Fernbeziehung/Missbrauch
Hallo,
ich versuch es mal kurz zu fassen
Ich bin seit einem Jahr mit meinem Freund zusammen ,uns trennen 300 km.
Wir sind sehr glücklich, ergänzen uns super und haben auch die gleichen Pläne im Leben.
Nun war es angedacht, dass ich zu ihm ziehe. Hab jetzt bald 2 Vorstellungsgesprche und mich mega gefreut, weil ich diese Beziehung psychisch nicht mehr aushalte.
Dann hat er mir offenbahrt, dass er Bindungsänagste hat(wurde als Kind missbraucht, wusste ich aber schon ca. nach 4 Monaten) und es sich jetzt doch noch nicht vorstellen kann.
Er hat Angst kein Rückzugsort zu haben
Ich bin gerade total fertig, weil alles schon geplant ist und er damit aufeinmal rauskommt...
ich halte die Beziehung einfach nicht aus und war froh,dass es bald ein Ende hat !
Nach einer langen Diskussion meinte, er gut, dann versuchen wir das.
Aber jetzt habe ich natürlich kein gutes Gefühl mehr und habe Angst ,dass er nach einem Monat alles hinschmeißt!
Schließlich gebe ich hier mein Leben auf..
ich weiß nicht was ich machen soll, zudem gibt es eben noch Probleme, dass er teilweise kein sex mit mir hat, weil er an die Ereignisse erinnert wird.
Das ist natürlich auch nicht einfach und ich tu mich mit der Sache auch ziemlich schwer.
Er (29) beginnt jetzt auch eine Therapie, weil er damals seine abgebrochen hat...
jetzt weiß ich nicht, was ich noch machen soll.
Er will mit mir zusammenziehen,theoretisch weiß er aber ja nie wann er soweit sein wird.
Ich halte diese Beziehung nicht mehr aus...
Ich weiß jetzt nicht -obwohl er meine große Liebe ist und ich ihn nicht aufgben will-mir selbst zu liebe nicht trennen sollte.
Mir geht es seit der beziehung wirklich nur noch schlecht und ich will mich auch nicht selbst kaputt machen...zudem ich schon mal so eine ähnliche Situation hatte und letztendlich dran kaputt gegangen bin.
Meint ihr, ich soll jetzt trotzdem dorthin ziehen oder soll ich mich trennen?
Vielen Dank schonmal
Anwort von Michaela
Hallo!
Das ist tatsächlich eine ziemlich vertrackte Situation, in der du da steckst und das dir eine Entscheidung schwerfällt, ist nur allzu verständlich.
Eine Fernbeziehung ist in den meisten Fällen eine große Belastung für beide. Und deshalb ist es auch kein Wunder, dass du daran etwas ändern möchtest.
Dein Freund hat durch den Mißbrauch bedingt einen extrem großen Packen zu tragen und es ist gut, dass er seine Therapie wieder aufgenommen hat. Das war ein mutiger Schritt, der ihn sicherlich weiterbringen wird. Aber natürlich ist diese Vergangenheit eine weitere Belastung für eure Beziehung.
Du schreibst, dass ihr sehr glücklich seid und gut zueinander passt. Das ist eine gute Grundlage! Die Frage die sich jetzt stellt ist, ob eure Beziehung auch noch dann funktioniert, wenn ihr eine gemeinsame Wohnung habt. Dein Freund hat diesbezüglich Bedenken angemeldet und auch wenn du darüber verärgert bist, war das sehr mutig von ihm. Er hat dir einen in meinen Augen sehr triftigen Grund dafür genannt und ich wage jetzt mal zu behaupten, dass dieser Schritt, mit dir zusammenzuziehen, für ihn - im Moment jedenfalls - einer zuviel wäre. Auch wenn er in eurer Diskussion fürs erste nachgegeben hat. Und du weißt das im Grunde auch, denn ansonsten hättest du kein ungutes Gefühl dabei.
Die Entscheidung, was nun zu tun ist, liegt bei dir.
Ein sofortiges Zusammenziehen hat in der momentanen Situation wenig Aussicht auf Erfolg, so jedenfalls schätze ich das ein. Wenn du herausfinden willst, ob eure Beziehung funktioniert, musst du ihr eine Chance geben. Eine Möglichkeit wäre, sich in seiner Nähe eine eigene Wohnung zu nehmen und sich so an das Zusammenleben heranzutasten. Eine Garantie dafür, dass eure Beziehung funktioniert, hast du aber dennoch nicht. Aber die hat man nie, egal wie gut die Voraussetzungen dafür sind. Du musst dir überlegen, ob du für diesen Versuch bereit bist, dein Leben zu verändern. Das ist aber eine Entscheidung, die du selbst treffen musst, weil nur du abschätzen kannst, was du aufgibst und was du im Gegenzug dafür bekommst.
Ich wünsche dir alles Gute bei deiner Entscheidungsfindung,
viele Grüße,
Micha