Problem von anonym - 18 Jahre

Höllenfahrstunde

Liebes KuKa-Team,

ich bin begeistert von eurem Einsatz und dass ihr euch freiwillig so vielen Problemen annehmt und sicherlich auch vielen Leuten helft.
Ich habe ein inzwischen schwerwiegendes Problem mit meiner Fahrschule. Ich habe im Februar dieses Jahres mit dem Theorieunterricht begonnen und bin auch gut durch gekommen. Bereits mitte April habe ich die theoretische Führerscheinprüfung mit 0 Fehlerpunkten bestanden und danach meine erste Fahrstunde genommen. Die Fahrschule, in der ich angemeldet bin, ist sehr klein. Es gibt nur zwei Fahrlehrer, wobei der eine nur abends fährt, da dies nur sein Nebenjob ist. Es fahren also alle Schüler mit dem anderen Fahrlehrer, dem die Fahrschule auch gehört. Mit seinem "Ersatzmann", wie er gerne sagt, fahren manche Schüler zB. die Nacht- und Autobahnfahrten sowie auch ich. Ich hatte bisher schon an die 20 Fahrstunden und mir fehlt nur noch eine Nachtfahrt, die ich einfach nicht machen darf!
Eigentlich war ich immer sehr zu frieden mit der Fahrschule und meinem Fahrlehrer - zumindest bis vor 4 Wochen. Ich habe mit dem anderen Fahrlehrer meine Autobahnfahrt und meine erste Nachtfahrt hinter mich gebracht und bin dann wieder mit dem Chef höchstpersönlich gefahren. Seitdem ging zunehmend alles schief. Anfangs war es nur die leichte Unsicherheit, die sich zu Angst entwickelte. Die Angst ist immer stärker geworden und in der letzten Fahrstunde wäre ich beinahe in Tränen ausgebrochen. Mein Fahrlehrer ist plötzlich wie ausgewechselt! Er ist sehr hysterisch und schreit mich wegen jeder Kleinigkeit an. Ich fühle mich von ihm unter Druck gesetzt, da er ständig sagt, dass ich schon zig Fahrstunden (ca. 20) hatte und langsam mal alles können müsste. Er gäbe sich immer so viel Mühe mir alles zu erklären, aber ich würde mich nicht konzentrieren und nichts von dem annehmen, was er mir so sagt. In der letzten Fahrstunde sagte er doch tatsächlich zu mir, dass ich mit Absicht so schlecht fahren würde und er mir nur noch 5-6 Stunden geben würde. Wenn es dann nicht klappt, könnte ich mir ne andere Fahrschule suchen, weil er sich von mir nicht verarschen lassen wollen würde.
Ich war sehr geschockt und kann mich nicht damit abfinden. Sicherlich ist es so, dass ich Fehler mache, die eigentlich nicht sein müssten (zB. zu vergessen den 1.Gang reinzulegen), aber ich steige zur Zeit mit enormer Angst in das Auto und traue mich gar nicht richtig irgendetwas selbstständig zu machen, weil ich panische Angst davor habe wieder so erniedrigt zu werden.
Meine Freundinnen haben mir geraten die Fahrschule zu wechseln, aber auch davor habe ich nun Angst. Ich frage mich: Was ist, wenn es wirklich an mir liegt? Was wenn ich einfach zu doof für's Auto fahren bin? Werden die anderen über mich lachen? Muss ich in einer anderen Fahrschule komplett von vorne anfangen mit allen Sonderfahrten? Was ist, wenn ich wieder nicht mit dem Fahrlehrer zurecht komme und erneut wechseln muss? Was ist, wenn ich einfach so große Angst vor dem Autofahren an sich entwickelt habe, dass es gar nichts mehr bringt? Bin ich etwa so etwas wie eine Versagerin??
Ich gebe halt eher mir die Schuld an der Situation und traue mich nicht eine Entscheidung zu treffen. Ich versuche das "nicht-wechseln" damit zu begründen, dass ich ja fast fertig bin und es durch einen Wechsel noch länger dauern würde. Die nächste Fahrstunde habe ich bereits, aber ich habe jetzt schon Angst, weil ich weiß, dass etwas schief gehen wird, da ich vorher schon Angst vor den "Wutausbrüchen" meines Fahrlehrers habe. Dabei hat man eigentlich viel Gutes von der Fahrschule gehört...und hier taucht wieder die Frage auf, ob es nicht vielleicht doch an mir liegt.
Ich weiß nicht wirklich, was ich von euch als Antwort erwarte. Eine Musterlösung für mich wäre vermutlich das Beste, aber die gibt es nicht.
Wie waren denn eure Fahranfänge so? Habt ihr vielleicht auch die Fahrschule gewechselt? Hat es euch etwas gebracht?
Ich bin wie gesagt mehr oder weniger verzweifelt und will meine Familie auch nicht enttäuschen oder in Geldsorgen bringen durch einen wechsel :S Ich weiß einfach zur Zeit nicht weiter....

