Problem von Anonym - 32 Jahre

Verabschiedung und Angst

Hallo

Meine Tochter ist dieses Jahr in die Schule gekommen seit dem ist sie ein anderer Mensch. Im Kindergarten immer locker und fröhlich und zwar zeigt sich die Veränderung wie folgt

1. Beim Verabschieden an der Tuer zur Schule verabschiedet Sie sich so oft es geht Mama noch ein Küsschen knuddeln und das bis alle Kinder drin sind dann läuft Sie als letztes Kind hinterher. Früher konnte ich schon an der Tuer Tschüß sagen und konnte gehen.

2. Den Schulweg möchte Sie nicht alleine gehen was auch prinzipiell kein Problem wäre ich finde nur den Grund seltsam. Sie hat Angst vor fremden Männern und Jugendlichen ich muß dazu sagen das ich auch ein sehr ängstlicher Typ bin und das es mich überwindung kostet zu sagen nein geh jetzt die anderen Kinder sind alle auf dem Spielplatz nur meins nicht weil sie Angst hat dabei wohnen wir in einer Spielstrasse und es kennt sie jeder.

3. Dann ist sie zu ehrgeizig sie will alles 150% machen Fehler gibt es nicht und wenn sie etwas nicht versteht oder zuviel wird weint sie.

Wir haben einen vernünftigen Schlafrhytmus ca 19.30-20.00 Schlafenszeit.
Und wir sind keine Eltern die sagen du mußt im Gegenteil ich sage immer es ist nicht schlimm wenn du es nicht sofort kannst aber sie ist dann so unzufrieden mit sich selbst ich verstehe es echt nicht.

Es wäre schön wenn sie mir sagen könnten was mit meiner Tochter los ist muß ich mir sorgen machen oder ist es normal???

Vielen Dank

Anwort von Susi

Grüß Dich!

Ich denke Deine Tochter ist völlig normal! Mein Sohn ist jetzt in der zweiten Klasse und was den Ehrgeiz angeht genau wie Deine Tochter - wenn er etwas nicht sofort beim 1. Mal kann, dann kann schonmal eine Träne fließen. Kinder messen sich aneinander und es gibt immer jemanden der etwas ein bisschen schneller oder besser kann als man selbst, das kratzt erstmal am Selbstbewusstsein eines kleinen Schulkindes!

Die Veränderungen ergeben sich doch ganz natürlich aus dem Wechsel in einen völlig neuen ungewohnten Lebensabschnitt - die Schule! Das ist etwas ganz anderes als den ganzen Tag mit seinen Freunden rumtoben und mit den Erziehern Lieder singen und spielen und gemeinsam essen! Jetzt heißt es mitmachen, aufpassen, sich konzentrieren. Deine Tochter möchte nur sicher sein, dass Du da bist wenn sie Dich braucht. Sie möchte beim Abschied sicher sein, dass sie Dich als letztes noch hat, wenn alle anderen Kinder schon alleine im Klassenzimmer sind. Du solltest das Abschiedsritual nach DEINER Vorstellung gestalten halte es kürzer. Deine Tochter wird sich daran gewöhnen.

Was die Furcht vor dem Alleinegehen betrifft - ich hab da ein paar Dinge zu bemerken:
zum einen ist es gut, dass sie ein gesundes Misstrauen gegenüber Fremden hat. Zum andren finde ich gut, dass Du Deine Angst nicht so auf sie überträgst. Ich denke Du könntest Deiner Tochter UND Dir etwas gutes tun, indem Du sie in einem Selbstbehauptungskurs anmeldest wo sie lernt NEIN zu sagen, gerade was z.B. Übergriffe oder "Anquatschen" betrifft. In der Schule oder im nächsten Sportverein gibt es bestimmt derartige Angebote. Frage mal Eure Klassleitung. Erkundige Dich mal bei den anderen Eltern, welche Kinder denselben Schulweg haben und schickt die Kids gemeinsam los - unten in der Antwort ist ein Link zum Thema Schulweg - lies mal unter "Walking bus".

Es ist gut, dass Du Dir Gedanken darüber machst, Deiner Tochter am besten zu helfen! Aber lass ihr auch den Freiraum Konflikt mit sich selbst ausmachen zu können. Biete ihr genug MÖglichkeiten mit Fragen und Problemen jederzeit zu Dir kommen zu können.

Wenn es wieder zu einer Situation kommt, wo sie aufgeben möchte weil sie Fehler gemacht hat und losweint, dann nimm sie mal ganz ruhig in den Arm, weg vom Schreibtisch und sage ihr dass es ganz normal ist, Fehler zu machen, dass man daraus ja auch lernen kann. Versuche nicht übermäßig zu trösten, denn es ist wirklich kein Beinbruch. Erzähle von Deinen eigenen Fehlern und dass Du daraus auch gelernt hast etc. Der Leitspruch meines Sohnes ist "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen" - nichts destotrotz kommt es auch bei uns immer wieder zu Motivationshürden. Wir müssen ihn auch immer wieder ermutigen, nicht aufzugeben... Ich hoffe, das ist Dir ein kleiner Trost, dass auch andere mit den ganz alltäglichen Problemchen zu kämpfen haben... :)

Ganz liebe Grüße und alles Gute!
Susi



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