Problem von anonym - 18 Jahre

Selbstmordgedanken passen nicht in mein Leben !

Hallo liebes KuKa-team,
ich habe euch vor 2 Wochen schon mal geschrieben, aber da konnte mein Problem aus technischen Gründen irgendwie nicht beantwortet werden.
Es macht mir aber gar nichts aus euch noch mal zu schreiben, ich hoffe einfach dass es dieses Mal klappt.
Nun, wie die Überschrift schon sagt habe ich seit mehr als einem Jahr Selbstmordgedanken, und starke Stimmungsschwankungen, so wie immer wieder extrem depressive Phasen.... und ich kann mir nicht erklären warum !?
Ich habe gerade das Abitur gemacht, keinen Stress, in meiner Familie ist (biss auf ein etwas gestörtes Verhältnis von mir und meiner Schwester) alles im grünen Bereich.
Auch mit meinen Freunden läuft alles super.
Aber für mich fühlt sich das leben einfach seit längerem nicht mehr wie Leben an, eher wie aus Plastik, als würde ich einfach nur so..... durchstolpern.
Als wäre ich ein einem dieser Aufblasbaren Gummihamsterschutzkugeln.
Ich habe immer wieder diese depressiven Phasen, und es macht mir so Angst.
Ich habe so Angst, und ich trau mich nicht irgendwem davon zu erzählen. Ich könnte, ich wüsste sogar eine Menge Leute, zum Beispiel die Schulsozialarbeiterin in meiner Schule, aber ich schaffe es einfach nicht da hinzugehen oder sonst wem davon zu erzählen!
Wisst ihr, mein Traumberuf ist es schon immer gewesen, Menschen die Probleme haben und unglücklich mit sich selbst sind zu helfen, denn ich hatte vor vielen Jahren mal einen Freund, der sich deswegen umgebracht hat. Damals hab ich mir geschworen, dass ich so etwas verhindern möchte, nein sogar MUSS ! Und selbst wenn ich etwas derartiges nicht als Beruf machen kann oder werde, werde ich trotzdem versuchen Menschen zu helfen wieder glücklich mit ihrem Leben zu werden, egal wie.
Aber wenn ich selbst solche komischen Gedanken habe, wie soll ich dann anderen helfen, wenn ich mir nicht mal selbst helfen kann.
Neulich hat meine Mutter beim Abendessen erzählt, dass sie eine Frau kennengelernt hat, sie Schulsozialarbeiterin ist, aber selbst Tablettenabhängig war, bzw. es immer noch ist und jahrelang unter Anorexie und Bulimie litt, und sich über sie ausgelassen, wie ungeeignet eine solche Person in ihrem Beruf ist, und zudem ist sie noch aleinerziehende Mutter. Ich bin echt wütend geworden als ich meine Mutter da so reden hörte. Ich kann ihr aber auch nicht sagen dass ich es unglaublich frech und unverschämt von ihr finde über eine solche Person zu urteilen, die selbst kein Perfektes Leben hat und dann immer noch die Kraft findet anderen zu helfen, weil ich sonst auffliegen könnte.
Versteht ihr jetzt warum ich mich sorge, so verwirrt und verzweifelt bin ?
Ich kann niemandem davon erzählen, weil meine Probleme sonst öffentlich werden könnten, und dann werde ich niemals anderen helfen können, weil kein Mensch mich ernst nehmen wird, und alle sagen werden dass ich ungeeignet dafür bin, weil ich selbst seelisch schwach bin.
Am liebsten würde ich nach dem Abi Psychologie studieren, und von meinen Noten steht mir eigentlich auch nichts im Weg..... nur diese Selbstmordgedanken passen nicht in mein Leben.
Bitte helft mir !

Liebe Grüße

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Ich kann dein Dilemma verstehen, allerdings kann ich dich beruhigen: alleine ich kenne schon zwei Frauen, die beide in die Psychologie gegangen sind, obwohl sie in der Vergangenheit starke Probleme hatten, die auch behandelt werden mussten. Gerade da wächst gerne mal der Wunsch, das auch anderen Menschen weiter zu geben. Jemand, der lange bei Psychotherapeuten zur Behandlung war, wird ja auch so ein bisschen selbst zum "Fachmann", da er sich in dem Gebiet recht gut auskennt. Das ist automatisch so. Eine Freundin von mir ist schon sehr lange in Behandlung - was die alles weiß! Unglaublich. Manchmal unterhalte ich mich mit ihr darüber, nur um zu lernen und neues Wissen zu erfahren.

