Problem von anonym - 15 Jahre

Aussichtslos

Ich bin 15 Jahre alt und gehe in die neunte Klasse eines Gymnasiums und komme folglich bald in die Oberstufe . Ich habe sehr große Angst davor , da ich ja dann wahrscheinlich nicht mehr mit meinen Freunden in einem Kurs bin und ich kenn keinen aus denn anderen Klassen . Deshalb denke ich , dass ich dann ganz alleine und ein Außenseiter bin . Ich will einfach nicht allein und hilflos sein , aber ich bin nun halt einfach ruhig und schüchtern und weiß nicht was ich mit anderen reden soll . Dieses Gefühl allein und nicht geliebt zu werden ist für mich einfach unerträglich . Ich weiß einfach das ich in der Oberstufe nicht klar kommen werde und ich hab Angst , dass ich meine jetzigen Freunde durch mein Außenseiter Dasein verlieren werde . In mir ist eine unglaubliche Leere und ich habe mich heute auch zum ersten Mal geritzt . Ich hab einfach keine Hoffnung , ich will einfach nicht mehr weiterleben . Ich lebe eigentlich nur weiter , weil sonst vielleicht meine Eltern traurig wären . Außerdem bin ich noch in den Freund meiner besten Freundin verliebt . Ich will nicht mehr , bitte helft mir .
Bestimmt mag mich keiner .

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte.

Wenn du deinen Text nochmals durchliest, dann wirst du feststellen, dass du dir und deiner Angst eigentlich sogar schon widersprichst.

"Ich bin dann nicht mehr mit meinen Freunden in einem Kurs." "Ich kenne dann keinen mehr." "Bestimmt mag mich keiner".

Du hast also Freunde. Woher sind die denn gekommen? Gebacken hast du sie dir ja bestimmt nicht, also müssen sie wohl irgendwann mal als FREMDE in dein Leben gekommen sein und haben sich dir angenähert. Und das, obwohl du schüchtern und ruhig bist. Komisch nicht? Irgendwie haben diese Menschen gemerkt, dass du jemand bist, der eine Freundschaft verdienen könnte und so hast du Freundschaften gewonnen.

Nun kommt eine neue Situation. Klar, Neues macht gerne mal Angst, weil man die Zukunft nicht kontrollieren und nicht vorherbestimmen kann. Es kommen Dinge auf dich zu, die du jetzt noch nicht kennst und ich gestehe dir diese Angst auch zu! Jeder hat Angst vor Unbekanntem, das ist ganz natürlich und im Menschen so angelegt. Aber dass du dir schon vorher genau festlegst, dass du "verlieren" wirst, das ist ungesund und vor allem sehr unrealistisch, wenn man bedenkt, dass du auch jetzt sehr wohl Freunde hast. Du bist also jetzt nicht alleine und wirst auch geliebt bzw gemocht. Und wenn du weiterhin genauso DU bleibst, wie du es jetzt bist, dann ist die logische Konsequenz, dass es auch andere Menschen geben wird, die dich angenehm finden. Wärst du keine angenehme Zeitgenossin, hättest du auch jetzt schon keine Freunde mehr, weil keiner mit dir etwas zu tun haben wollen würde. Logisch? Ich hoffe.

Aus irgendeinem Grund verlierst du das Vertrauen in DICH selbst. Es ist nicht die Angst vor dem Ungewissen, es ist eine Angst vor DIR. Du vertraust plötzlich nicht mehr deinem eigenen Charme, deinem Ich, deinen Möglichkeiten. Und darum müsstest du dich kümmern. Du bist du und das ist toll! Plötzlich fügst du deinem Körper Schaden zu, bestrafst ihn, versuchst ihn auf eine nicht sehr gute Weise zu kontrollieren - suchst du dich im Innern vielleicht? Hast du dich verloren? Warum liebst du den Freund deiner Freundin? Weil er unerreichbar ist? Weil er keine Gefahr darstellt? Weil es dich noch bestätigt in dem "Keiner mag mich!"-Modus?

Du sagst, du wüsstest, dass du in der Oberstufe nicht klar kommen wirst. Das ist für dich Gewissheit! Wie kann es das? Vielleicht hast du mehr Kurse mit deinen Freunden gemeinsam als du denkst? Ich war in der Oberstufe überrascht, wie viele meiner Mitschüler in verschiedenen Kursen bei mir waren und bei manchen freute ich mich sehr, bei anderen weniger. Vielleicht kommen neue Chancen, neue Möglichkeiten, neue Menschen? Chancen, die du jetzt noch überhaupt nicht überblicken kannst, weil sie noch hinter der Zukunftstür liegen? Und das alles lehnst du kategorisch ab, weil du ja WEISST, dass es so kommen WIRD, dass alles schwarz und schlimm ist? Du machst dich zum Außenseiter, ohne das Zutun von anderen...von vorneherein?

Es klingt seltsam, nicht? Wäre ich jetzt eine Freundin von dir, würde ich dich stubsen und sagen: "Wo ist denn deine Kristallkugel?" Man kann nicht in die Zukunft hellsehen. Lass nicht zu, dass irgendwelche Ängste, die keine Wurzel und keine Basis haben, dir jetzt schon das Leben schwer machen und dich sogar in sehr schwarze Gedanken zwingen. Lass nicht zu, dass diese Angst es schafft, dass du eigentlich diese Zukunft nicht erleben willst. Lass nicht zu, dass du dich selbst total verlierst! Finde dich wieder! Finde zu dir!

Aussichtslos? Was soll aussichtslos sein? Ich sehe nichts. Nichts, dem nicht ein Gesicht gegeben werden könnte. Es mag sein, dass du mal in einem Kurs alleine bist. Es mag sein, dass es einsame Stunden gibt. Es mag sein, dass du einen triffst, den du nicht leiden kannst. Genauso kann und wird es aber sein, dass du plötzlich in dich hinein lächelst und denkst: huch...DAMIT hätte ich jetzt nicht gerechnet...
Und genauso ist die Zukunft! Sie birgt viel, das wir nicht kennen und wissen! Sie birgt Negatives und ganz viel Positives! Das Leben ist facettenreich und will gelebt werden. Auch Angst gehört dazu. Aber sich ein schwarzes Tuch stricken und fest über den Kopf ziehen, bevor man eigentlich gesehen hat, was passiert, ist einfach unnötig und tut nur weh. Dir selbst.

Hast du kein Vertrauen zu deinen Eltern? Ich würde dir dringend raten, mal mit deiner Mum zu sprechen. Du musst ja nicht gleich vom Ritzen oder den Freitodgedanken erzählen, aber einfach mal von deinen Ängsten. Vielleicht würde auch eine Fachkraft helfen können? zB der Schulpsychologe, wenn ihr sowas habt oder ein Lehrer, den du sehr magst und dem du vertraust? Es gibt genug Menschen, die dir jetzt beistehen können und dich an die Hand nehmen. Erzähl deinem besten Freund, deiner besten Freundin von der Angst, plötzlich alleine zu sein. Du wirst sehen, dass Menschen, wenn sie ein Problem erstmal kennen, auch mit dir dran arbeiten können. Du bist nicht alleine, es sei denn, du machst dich selbst zur einsamen Seele.

Du selbst kannst das steuern. Nicht deine Zukunft.

Und dafür wünsche ich dir nur das Beste. Du bist es wert, eigenständig daran zu arbeiten und nicht nur darauf zu warten, dass ja alles schlecht sein KÖNNTE.

Auf einem wankenden Schiff fällt um, wer still steht...nicht, wer sich bewegt.

Liebe Grüße,

Dana