Problem von Anonym - 22 Jahre

Ich vermute, vertauscht zu sein

Liebes KuKa-Team

Ich hab euch bereits 2x geschrieben, jedoch zu völlig anderen Themen. Momentan beschäftigt mich jedoch etwas an mir selber, das mich nicht mehr los lässt.

Ich hab mir als Teenager zum ersten Mal die Frage gestellt, ob ich wohl in der falschen Familie sei. Meine Geburtsurkunde und auch meine Eltern belegen, dass ich ihre Tochter bin. Nun ist es aber so, dass ich auch einen Bruder habe, der tausende Merkmale der Familie in sich trägt - seine Nase, die Augenpartie, die Größe, die Haarfarbe, er ist einfach der Sohn meines Vaters und meiner Mutter.

Ich bin hellhäutig, meine Familie hat einen leichten Teint, immer, das ganze Jahr über. Meine Augenfarbe ist die meines Vaters, jedoch hab ich eine Nase, wie sie kein anderer in der Familie hat. Sie ist schön geformt, weiblich, nichts daran auszusetzen - aber sie ist eben völlig anders als von jedem in der Familie. Die Qualität meiner Haare ist eine andere, meine Brüste sind viel kleiner als vom Rest der Frauen in der Familie - die haben alle große Brüste. Meine Lippen gleichen den anderen nicht. Sämtliche Begabungen die in der Familie liegen, hab ich nicht inne. Dafür hab ich ne Begabung für zahlreiche Dinge, mit denen meine Familie einfach null anfangen kann.

Und jetzt, wo ich langsam aber doch erwachsen bin, fallen mir die Erbmerkmale auf. Ich hab hinten am Becken zwei Einkerbungen, die in meiner Familie ebenfalls nicht vorhanden sind. Ich hab ein kleines Grübchen zwischen Unterlippe und Kinn, das niemand hat.

Nach meinem Allergietest an der Uni-Klinik vor einigen Jahren hab ich einen Blutpass bekommen. Ich hab die Blutgruppe 0negativ, mein Vater 0positiv, meine Mutter A.

Ich hab diese Bedenken schon mehrmals geäußert, meine Eltern reden mit mir über alles. Von der Blutgruppe hab ich ihnen jetzt nicht erzählt weil ich Angst hab, dass sich unser Verhältnis ändert, wenn ich tatsächlich "vertauscht" wurde und nicht ihr leibliches Kind bin??

Ich hab Angst. Es bedrückt mich wirklich sehr.
Habt ihr einen Rat für mich was ich tun soll?

Kann ich mich im Krankenhaus nach solchen Dingen erkundigen? Soll ich mit meinen Eltern darüber reden oder es besser sein lassen? Ich wurde in meiner Kindheit schon so oft hinter meinen Bruder gestellt, ich hab Angst dass ich, im Falle des Falles, komplett hinter ihm stehen würde.

Ich weiß nicht was ich tun soll.


Traurige Grüße..

Michaela Anwort von Michaela

Hallo!

Vielen Dank für deine Email!

Also ich glaube nicht, dass du als Baby vertauscht worden bist. Natürlich ist so etwas nie ganz unmöglich; aber alles in allem sehr unwahrscheinlich und selten der Fall.

Du hast deine Geburtsurkunde gesehen und bereits mit deinen Eltern darüber gesprochen. Du schreibst selbst, dass sie mit dir über alles reden; deshalb denke ich, wenn sie diesbezüglich irgendwelche Verdachtsmomente hätten, hätten sie mit dir drüber gesprochen.
Der Blutpass spricht ebenfalls nicht dafür, dass du vertauscht worden bist, schau mal hier:

http://www.google.de/imgres?imgurl=http://www.frustfrei-lernen.de/images/biologie/blutgruppen-vererbung.jpg&imgrefurl=http://www.frustfrei-lernen.de/biologie/blutgruppen-vererbung.html&h=307&w=425&sz=32&tbnid=a28bshlZeZ8RGM:&tbnh=90&tbnw=125&zoom=1&usg=__68Xc9mSRbjltsg3UpsQIR0U13Mc=&docid=jGqaVU02BSNfKM&sa=X&ei=ybS5Ue-rLo67hAeov4DwCQ&ved=0CDcQ9QEwAQ&dur=3908

Was nun die äußerlichen Merkmale und die Begabungen betrifft, muss man bedenken, das solche Dinge oftmals eine oder auch mehrere Generationen überspringen. Daraus lassen sich meiner Ansicht nach also gar keine konkreten Hinweise entnehmen.

Du hast natürlich immer noch die Möglichkeit, einen Gentest zu machen, um dann 100%ige Sicherheit zu bekommen. Auch darüber kannst du mt deinen Eltern sprechen. Mach ihnen klar, wie wichtig dir die endgültige Gewissheit ist und sprich vielleicht auch mal mit ihnen darüber, dass du das Gefühl hast, in der Familie hintenanzustehen. Ich könnte mir denken, dass diese Angst, vertauscht worden zu sein, im Grunde auch hier ihren Ursprung hat. Du scheinst nicht die Aufmerksamkeit und vielleicht auch Liebe zu bekommen, die du brauchst und dir wünschst und hast anscheinend noch nicht ganz deinen Platz in eurer Familie gefunden; auch wenn du jetzt schon erwachsen bist. Du schilderst ja, dass du ganz andere Begabungen und Interessen hast, die in deiner Familie wohl nicht sehr verbreitet sind und deshalb wohl auch nicht viel Anklang finden. Das ist schade, denn wenn man sensibel ist wie du, fühlt man sich schnell fremd und ausgegrenzt. Und dann kommen auch solche Gedanken wie: ich gehöre nicht dazu, ich wurde vertauscht, sehr schnell hoch.
Ich kann dir also nur raten, dir endgültige Gewissheit darüber zu verschaffen, ob du das leibliche Kind deiner Eltern bist. Und nochmal; ich denke nicht, dass du deswegen Angst haben brauchst. Aber verschaffe dir eine endgültige Klarheit darüber und sei es über einen Gentest. Wenn dies passiert ist, müssten auch die Angst und die Bedenken verschwinden. Sollten sie nicht vergehen, liegt der Grund dafür tiefer. Auch hier würde ich dir zunächst zu einem Gespräch mit deinen Eltern raten, damit ihr gemeinsam ergründen könnt, woher diese Angst und das Gefühl, zuwenig geliebt zu werden, kommen. Ich bin mir sicher, dass sie dich verstehen und ihr Verhalten dir gegenüber ändern werden; aber sie müssen dafür auch wissen, wie es in dir aussieht.
Ich hoffe, dass ich dir ein wenig weiterhelfen konnte, alles Gute für dich und viele Grüße,

Micha