Problem von Julia - 18 Jahre

Ich könnte mich umbringen

Obwohl ich es nicht will, denke ich in letzter Zeit sehr oft an Selbstmord. Ich sitze in der Schule und plötzlich habe ich das Bild vor mir, wie das Blut aus meinen Armen strömt, oder wie ich die Tabletten hinunterschlucke. Ich will nicht sterben, jedenfalls jetzt noch nicht, aber zur Zeit scheint alles so hoffnungslos, zukunftslos. Ich bin so einsam, habe keine Freunde, niemanden zum Reden. Ich habe Matura!! Mein Leben fängt doch erst an, aber ich sehe nur schwarz, ich sehe schwarz seit über drei Jahren, und ich hasse mich dafür, weil ich dadurch alles verloren habe und weiter alles verliere und zerstöre. Meine Familie, meine Zukunft, mich selbst.
Ich wollte mich nicht betrinken, jedenfalls nicht ins Koma, aber irgendwann habe ich es doch getan (nicht ins Koma, aber ziemlich nahe dran). Ich wollte mich nie ritzen, obwohl ich oft daran gedacht habe, aber irgendwann habe ich es doch getan.
Ich denke oft an Selbstmord, und irgendwann werde ich es machen. Und ich habe Angst davor, dass ich es wirklich mache, dass ich endgültig alles verliere und zerstöre.

Carolin Anwort von Carolin

Liebe Julia,


vielen Dank, dass Du den Mut gefunden hast uns zu schreiben, denn die Situation, wie Du sie beschreibst, lässt mich Schlimmes befürchten. Du möchtest Dich umbringen, hast aber gleichzeitig zu große Angst davor. Ich hoffe, was oder wer auch immer Dich von dem endgültigen Schritt abhält, gibt Dir genug Halt, damit Du dich für das Leben entscheidest.

Ich habe Deine Nachricht gelesen und mir hat sich dabei immer wieder die Frage nach dem „Warum?“ für Deine Hoffnungslosigkeit und Deine Angst gestellt. Wie kommt es, dass Du für Dich selbst nur noch „schwarz siehst“ und außer dem Tod keine Perspektive mehr für Dich erkennen kannst? Gibt es dafür bestimmte Auslöser, die Du benennen kannst?
Ich würde Dir diesbezüglich gern konkreter helfen. Wenn Du die Zeit und die Kraft findest hierzu etwas zu schreiben, würde ich mich freuen eine weitere Mail von Dir zu bekommen, zu der ich Dir zeitnah antworten werde. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam eine Lösung finden werden.

Akuten Handlungsbedarf sehe ich bei Dir momentan vor allem dahingehend, dass Du momentan Deine Matura machst. Momentan mache ich selbst noch Abitur und kann daher wirklich gut verstehen, wie sehr der Stress an Dir nagen muss.
Um zumindest in Dieser Hinsicht zunächst etwas entlastet zu werden, würde ich Dir raten zum nächstmöglichen Zeitpunkt ein Beratungsgespräch in Deiner Schule in Anspruch zu nehmen, zum Beispiel bei einem Sozialarbeiter oder einem Schulpsychologen. Ich denke, dass es ebenfalls ratsam wäre ein Gespräch mit dem Studienleiter oder einem anderen Lehrer zu führen, der an Deiner Schule für die Organisation der Matura zuständig ist, damit Du dort über deine Möglichkeiten beraten werden kannst, solltest Du dich nicht imstande fühlen an bestimmten Prüfungen weiterhin teilzunehmen.

Langfristig betrachtet würde es in Deinem Fall sehr sinnvoll sein professionelle Hilfe von einem Arzt und/oder Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen, zumal Du angibst bereits seit über drei Jahren so stark zu leiden. Um hierbei Hilfe zu erhalten, kannst Du dich zum Beispiel an eine Beratungsstelle wenden.
Weiterhin möchte ich Dir gern die Nummern verschiedener Einrichtungen der Telefonseelsorge mit auf den Weg geben. Du schreibst, Du hättest niemandem zum Reden und auch keine Freunde, was Du leider nicht näher ausführst. Über manche Dinge kann man mit Menschen aus dem eigenen Umfeld nicht reden, das ist auch vollkommen okay. Dennoch möchte ich Dich dazu ermutigen nicht länger über das zu schweigen, was Dich seit über drei Jahren so sehr lähmt, ängstigt und verzweifeln lässt.

Telefonseelsorge in Deutschland: 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222

Telefonseelsorge in Österreich: 142

Telefonseelsorge in der Schweiz: 143



Ich wünsche Dir alles Gute und würde mich freuen noch einmal von Dir zu hören!


Liebe Grüße,

Carolin