Problem von Josefine - 17 Jahre

Ich liebe meinen Lehrer und das schon seit 3 Jahren!

Liebe Community,
Im August 2009 kam er das erste Mal in unseren Klassensaal. Er ist unser neuer Geschichtslehrer. Ich schätzte ihn damal auf 30, doch später erfuhr ich, dass er schon 41 war. Ich hasste Geschichte, ich hasste seinen Unterricht, ich hasste seine Art. Damals wies ich ihn zurück, mir war dieser Mann fremdartig, komisch und hatte für mich 14 Jährige einen eigenartigen Humor. Ein Jahr lang blieb er mein bedeutungsloser Geschichtslehrer. Doch er machte es mir wirklich schwer, ihn weiterhin zu hassen. Seine Blicke waren schön, taten gut. Seine Stimme war warm und klar. Seine Art fing mir an zu gefallen. Und das machte mich noch wütender... Ich wollte ihn nicht mögen, aber er brachte mich immer wieder dazu, es doch im stillen Kämmerlein zu tun: Ich mochte ihn heimlich und still. Es war ein ungewöhnliches Gefühl. Ich schwärmte für ihn. Kleine Gespräche mit ihm liesen mein Herz schneller und höher schlagen. Blicke rissen mich in die schönsten Fantasien, sein Lächeln ließ mich dahinschmelzen. Ich fing an, mich für sein Fach zu interessieren. Stellte Fragen ohne Ende, um seine Stimme noch ein weiteres Mal zu hören. Ich wollte die beste in seinem Fach sein. Doch ich zeigte ihm nichts von meinen Gefühlen. Ich wollte nicht, dass er mich durchschaut und ich wollte unentdeckt bleiben: Es war mir peinlich einen so viel älteren Mann gut zu finden. Ich war kalt zu ihm, redete schlecht über ihn. Lästerte in den Pausen über seinen angeblich schlechten Unterricht. Ich zeigte ihm Hass und Widerstand, ich warf ihm feindliche Blicke zu. Ich kam mit meinen Gefühlen nicht zurecht und verhielt mich deshalb so extrem.
Doch heimlich beobachtete ich ihn, entzog mich schnell seinem Blick, wenn er rüberschaute... Ich fing an mirzu Hause über ihn Gedanken zu machen. Ich wurde ihn einfach nicht mehr los und konnte ihn nicht mehr aus meinen Gedanken verbannen. Ich versuchte es immer und immer wieder, aber es funktionierte nicht. Das zog sich lange so hin, bis ich ihn mit 16 Jahren im Fach Musik bekam und ihn nicht mehr in Geschichte hatte. In meinen Fantasien war er schon längst zu meinem Traummann geworden. Ich fing an ihn zu lieben, doch ich zeigte ihm nichts... Ich war weiterhin abweisend. In meiner Fantasie waren wir aber immer zusammen, ich liebte ihn still und leise. Doch mir war klar, meine Gefühle würden nie erwiedert werden. Und als es mir immer klarer wurde, wurde ich immer trauriger. Abende waren mit Tränen getränkt. Schlaflose Nächte wegen ihm wurden nicht unüblich. Er machte mich traurig. Seine charmante Art, seine Blicke, sein Lächeln, sein anziehender Körper, seine ganze coole Art brachten mich in eine Situation, die ich nur mit Liebe beschreiben kann. Doch je stärker die Liebe war, desto größer wurde mein äußerlicher Hass ihm gegenüber. Ich getraute mich nicht mal mehr mich in seinem Unterricht zu melden. Ich wurde rot, wenn er mich anschaute, ich fing an zu stottern, wenn er mich etwas fragte. Er sang uns vor im Unterricht und ich brach in Tränen aus und bin aus dem Unterricht geflüchtet, sodass es keiner wirklich mitbekam, dass ich weinte. Es machte mich fertig. Ich konnte nirgendwohin mit meinem Redebedarf, meinen Gefühlen. Es gab niemanden, dem ich mich hätte anvertrauen können. Ich schämte mich dafür ihn zu lieben. Ich fand mich komisch. Und ich dachte, ich sei unwürdig. Ich fand mich selbst kindisch, weil ich dachte, jeder normale Mensch kann mit sowas abschließen. Aber er war immer da und überall. Er ließ mich nicht gehen. Sein Unterricht wurde für mich zur Qual. Meine Angst, entdeckt zu werden, entlarvt zu werden, wurde immer größer. Ich hatte Angst Schulkameraden