Problem von Vanessa - 16 Jahre

Ich hab schreckliche Angst vor meiner Ausbildung// Ich weiß nicht was los ist..

Hallo.

Ich weiß echt nicht mehr was ich machen soll. Ich hab 05.08.2013 eine Ausbildung zur Sozialassistentin begonnen. Doch seitdem geht es mir schlecht. Ich bin nur noch am zweifeln an mir selbst. Ich habe schreckliche Angst ich werde den Anforderungen im Praktikumsbetrieb und auch in der Schule nicht gerecht. Ich habe Angst das ich es alles nicht schaffe. Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich fühle mich so verloren, ich bin nur noch am heulen. Ich würde am liebsten alles hinschmeißen.
Aber ich brauche ja nun mal eine Ausbildung.
Es kommt mir so krank vor, aber ich wünsche mir richtig, ich bekäme eine Krankheit oder hätte einen Unfall, sodass ich sterben könnte. Ich hatte mich sogar schon über verschiedene Selbstmordmöglichkeiten informiert und denke darüber sogar öfter nach. Was ehrlich gesagt, sogar mich erschreckt hat.

Dabei hatte ich mich so auf die Ausbildung gefreut wo ich mich im März dafür beworben habe. Es hat sich alles geändert. Meine Eltern meinen das es sich gibt, weil es jetzt noch alles neu ist und ich nicht wirklich weiß was auf mich zu kommt.

Dann kommt noch dazu, dass ich bis vor fast 2 Jahren von meinem Halbbruder jahrelang sexuell Missbraucht. Ich hatte es dann vor 2 Jahren meiner Mutter endlich nach Jahren erzählt, doch ich habe das Gefühl, dass sie es nicht ernst nimmt bzw. es nicht wahr haben will und es totschweigen möchte.
Seit ungefähr 4 Jahren ritze ich mich regelmäßig, weil ich einfach nicht mehr klar kam, ich fühlte/fühle mich schuldig, dass das damals passiert ist, das ich Schuld daran bin, dass es passiert ist. Meine Mutter weiß auch davon.

Ich weiß einfach nicht was ich tun soll und was los ist. Ich fühle mich so elend und unwohl. Und fühle mich so unwohl in meinem eigenen Körper.
Ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll.

Ich hoffe dort ist jemand der mich einigermaßen versteht und mir auch helfen könnte...

Dana Anwort von Dana

Liebe Vanessa!

Ja, ich verstehe dich. Ich denke, das würde jeder hier.

So, wie das hier klingt, was du schreibst, bist du mit dir selbst nicht im Reinen.

Du hast eine schlimme Erfahrung in der Vergangenheit gemacht (Missbrauch durch Bruder) und wurdest in deinem Selbstwertgefühl total unterbunden. Es wäre jetzt erstmal wichtig, dass du selbst wieder auf die Reihe kommst.

Zuerst solltest du dir überlegen, ob dein gewählter Berufszweig für dich wirklich der Richtige ist. Möchtest du das, in dem du ausgebildet wirst, unbedingt werden? Bezieht sich die Angst nur auf alles andere und nicht auf die Ausbildung an sich, also den Inhalt? Wenn JA, ist es gut, dann wäre sicher eine begleitende Therapie gut, die das aufarbeitet, was dir in der Vergangenheit geschehen ist, die dich stärkt und dir neue Kraft gibt. Wenn NEIN, stoppe deine Ausbildung sofort. Du bist 16, da ist der Zwang, sofort eine Ausbildung zu machen, nicht so hoch, als wenn du schon 20 wärst oder 22. Wie wäre es zuerst mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr? zB in einem Kindergarten? Suche dir einen Bereich, in dem es dir gut gehen könnte. Die Therapie solltest du allerdings trotzdem machen.

Warum?

Du bist in deiner Seele verletzt worden und das heilt nicht so leicht.
Leider machen wir hier oft die Erfahrung, dass Eltern bei sexuellem Missbrauch durch Familienmitglieder total dicht machen. "Das kann nicht sein!"...und schon steht man als Missbrauchsopfer da und hat keinen, der einen unterstützt. Die Eltern wollen es lieber nicht sehen, als festzustellen, dass eins ihrer Kinder jemand ist, der andere auf diese Weise nötigt und das andere Kind zum Opfer gemacht hat. Nimm das deinen Eltern nicht übel, so reagieren leider sehr viele Familienmitglieder. Es wird einfach weggedrängt, zu Lasten des Opfers.

Da diese Erfahrung und die folgende Zurückweisung deiner Eltern aber sehr starke Wunden hinterlassen hat, ist es wichtig, diese zu heilen, bzw die Erfahrungen aufzuarbeiten. Du bist dir deiner selbst nicht mehr sicher, du verletzt dich selbst, das bedeutet, du spürst dich im Normalfall nicht mehr richtig, bist aus dir heraus entwurzelt und dir fehlt die Bindung zu dir selbst. Ritzen ist auch oft eine Art der Kontrolle. "Wenn ich schon sonst nichts mehr wirklich kontrollieren kann oder schon öfter die Kontrolle abgenommen bekam (vom Bruder oder den Eltern), habe ich HIER wenigstens etwas, das ich selbst kontrollieren kann...den Schmerz meines Körpers." Du siehst: du selbst bist ins Wanken geraten, bist aus der Mitte gerissen, brauchst Ventile, um Wut, Schmerz und Kontrolle rauszulassen. Und das Problem: du richtest es gegen dich selbst.

Wie nun willst du einen sozialen Beruf ergreifen, in dem du ebenfalls viel mit Problemen konfrontiert werden wirst, weil das in so einem Beruf nun mal so ist? Verstehst du meine Problematik hier? Es wäre erforderlich, erstmal dich selbst zu heilen, bevor du mit ganzem Herzen anderen Menschen entgegen treten kannst. Und dazu wäre eine Therapie von großem Nutzen. Ein Hausarzt kann die Überweisung ausstellen, du kannst dir (auch gerne ohne Mithilfe deiner Eltern, das geht!) mehrere Psychotherapeuten heraus suchen. Gib einfach bei Google mal "Psychotherapie" und den Namen deiner Heimatstadt an, such dir Telefonnummern und Adressen raus, geh zu mehreren hin, bitte um ein Erstgespräch und schau, mit wem du am besten klar kommst, wem du Vertrauen schenken kannst. Du brauchst dein inneres Gleichgewicht wieder, du musst wieder lernen, wer du bist und dass du viel wert bist! Du musst dich selbst lieben und auf deine Stärke vertrauen lernen. Das ist abhanden gekommen und daher bist du nun ängstlich und panisch, weil du dir selbst nichts mehr zutraust.

Du hast uns aber geschrieben! Du bist über deinen Schatten gesprungen und hast hier um Hilfe gebeten. Ein guter erster Schritt! Du merkst selbst, dass was nicht stimmt! Das ist perfekt, denn so kannst du weiter arbeiten. Geh offen auf das Therapeutenthema zu, kämpfe für dich selbst! Total wurscht, was Eltern und Bruder nun tun, DU lebst für DICH, es ist dein Leben und dein Weiterkommen.

Überlege deinen Berufswunsch nochmals genau. Wenn es wirklich das ist, was du willst, wirst du darin auch erfolgreich sein. Menschen, die mit ganzem Herzen dabei sind, werden es richtig machen. Und dass du daran wieder glaubst und dass du an dich glaubst, das bringt der neue Weg mit sich, den du hoffentlich gehen wirst. Sei es dir wert, liebe Vanessa.

Ich glaube an dich!

Liebe Grüße,

Dana