Problem von Maria - 26 Jahre

Nervenzusammenbruch

Liebe Forumteilnehmer,

ich verzweifle langsam an der Welt. Ich habe soviel negatives in meinem Leben erfahren. Erst starben ziemlich früh meine Eltern, dann nahm zum verdrängen Drogen, lebte in einer Scheinwelt. Dann wechselte ich oft die Jobs und machte keine Ausbildung. Zwischenrein wurde ich aus Naivität vergewaltigt, was zu Folge hatte das ich Schwanger geworden war.
Ich trug das Kind aus und gab es zur Adoption frei.
Dann begegnete ich der Liebe meines Lebens, so dachte ich.
Er war leider verheiratet und verließ mich des öfteren, kam aber immer wieder zurück. Nun ist es endgültig aus. Ich habe ihn zu meinem Lebensinhalt gemacht, jetzt wo er gegangen ist, komme ich allein, ganz allein nicht mehr zurecht. Ich sitzte da starre vor mich hin, bin unfähig etwas zu verändern, da ich nicht weiß was ich tun soll. Ich habe mich immer vor Menschen distanziert weil ich Angst vor ihnen habe, Angst gemobbt zu werden, Angst verletzt zu werden, Angst ausgenutzt zu werden. Ich jammere, ich grüble, bin aber unfähig Menschen zu vertrauen, dass Gute in ihnen zu sehen. Ich habe mich früher viel mit Geschichte und Politik befasst, auch mit Religion zum Teil.
Ich drehe in meiner Gedankenwelt fast durch, die Euthanasie der psychisch schwachen im zweiten Weltkrieg, die Lust, die Gier der Menschen zu morden, zu verletzten, sich über das Schwache hinweg zusetzen. Sendungsbewusstsein und Sozialdarwinismus beherrschen unser Menschsein, so denke ich in solchen Phasen oft. Ich denke oft an den Tod, manchmal wünsche ich in mir herbei. Phantasiere darüber, mancher würde kühl sagen, bring dich doch um, bist eh ein Haufen Scheiße, ist kein großer Verlust.
Aber ich will leben, nur nicht so unfähig, doch kann ich nichts änderen, die Emotionen sind zu stark. Alles erscheint mir heute so sinnlos. Wie kann ich mir helfen? Therapie dauert lange, ich brauche akkut Hilfe, habe morgen einen Termin bei meinem Hausarzt, was kann ich tun?
Ich muss heute zum arbeiten, ich sehe dreckig aus, Ränder unter den Augen,
nervlich am Ende. Finanziell, beruflich, privat ist Zusammengebrochen, gibt mir keinen Sinn mehr. Ich will raus aus dieser Denkschiene und doch Frage ich mich warum es immer die zwei Arten gibt von Mensch, die Rücksichtlosen, Mächtigen und die gebrochenen Opfer? Wenn hilft man mehr, der eine bekommt einen Anwalt, faire Verhandlung, dem Opfer sagt man, komm aus deiner Opferhaltung raus. Wie ungerecht ist nur diese Welt. Vielleicht sollte ich härter sein, kann es aber nicht.

Anwort von Sabine

Hallo Maria!

Es tut mir leid, was Du schon alles miterleben mußtest. Ja, ich möchte Dir recht geben, auch wenn es komisch klingen mag, das Leben ist manchmal unfair, aber es ist Schicksal und man kann lernen damit zu leben. Mal schaffen wir es alleine. Mal brauchen wir Hilfe.
Als ich Deine Mail gelesen habe, dachte ich, es klingt wie in einer Sackgasse und Du weißt nicht mehr, wie Du herauskommen sollst. Der Weg zu Deinem Arzt um Hilfe zu bekommen, ist schon eine gute Richtung um aus dieser Sackgasse herauszukommen. Man kann nicht immer alles alleine schaffen oder mit sich ausmachen. Es ist gut, dass Du bereit bist Dir helfen zu lassen. Natürlich dauert eine Therapie lange. Das ist aber auch gut so, denn dass, was sich an Gefühlen in Dir aufgestaut hat, ist auch über einen langen Zeitraum entstanden und so sollte es auch wieder rekonstruiert werden. Alles wieder abgebaut werden. Vergessen kann man solche Erlebnisse leider nie, aber man kann lernen damit zu leben. Auch Du kannst es und Du bist auf dem besten Weg eine Lösung zu finden. Du hast uns gefunden, Du hast einen Termin bei Deinem Arzt wahrgenommen und Du fängst an darüber zu sprechen was Dich bedrückt. Das sind genau die richtigen Schritte um aus dieser Sackgasse wieder herauszukommen. Es ist gut, dass Du Dich gemeldet hast.
Das Leben ist nicht sinnlos und Du bist etwas wert. Sehr viel sogar. Jeder ist etwas wert und sogar etwas ganz besonderes. Du bist eine starke Persönlichkeit. Du hast erkannt, wo es drückt und wo es weh tut. Du nimmst es gerade in Angriff und das ist gut so.
Dein Arzt, der wird Dir Hilfe angeboten haben. Du solltest sie annehmen. Es gibt Dinge, die sind in Dir zerbrochen. Man kann sie wieder reparieren. Man kann es heilen. Du wirst Dich wieder wohl fühlen können. Es dauert seine Zeit, aber es wird gehen. Diese Zeit solltest Du Dir nehmen. Die ersten Schritte sind getan. Du setzt Dich mit den Situationen auseinander und das ist gut. Sehr gut sogar. Gib die Hoffnung nicht auf. Ich habe mich mal in einer ählichen Situation befunden und ein guter Freund sagte zu mir: immer wenn Du glaubst es geht nicht mehr, dann kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Maria, es war hart, was gewesen ist, aber es liegt hinter Dir und es geht jetzt nach vorne. Dort wird es besser werden. Ganz sicher.

Lieben Gruß
Sabine