könnten etwas merken. Obwohl ich ein tierisches Talent in Musik hatte, schrieb ich extra schlechte Noten und versuchte so, mit ihm abzuschließen. Es half alles nichts. Ich kundschaftete im Internet sein Privatleben aus, suchte nach Videos, in denen er sang. Ich sammelte Fotos von ihm. Ich verpasste kein Bigband konzert mit ihm als Leiter von ihm. Ich machte Tonaufnahmen heimlich von seiner Stimme, um ihn immer ganz nah bei mir zu haben. Ich aß nichts mehr für ihn, damit er mich schöner fand. Und dann fing ich an mich zu getrauen, und ich lächelte ihn mal da, mal da an. Ich beobachtete ihn auf Schritt und Tritt. Und als ich merkte, dass er den anderen Mädchen das gleiche Lächeln wie mir schenkte, wurde ich wieder wütend. Ich war eifersüchtig. So eifersüchtig, dass ich ein 2. Mal aus seinem Unterricht flüchtete. Ich nahm meine Hobbies nicht mehr ernst und schwänzte sie, um über ihn nachzudenken, oder um ihn zu beweinen. Ich betete so oft zu Gott, er solle aus meinem Leben verschwinden, aber er bleibt. An vielen Tagen bin ich depressiv wegen ihm. Es ist für mich inzwischen Normalzustand, dass meine Gedanken sich nur um ihn drehen. Ich habe es aufgegeben ihn aus meinem Gedächnis zu verdrängen. Ich weinte weiter um ihn. Glücksschübe gab es kaum noch. Ich verstand nicht, wieso ich nicht von ihm los kam, obwohl er mein Leben unbewusst doch so kaputt macht. Ich suchte im Internet nach Ratschlägen und merkte bald, dass ich nicht allein bin. Doch genau meine Situation fand ich nicht. Professionelle Hilfen gibt es in diesem Thema sowohl für Schüler als auch für Lehrer leider nicht. Und das finde ich echt krass, da so viele Mädchen mit ihren Gefühlen kämpfen. Es wird immer als eine Schwärmerei abgetan und dass es vorüber gehen würde! Aber ich merke davon nichts: Es geht nicht vorrüber.
Jetzt war ich auf einer 5 tägigen Surffreizeit mit ihm. Inzwischen bin ich 17 und kann mit ihm einigermaßen normal reden. Ich dribbelte ihn beim Fußballspielen aus und durfte auch den ein oder anderen Körperkontakt genießen. Diese 5 Tage waren unglaublich. Und nach dem letzten halben Jahr, konnte ich wirklich wieder ein bisschen lachen. Es machte mich glücklich so nah bei ihm zu sein. Ein Zimmer weiter zu schlafen und zu wissen, dass ich ihn morgen den ganzen Tag wieder sehen darf. Wir redeten nicht viel auf der Freizeit, aber sein Verhalten war zum ersten Mal anders mir gegenüber. Beim Essen in einer kleinen Holzhütte saß ich zwei Tische weiter. Eine Menge Leute trennte uns. Doch ich habe ihn ständig erwischt, dass er zu mir rüber sah. Und wir guckten uns für einen wunderbaren Moment in die Augen und dieses überwältigende Gefühl, ließ mich stärker hoffen denn je. Ich liebte ihn wieder heißer und inniger. Und es war wieder ein wenig Glück dabei. Er will immer unter den Jungs gut ankommen und macht auf großen Macho. Ich sehe aber viel mehr in ihm und es macht mich so traurig ihn so sehen zu müssen. Tja, und jetzt hat mich der Alltag wieder eingeholt und es ist das selbe wie immer: Er ist mein Lehrer, ich bin seine Schülerin. Ich liebe ihn und er mich nicht. Und es macht mich genauso fertig wie die letzten drei Jahre auch. Ich kann einfach nicht mehr. Es zerstört alles was ich habe. Familie, Freunde, Hobbies... Ich vernachlässige alles, nur wegen ihm. Manchmal denke ich, das ist schon krankhaft, aber was kann ich denn für meine Gefühle? Ich habe mich so lang schuldig gefühlt und mich geschämt. Aber das soll jetzt vorbei sein!! Ich will nicht mehr so weiter machen! Bitte helft mir, ich bin so verschlossen anderen gegenüber, ich weiß nicht wo ich Rat suchen soll! Vielleicht kennt ihr meine Situation ja, was habt ihr getan? Kann man sich entlieben? Ich will, dass das alles ein Ende hat!

