Problem von Sabi - 13 Jahre

Ich kann nicht mehr!

Hallo,
ich heiße Sabi und habe schon seit einiger Zeit mit ziemlich negativen Gedanken zu kämpfen. Ich habe jetzt auch noch Stress mit allen meinen Freunden und weiß einfach nicht mehr was ich machen soll... Ich weiß, dass ich eigentlich um Arzt gehen sollte aber ich hab einfach total Angst davor, was meine Mutter zu dem allen sagt! Also seit einiger Zeit bin ich ziemlich oft depressiv, aggressiv und komme mit mir selbst nicht mehr klar.
Oft schreibe ich meinen Freunden über Whatsapp unbegründigte Beschuldigungen e.t.c. Ich weiß selber nicht warum ich das mache und ich will einfach nur damit aufhören, aber ich schaffe es nicht allein. Ich bin oft total eifersüchtig und will immer mit einbezogen werden und sobald zwei Freundinnen mal was unter sich machen fühle ich mich sofort ausgegrenzt und bin total depressiv.
Ich habe vor ungefähr einem halben Jahr angefangen mich zu ritzen und habe deswegen sogar meine Mutter belogen. Ich fühle mich total schlecht deswegen... Aber ich habe Angst, was sie dazu sagen würde. Meine Freunde haben mir heute gesagt, dass sie es schon wüsste aber ich weiß nicht, ob das wirklich stimmt weil auch meine Mutter nie mit mir darüber geredet hat.
Ich habe auch schon oft an Selbstmord gedacht, mir dann aber eingestanden, dass ich dazu viel zu feige wäre. Aber irgendwie komme ich immer näher heran und inzwischen reicht eine ziemliche Kleinigkeit, um mich wieder auf den Gedanken zu bringen.
Meine Freunde und ich streiten uns ungewöhnlich oft über jeden kleinen Scheiß. Das zieht mich immer wieder total runter. Als wir heute darüber geredet haben, wie es weiter gehen soll habe ich ihnen versprochen, dass ich zu einem Arzt gehe, aber dazu muss ich mit meiner Mutter sprechen.
Da wir grad mitten in einem Umzug sind, ist die Situation allgemein nicht einfach, da ich sehr oft allein zuhause bin. Das macht mir zwar eigentlich nichts aus, aber meine Mutter hat schon deshalb ein ziemlich schlechtes Gewissen. Meine Geschwister sind vorrübergehend zu meiner Oma gezogen, die im Dorf nebenan wohnt, aber ich will nicht, da ich Angst habe, auch dann ausgeschlossen zu werden.
Meine Freunde und ich haben jetzt gesagt, dass wir erst wieder richtig befreundet sein können, wenn ich mich gebessert habe. Ich hab aber total Angst vor dem Ergebnis einer Untersuchung. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll! Bitte helft mir!!

Delia Anwort von Delia

Hallo Sabi,

schön, dass du uns dein Vertrauen schenkst.

Deine Erzählungen zeigen, dass du Probleme hast, mit denen du nicht alleine klar kommst und für die du Hilfe benötigst. Hilfe zu brauchen ist nichts schlimmes und auch kein Zeichen von Schwäche, sondern zeigt einfach nur, dass du ein Mensch bist, der momentan kein leichtes Leben hat.
Du bist unglücklich und traurig und weißt nicht wie du da raus kommen sollst. Ich rate dir mit deiner Mutter zu reden und dich ihr anzuvertrauen, selbst wenn es momentan eher stressig bei euch ist, bin ich mir sicher, dass deine Mutter lieber die Wahrheit von dir hören möchte, als später vielleicht herauszufinden, dass du die ganze Zeit gelitten hast und ihr nichts davon erzählt hast. Dass deine Mutter ein schlechtes Gewissen hat, weil du so oft allein zuhause bist, zeigt, dass sie sich um dich sorgt und versucht sich um dich zu kümmern. Das kann sie aber nur, wenn du ihr sagst wie es dir geht und versuchst mit ihr gemeinsam herauszufinden was du brauchst. Also liebe Sabi, rede bitte mit deiner Mutter und habe keine Angst. Du bist noch jung und du hast das Recht dich bei Problemen an deine Mutter zu wenden und sie wiederum hat das Recht zu erfahren, dass es dir schlecht geht und du Hilfe brauchst.

Außerdem schreibst du von deinen Freunden, dass sie sich ebenfalls wünschen, dass du dir professionelle Hilfe suchst. Positiv daran ist doch, dass du dich vor ihnen nicht verstecken musst und sie dich auf deinem Weg unterstützen können. Sag ihnen, dass du sie gerade jetzt brauchst, gerade damit es dir wieder besser gehen kann. Es bringt nichts die Freundschaft erst wieder aufzunehmen, wenn es dir bereits viel besser geht. Du brauchst Unterstützung und dabei können dir deine Freunde helfen wenn du offen und ehrlich zu ihnen bist und ihnen erzählst was mit dir los ist. Sollte sich daraufhin jemand von dir abwenden, kannst du dir ziemlich sicher sein, dass er die ganze Zeit schon kein sonderlich guter Freund war und nur die schönen Momente mit dir erleben wollte, anstatt wie in einer richtigen Freundschaft miteinander auch mal zu weinen und gegenseitig füreinander da zu sein.

Du schreibst auch, dass du Angst vor dem Ergebnis der Untersuchung hast. Zuerst einmal, das ganze hat schließlich das Ziel, dass es dir besser geht. Selbst wenn der Arzt letztendlich eine Diagnose stellt, ist das kein Stempel, den du dein restliches Leben tragen musst. Es ist eine Beschreibung deines momentanen Zustandes und schließlich wird daran gearbeitet, diesen Zustand zu ändern, sodass du mit deinem Leben wieder besser klar kommst und es wieder genießen kannst. Und wenn dir der Arzt absolut nicht gefällt oder du merkst, das ganze bringt dir nichts, dann kannst du immer noch den Arzt wechseln.

Liebe Sabi, du brauchst keine Angst zu haben, dir Hilfe zu suchen. Es ist vollkommen ok, sich schlecht zu fühlen und allein nicht mehr weiter zu wissen. Umso wichtiger ist es in so einer Situation, sich Unterstützung zu suchen und sich helfen zu lassen.

Ich wünsche dir alles Gute
Delia