeutet wir bewerten vielleicht einen Tag als besonders schlecht, obwohl eigentlich viel gutes passiert ist. Durch das regelmäßige Abfragen seiner Gefühle lässt sich genauer erkennen wann und wo ein bestimmtes Gefühl auftaucht.

Um Gefühle ihre Aufgabe korrekt durchführen zu lassen, ist es wichtig zu wissen wann und wo sie auftauchen. Denn nur so kann man sich auch bereits zuvor darauf einstellen, dass ein bestimmtes Gefühl immer dann auftauchen wird. Aber auch, wenn ein Gefühl "spontan" auftaucht kann man dafür sorgen das sie ihre Arbeit durchführen können. Ein Gefühl arbeitet nämlich nur dann richtig, wenn es nicht zu kurz und nicht zu lange auftaucht. Sprich: Ein Gefühl kommt immer zur Verwendung, es wird bewusst und es geht nach einer gewissen Zeispanne wieder und wird durch ein anderes Gefühl ausgetauscht.
Um nun ein Gefühl genügend Freiraum für seine Arbeit bieten zu können, muss man zunächst das Gefühl zulassen. Das bedeutet, seine Gefühle nicht zu unterdrücken und auch nicht zu ignorieren. Wenn man sich traurig fühlt, so fühlt man sich traurig. Wenn man verärgert ist, so ist man verärgert. Es darf kein Zwang besteht ein Gefühl, wie z.B. Glück, zu bevorzugen. Jedem Gefühl muss das gleiche Maß an Zuneigung und Respekt entgegengebracht werden. Nur so kann es seine Wirkung entfalten und das tun wofür es da ist.
Für Dich bedeutet dies, wenn Du dabei bist Deine Gefühle bewusster zu betrachten, sie dann nicht kleinredest. Kein "Weine nicht!" und auch kein "Ich muss glücklich sein, weil man es von mir erwartet.". Jedes Gefühl muss seine Geltung erhalten. Das bedeutet auch, dass es gezeigt werden sollte. Wenn Du also das Gefühl hast mit jemanden in Deiner Klasse über Deine Traurigkeit sprechen zu wollen, dann sprich mit diesen, auch wenn er Dich so gar nicht kennt. Für kein Gefühl muss man sich schämen.

Um nun das Gefühl wieder gehen zu lassen brauchst Du eigentlich nichts mehr tun, sollte das Gefühl seine Geltung erhalten haben und seine Arbeit getan haben. Geht ein Gefühl nicht, so wurde ihm entweder nicht genügend Freiraum gegeben (dies gilt es dann nachzuholen) oder aber es wird sich an diesem Gefühl festgeklammert. Letzteres bedeutet im Grunde, dass alle anderen Gefühle ignoriert werden und damit nicht mehr genügend Freiraum erhalten. Es sollte dann also der Fokus auf diese ignorierten Gefühle gelegt werden und sich dieser bewusst gemacht werden. Andernfalls erzeugt sich so eine Gegenreaktion und man rutscht von der Depression in die Manie und von der Manie wieder in die Depression, bis die Gefühle wieder richtig ausgeglichen werden.


Am Anfang wird es etwas schwierig erscheinen diese Schritte so durchzusetzen und seine Gefühle wirklich zu akzeptieren. Es wird von Mal zu Mal immer leichter und zudem in gewisser Weise automatisiert, also vom Unterbewusstsein übernommen. Spätestens dann, sollte die permanente Traurigkeit beendet sein und sich mit den anderen Gefühlen immer und immer wieder abwechseln. Dein Gefühlsleben wird dann ausgeglichen sein.


Ich hoffe das Dir dieser Einblick und diese Methode weiterhelfen werden. Bei Fragen oder Anregungen kannst Du gerne ein Feedback schreiben (beim Kontaktformular bitte die Kategorie "Feedback" wählen und meinen Namen erwähnen oder den Link zum Problem in den Titel reinkopieren).

Ich wünsche Dir alles Gute

Florian