Liebste Grüße

Dana Anwort von Dana

Liebe Josefine.

Weißt du, was Obsession ist? Obsession ist quasi eine "zwanghafte Besessenheit von etwas oder jemandem". Und so, wie du schreibst, klingst du wirklich schon sehr obsessiv. Du beschäftigst dich gedanklich ja scheinbar kaum mit etwas anderem, du spionierst ihm hinterher, du nimmst unerlaubt seine Stimme auf, es hat schon leichte Stalking-Ansätze.

Ich sage dir das so offen und ehrlich, weil ich denke, dass du mit diesem Verhalten schleunigst aufhören musst.

Dein Lehrer mag sehr nett, sympathisch und wirklich liebenswert sein, aber er ist dein Lehrer, du seine Schutzbefohlene. Auch wenn ER dich mag, wird er nie eine gewisse Grenze überschreiten, wenn er weiß, was gut für dich und gut für ihn ist. Und wenn er es täte (also die Grenze doch überschreiten), würde das SEHR schlimme Folgen für ihn haben und wahrscheinlich auch für dich. Er könnte dadurch seinen Beruf verlieren.

Ich habe dein Problem sehr aufmerksam gelesen und auch wenn ich direkte Worte an dich schreibe, verurteile ich dich nicht für deine Gedanken und Gefühle. Ich erkläre dir nur, dass sie viel zu stark sind. Viele Mädchen schwärmen für einen Lehrer für eine Weile. Man versucht, die Wege in der Schule am Tag mehrfach zu kreuzen, man versucht, Blicke zu erhaschen und deutet diese dann für sich, als würde man dem Lehrer ganz besonders auffallen. Aber diese Lehrerschwärmereien sind meist nichts anderes als eine Projektion der innigsten Wünsche auf einen Menschen, der durch seine Unerreichbarkeit keine Gefahr darstellt.

Du kannst in aller Ruhe deinen Gefühlen nachgeben, es passiert ja nichts, solange du es nicht öffentlich machst. Und wenn du daheim dein Gesicht in die Kissen drückst und dir vorstellst, er umarmt dich gerade, dann ist das Ausdruck einer gewissen Sehnsucht. Diese Sehnsucht hat aber eigentlich mit deinem Lehrer nichts zu tun. Du willst Geborgenheit, Liebe, Hingabe...einen Menschen, der deine Liebe verdient, von der du scheinbar sehr viel zu geben hast. Dieser Mensch ist aber nicht dein Lehrer, dieser Mensch ist entweder vor längerer Zeit gegangen/lässt dich ein wenig links liegen (Vater?) oder ist halt einfach noch nicht in deinem Leben aufgetaucht (Freund). Du steigerst dich in diese Liebe rein, bis sie fast zur absoluten Hysterie mutiert und du dich von anderen Menschen total isolierst. Du bist süchtig nach diesem brennenden Gefühl in der Seele, man sieht es vor allem daran, dass du schreibst, du würdest deine Hobbies vernachlässigen, um um ihn zu weinen. Und interessanterweise tut das Weinen total gut, nicht? Es befreit dich. Du suchst also Gründe, dich in Gefühlsfantasien zu ergehen, die starke Emotionen und sogar Tränen zur Folge haben.

Nun wäre es gut zu schauen, was die Ursache dafür ist, dass du das brauchst. Dass dir diese Fantasien so wichtig sind, dass du alles andere zur Seite schiebst. Wo kommt das her? Welche Wünsche und Träume projezierst du auf deinen Lehrer? Was fehlt deiner Seele so immens, dass du diesen Weg gewählt hast? Dieses obsessive Verhalten, das Versteifen auf diesen einen Menschen mit all deiner Kraft...es wäre wichtig zu schauen, warum dies alles so ist. Denn im Prinzip verschwindet der Mensch Josefine immer mehr hinter diesen Fassaden, hinter diesen Träumen und Fantasiegebilden. Und es wäre so gut, diesen Menschen wieder mehr in den Vordergrund zu holen, diesen Menschen wieder mehr aufleben zu lassen.

Du bräuchtest einen Menschen in deiner Umgebung, mit dem du genau darüber reden kannst. Einen Menschen, der dich kennen lernt und mit dir genau daran arbeitet. Einen Menschen, der fachlich Ahnung hat und dich auffangen kann. Jemanden, der dich nicht verurteilt, sondern mit dir an einem positiven Ausgang arbeitet. Der dich stärkt und aufbaut, mit dir aber auch schaut, was in deiner Seele so vorgeht.

Auch wenn du jetzt vielleicht "Spinnt die??? NIEMALS!!!" schreist, möchte ich dir doch einen Therapeuten ans Herz legen. Diese langjährige Obsession ist sehr ungesund, das merkst du selbst, wenn du hoffst, dass er aus deinem Leben verschwinden soll, wenn dir klar wird, dass du dich depressiv fühlst und so weiter. Einen Therapeuten kannst du leicht über Google finden ("Psychotherapie + Heimatstadt). Am besten einfach hingehen. Es wird dich nichts kosten, außer dass die Dame am Empfang vielleicht dich auf einen anderen Tag vertröstet und du nochmals hinfahren musst. Aber meist ist der Anfang recht leicht, da sorgen die Spezialisten schon für. Man fühlt sich oft schnell wohl. Du kannst auch bei deinem Hausarzt um eine Überweisung bitten und vielleicht um einen Rat, wer geeignet wäre. Du musst deinem Hausarzt nichts erzählen, wenn er gut ist, wird er dir anmerken, dass was nicht stimmt und dir die Bitte gewähren.

Ich kann es dir nur ans Herz legen, denn du zerstörst dich ja immer mehr selbst durch diese Dauerbesessenheit. Sie macht dich auch verschlossen und kein Junge, der vielleicht etwas für dich empfindet, hätte eine Chance. Dadurch entgehen DIR Chancen. Chancen, die Liebe mit Gleichaltrigen zu entdecken und jemanden zu haben, der nicht nur in Träumen bei dir ist und mit dir durchs Leben geht.

Ich wünsche mir sehr, dass du meinem Rat gegenüber offen bist und nicht wütend darüber. Ich möchte dir mit meinen Worten wirklich helfen.

Alles Liebe,

Dana