Liebe Grüße,
eine verzweifelte Fahranfängerin

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Ich habe mir dein Problem geschnappt, weil auch ich einen total bescheuerten Fahrlehrer hatte. Mein Dad ist damals Mathematiklehrer gewesen und das Erste, was ich hörte war: "OOOOHweh, Töchter von Mathematikern können ja nichtmal rechts von links unterscheiden!"...und auch sonst kamen einige richtig fiese Sprüche, manchmal war ich dem Weinen nah.

Die Theorieprüfung bestand ich ebenfalls mit null, ich KONNTE es also. Auch fahren konnte ich eigentlich, aber ich habe mir nichts zugetraut. Dann kamen die Sommerferien und mein Fahrlehrer ging in Urlaub für ein paar Wochen - und ich bekam eine Verkehrspolizistin als Ersatz. Als ich mich ins Auto setzte, entschuldigte ich mich gleich, dass ich ihr in der nächsten Stunde wahrscheinlich viele Nerven rauben würde...sie sah mich an, lächelte...und meinte: "Das sehen wir noch. Fahr einfach mal los."

Wie, fahr einfach mal los? Sonst gab es immer barsche Anweisungen und Schimpfe (Meine Güte, ist dein Hals aus Holz oder warum drehst du dich nicht richtig rum??)...bei ihr durfte ich einfach selbst losfahren. Und interessanterweise fuhr ich wie auf Wolken. Ich fuhr richtig gut. Als die Stunde rum war, sagte die Polizistin nur: "Du fährst wunderbar. Du wirst den Führerschein ohne Probleme machen." Und das, obwohl ich einmal den Wagen abgewürgt hatte vor lauter Aufregung und einmal beim Parken nicht nah genug an den Bordstein gekommen war. Sie gab mir eine positive Rückmeldung. Und danach war alles ok. Ich fuhr sicher, ich hörte einfach nicht mehr auf das Geschimpfe, ich stellte mich sogar gegen meinen Fahrlehrer (Wie??? Du bist mit ihr Autobahn gefahren?? Das musste jetzt mit MIR nochmal machen, ich weiß ja sonst nicht, ob du das kannst!! - "Nein...das muss ich nicht. Es steht alles in ihrem Bericht, ich war gut.") und ich machte mit Bravour meine Prüfung.

Fahrlehrer haben JEDEN Tag denselben Kram. Sie müssen IMMER dieselben Sachen sagen und irgendwann sind sie wohl sehr genervt und lassen es gerne mal an den Schülern aus.

Wenn er dir so Angst macht, dass nichts mehr geht, wechsele die Fahrschule. Wirklich. Die Angst wird verfliegen. Ich war bei mir sehr überrascht, wie schnell die Angst weg war und wie erfrischend Fahren war! :) Mach nicht den Fehler, da zu kuschen und dann vielleicht für immer und ewig eine Fahrphobie zu entwickeln. Autofahren macht unglaublich Spaß und es ist für dein weiteres Leben durchaus wichtig (oft sind Jobs an das eigene Fahren gekoppelt). Lass nicht zu, dass ein verkorkster Fahrlehrer dich so einschüchtern darf. Entweder stellst du dich gegen ihn und sagst ihm, dass er dich nicht so anmachen soll, sprichst dich bei ihm aus, oder du wechselst. Ich weiß nicht, wie das mit der Anrechnung der Fahrstunden ist, aber ich denke, ein Teil wird schon angerechnet und die Theorieprüfung ist ja auch schon gemacht. Ein paar Zusatzfahrstunden wirst du sicher machen müssen, aber das tut dir auch gut, um zu entspannen und mit deinem neuen Lehrer oder deiner Lehrerin nochmals alles durchzugehen.

Oft drehen die Lehrer so bisi am Rad, wenn es auf die Prüfung zugeht. Kein Lehrer will, dass ein Schüler von ihm durchfällt. Darauf arbeiten alle hin, also ist sicher auch persönlicher Stress dabei. Trotzdem kein Grund, dich so niederzumachen. Mein Lehrer ist auch gegen Ende total ausgeflippt - und als dann der Tag der Prüfung war, sind wir mit einem weiteren Schüler von ihm nochmals vorher schnell probegefahren. Plötzlich machte er den ANDEREN nieder und lobte MICH. Ich dachte, ich sei im falschen Film. Von daher kann man auf das Gekreische eh nichts geben. Leider sehen die Fahrlehrer nicht, dass sie auf diese Weise oft ihre Schüler total unter Druck setzen.

Eine Fahrschule aufmachen kann jeder, der die Ausbildung absolviert hat. Er braucht alle Führerscheine und muss gewisse Dinge können, ich weiß nicht, wie lang die Ausbildung dauert, aber sie lernen dort sicher NICHT Didaktik und Methodik, was sonstige Lehrer lernen. Und das merkt man dann halt auch mal.

Glaub mir, NICHTS davon ist ein Grund, eine totale Angst vor dem Fahren zu entwickeln. Denk dran, dass es ja 20 Stunden lang wirklich gut ging. Dass du nun Basics-Fehler machst, liegt sicher auch daran, dass du dir selbst immer unsicherer wirst. Und das ist nicht gut. Also tu bitte was dagegen. Fahren ist super...und auch dir wird es wieder Spaß machen, wenn du dich jetzt nicht gehen lässt.

Alles Liebe,

Dana