Ich halte das nicht mehr aus!
Hallo, ich bin 14 jahre alt und fühle mich älter als ich bin. Dadurch verhalte ich mich auch anders. Ich bin zu ruhig, lache und lächle fast nie, mache mir gedanken über dinge die so weit weg sind und verstehe keinen Spaß. Meinem vater ist es aufgefallen und will mich zum psyschater schicken weil ich bei den kleinsten dinge zusammenbreche und auch öfters weine auch wenn man mich nur anschreit. Zum psychater möchte ich nicht gehen nur ich Weiß nicht wie ich ihm das ausreden kann. Dazu bin ich nicht sonderlich beliebt in meiner klasse. Ich bin nur eine randfigur. Und dauernd sagen mir welche aus meinem jahrgang und mitten auf der strasse typen das sie finden das ich häßlich sei. Das tut verdammt weh. Doch neuerdings sagen das soviele, ich trau mich schon gar nicht mehr hinaus. Und mit anderen menschen treffe ich mich erst recht nicht. Selbstmordgedanken plagen mich auch noch. Was soll ich nur machen? Was ist mit mir los?
Anwort von Julia
Liebe Ricarda,
jeder Mensch braucht jemanden, der einen gern hat so wie man ist. Fehlt uns das, koennen wir uns so fuehlen, wie du es tust. Du schreibst du bist 14 Jahre alt, in diesem Alter passiert ganz viel in uns und es veraendert sich vieles. Das du viel nachdenkst, auch ueber Dinge die dir vielleicht nicht als "normal" erscheinen, du bei Jugendlichen deines Alters anerkannt werden moechtest und dich fragst warum du so bist wie du bist - gerade das gehoert in der Jugend dazu. Das ergeht auch anderen Kindern/Jugendlichen und auch Erwachsenen so, damit stehst du nicht allein, auch wenn es dir so vorkommt.
Natuerlich tut es dir weh, wenn du beschimpft wirst und dass du weinst wenn du angeschrien wirst bedeutet nicht dass du krank bist. Ganz im Gegenteil, das laesst keinen kalt und beschaeftigt auch die Kids, die gut Kontra geben koennen. Das dein Vater sich Sorgen macht um dich, zeigt doch wie sehr er dich liebt und nicht moechte das es dir schlecht geht. Seine Idee dich von einem Psychologen begleiten zu lassen ist nicht boese gemeint, er fuehlt sich mit Sicherheit auch sehr hilflos und weiss nicht wie er dir sonst helfen kann.
Na klar, die Vorstellung mit einer fremden Frau ueber Gedanken und Gefuehle zu sprechen ist mit Sicherheit beaengstigend. Aber Kinder- und Jugendtherapeuten haben taeglich ganz viele Kinder in ihrer Praxis, sie wuerden dich nicht zu etwas zwingen was du nicht willst und du musst dich auch nicht auf einer Lederliege legen wie man es in Filmen sehen kann. Die Praxen sind sehr kindgerecht, bunt und erinnert ueberhaupt nicht an "Therapie". Doch was das wichtigste ist: Eine gute Therapeutin hoert dir zu, sie versteht dich egal wie absurt dir deine Gedanken vorkommen und vorallem kann sie dir helfen die Frage die du dir stellst zu beantworten: "Was ist mit mir los." Wenn du dir unsicher bist, kannst du dein Vater auch zur ersten Sitzung mitnehmen, dann brauchst du nicht alleine sein.
Andersrum will ich dir nicht einreden, dass du eine Therapie brauchst. Nein das nicht. Ich fuehre es deswegen so detailiert aus, weil dein Vater ja diesen Weg gehen moechte und damit du keine Angst haben brauchst was da auf dich zukommt, wenn es soweit kommen sollte.
Was ich dir aber unanbhaengig davon mit auf dem Weg geben moechte:
Ich bin mir ganz sicher, dass du ein wundervolles Maedchen bist, dass es wert ist geliebt zu werden. Deine Freude am Leben wird in deiner Zukunft immer wieder mal betruebt werden, wichtig ist nur bereit dazu zu sein, auch ein Licht am Ende sehen zu koennen. Und das bedeutet bei dir jetzt in diesen Moment, dich von den Mitschuelern abzuwenden die dich beschimpfen. Hierbei kannst du dich auch an einen Lehrer wenden dem du vertraust. Und dich denen zuwenden, die nett zu dir sind. Vielleicht bist du so mutig und versuchst etwas ganz neues. Spreche mit deinem Vater darueber wieviel im Monat du fuer ein Hobby ausgeben darfst und dann kannst du dich im Internet danach erkundigen, was du in deiner Naehe machen koenntest. Wie waere es mit reiten, Fussball, Volleyball, schwimmen, ein Kirchenverein, Landjugend etz? Dort lernst du Kinder kennen, die dein Interesse teilen und dich nicht mit Vorurteilen belasten. Du wirst dich wundern, wie leicht es sein kann feste Freundschaften zu schliessen,
Liebe Ricarda, ich hoffe sehr dass du schon bald wieder sehen kannst, wie wunderschoen es ist jung zu sein und danach zu leben. Spreche offen mit deinem Vater und traue dir zu, dein Glueck in der Hand zu halten.
LIebe Gruesse
Julia