Ich möchte dir also dringend anraten, dich bei einem Psychotherapeuten vorzustellen und dein Problem zu schildern. Das beschmutzt deine "Akte" nicht. Ich möchte fast sagen, dass JEDER zum Psychotherapeuten gehen könnte und dass diese bei ziemlich jedem auch was finden, was therapiert gehört. Der Mensch ist so ein facettenreiches Wesen und die Seele ist so tief... Du selbst merkst, dass irgend etwas bei dir nicht stimmt. Du kannst es noch nicht so genau fassen, merkst aber, dass es dich hindert und hemmt, dass es dir im Alltag hinein pfuscht. Und das solltest du nicht zulassen, dem solltest du nachgehen.

Such dir ein paar Adressen aus Google zusammen, mach Erstgespräche aus und bleib bei dem Therapeuten, der dir am meisten zusagt. Ob du dir eine Überweisung vom Hausarzt holst (wenn du dich das traust, er hat ja Schweigepflicht) oder einfach so zu den einzelnen Therapeuten einfach mal hingehst, ist egal. Die rechnen das dann mit der Kasse ab. Wichtig ist nur, dass der Therapeut eine Kassenzulassung hat. Ein reiner Psychologe reicht da nicht aus, es muss ein Therapeut sein. Da es Wartezeiten gibt, wäre es wirklich gut, mehrere an der Hand zu haben, die du dann ausprobieren kannst. Das Ausprobieren ist dein gutes Recht.

Dann hast du nämlich die Möglichkeit, mal in dich reinzuhören und heraus zu finden, was da momentan in dir schwingt und dich runterdrückt. Mit der Therapie wird es möglich sein, diese "Hamsterkugel" (ein schönes Beispiel übrigens!) zu durchdringen. Alleine wird das eher schwer, da du es ja selbst nicht so richtig gefasst bekommst und wir können per Ferndiagnose da auch nicht wirklich helfen, da wir dich zu wenig kennen.

Glaube mir aber, dass eine gemachte Therapie dich NICHT von einem Psychologiestudium abhalten wird. Manchmal ist es sogar gut, da schon mal Luft geschnuppert und deren Arbeit betrachtet zu haben, egal ob als Patient oder als Praktikant. Sicherlich wird ein Mensch mit einer schweren Depression, die medikamentös behandelt werden muss, eher kein Therapeut werden, weil das zu sehr zusätzlich belastet, aber das ist bei dir ja eher nicht der Fall. Woher diese Melancholie bei dir kommt und woher es kommt, dass du das Gute, das dir widerfährt (und das ist ja eine Menge: du bist klug, erfolgreich, hast eine tolle Familie und Freunde, bist also gut eingebettet) so wenig schätzen kannst, wird in einer Therapie sicher schnell und erfolgreich bearbeitet werden können. Ich kann dir nur dazu raten. Du bist danach nicht "gebrandmarkt".

Dass deine Mutter so abfällig über jemanden spricht, der eine Therapie gemacht hat, zeigt nur, dass sie leider davon wenig Ahnung hat oder sogar selbst in Verdrängungsmechanismen steckt. Nimm dir das nicht so zu Herzen, sondern geh den Weg, den DU gehen möchtest. Es ist DEIN Leben. Und wenn du Therapeutin werden möchtest und wenn du merkst, dass momentan etwas in dir ist, das dich schwarz malt, dann geh dagegen an. Nur DU kannst das ändern, nur DU kannst deinen Weg bestimmen. Also tu es. =)

Ich wünsche dir viel Erfolg und würde mich total freuen, wenn in einem Jahr oder so hier eine Meldung landet: "Hey, Therapie war erfolgreich, ich habe jetzt mit dem Studium angefangen!"...das wäre super.

Alles Liebe!

Dana