Problem von Anonym - 18 Jahre

Nicht gut genug

Ich habe diesen Text schon mal geschickt, aber die Benachrichtigung erhalten das mein Problem nicht bearbeitet werden kann. Deshalb schicke ich ihn jetzt nochmal und füge etwas hinzu, weil es mir schon wichtig ist eine Meinung dazu zu hören, ich es aber sonst niemandem erzählen kann.

Ich habe mich noch nie wohl gefühlt mit mir selber. Seit ich denken kann konnte ich mich nicht ausstehen. Aber zur Zeit wird es immer schlimmer. Es gibt nichts an mir womit ich kein Problem habe. Ich kriege nichts auf die Reihe obwohl ich mich immer so sehr bemühe besser zu werden. Es ist schon so weit das ich wirklich oft darüber nachdenke zu gehen.. Ich habe angefangen mich selber zu schneiden. Das sind alles Dinge die niemals jemand über mich erfahren kann und wird. Ich habe niemandem dem ich das alles sagen könnte. Ich bin so unglücklich, dabei hält mich jeder für stark. Jede Nacht sitze ich in meinem Zimmer und weine und stell mir vor wie es wäre wenn ich es jemandem sagen könnte.. aber da ist einfach niemand. Tagsüber denke ich so oft "Ich will besser werden", aber Nachts kommt alles hoch, weil ich weiß das ich das nicht schaffen kann. Ich sehe mich selber als nutzlos. Ich bin so kaputt geworden und sehe einfach keinen Sinn in meinem Leben. Ich möchte garnicht alt werden und ich möchte auch nicht mein Leben damit verbringen Leute um mich zu haben die ich nicht ausstehen kann. Meiner Mutter bin ich nur eine Last, habe ich das Gefühl. Meinen Vater mache ich auch unglücklich. Ich streite mich in letzter Zeit oft mit meiner Mutter, was von meiner Seite aus kommt. Streit bringt zwar nichts, aber ich fühle mich als würde sie mir immer indirekt sagen wie schlecht ich bin, was mich noch mehr runter zieht. In solchen Momenten schreie ich sie an, was mir Leid tut, dann gehe ich in mein Zimmer und weine und greife auch manchmal zur Klinge. Sie weiß davon nichts, sie denkt das lässt mich kalt. Menschen in meiner Umgebung könnten sich niemals vorstellen wie ich in Wirklichkeit bin, weil mich jeder für eine lustige, meist gut gelaunte Person hält und das obwohl ich eigentlich nur gemein zu jedem bin und sie auslache, aber sie fassen es sarkastisch und als Scherz auf. Ich finde die gesamte Menschheit eigentlich nur Lachhaft. Mich auch. Ich verstehe nicht
was das Leben für einen Zweck hat und ich will es auch glaub ich nicht verstehen. Es kann sein, dass ich wirklich Hilfe brauche, aber ich will niemand sein der Hilfe benötigt. Ich kann es keinem sagen. Es kostet mich so viel Überwindung das grade hier zu schreiben und zweifel grade so sehr dran das abzuschicken, aber ich will einfach mal wissen was jemand anders zu meinen Gedanken sagt. Bin mir dem bewusst das ich mein Problem vielleicht nicht gut geschildert habe und das für andere keinen Sinn macht, oder sich irgendwo widerspricht, aber genau das ist auch einer der Gründe wieso ich das niemals jemandem sagen könnte. Ich fühle mich wirklich nicht wohl dabei mehr über mich zu erzählen, deshalb werde ich jetzt nur diesen "kleinen" Teil meiner Gedanken abschicken. Danke schon mal im voraus für eure Antwort und dafür das ihr euch dafür Zeit genommen habt.

Ich füge hinzu:

Ich habe mich eigentlich schon lange aufgegeben, aber es mir jetzt erst eingestanden. Die Gedanken kommen immer öfter. In meinem Kopf gehe ich oft Sätze durch, die ich zum Abschied aufschreiben möchte. Ich kann mir nicht vorstellen mir ein Leben aufzubauen und ich will das auch eigentlich nicht. Ich stoße zur Zeit alle meine "Freunde" weg, weil ich keine Lust habe mit jemandem befreundet zu sein. Ich möchte nicht mehr meine Zeit dafür investieren meinen sogenannten Freunden bei ihren unnötigen Problemen zu helfen, die 1. keine Probleme sind und 2. legen sie sowieso keinen Wert auf meine Meinung. Außerdem sehe ich keinen Sinn darin Freundschaft mit Leuten zu führen mit denen ich nichts anzufangen weiß. Jede Freundschaft die ich habe/hatte besteht nur daraus das ich für sie da bin, ich ihnen aber NIEMALS auch nur eine Kleinigkeit über mich verraten würde. Aber sie wissen nicht mal das sie mich nicht kennen. Es interessiert niemanden. Ich bin froh wenn ich diese Leute alle los bin. Ich möchte keine Menschen um mich haben, ich möchte alleine sein. Aber am aller liebsten wäre es mir immer noch wenn ich gar nicht mehr wäre.

Ich hoffe diesmal bekomme ich eine Antwort.

Florian Anwort von Florian

Hallo Ratsuchende


Das Verhalten von Dir, was Du hier beschreibst, deutet auf eine schwere Depression mit selbstzerstörendem und antisozialen Verhalten hin. Erkennen lässt sich dies durch die gefühlte Sinnlosigkeit im bzw. des Lebens und dem Wunsch die eigene Existenz rückgängig zu machen bzw. zu beenden. Ein ständiges Gefühl der Traurigkeit, inneren Leere, Selbstzweifel/-Hass und soziale Isolation sind weitere klassische Symptome der Depression.
Streitsucht und Selbstverletzung wiederum sind Versuche mit diesen negativen Gefühlen der Depression klar zu kommen. So erzeugt das herauslassen von Wut durch Streit bzw. der Schmerz durch Selbstverletzung kurzzeitig für ein glückliches Gefühl, welcher jedoch in Sekundenschnelle wieder nachlässt. Da das Gehirn sich jedoch nur diese kurzzeitigen positiven Gefühle als Reaktion auf das Verhalten in Verbindung bringt, entsteht eine gewisse Sucht. Das Verhalten wird dann zunächst nur bei besonders schlechter Laune wiederverwendet, aber mit steigender Sucht auch in relativ "normalen" Zuständen und wird dadurch unkontrolliert.


Zur genaueren Abklärung ist ein Besuch beim Hausarzt, Psychiater oder Psychotheraputen dringend notwendig, da nur diese entsprechende Diagnosen stellen dürfen und Behandlungen einleiten können! Das oben ist nur eine grobe Einschätzung, es können auch durchaus andere psychische oder auch physische Krankheiten vorliegen.


Entsprechende Behandlungen wären unter anderem die Psychotherapie. Dabei handelt es sich um mehrere, meist wöchentlich stattfindende, Sitzungen bei einem Psychotherapeuten. Dort wird zum einen die Depression diagnostiziert und anschließend durch Gespräche versucht den Ursprung der Depressionen festzustellen. Durch die Klärung der Ursache kann dann mit der Depression bis zur Heilung gearbeitet werden.
Die Psychotherapie wird von der Krankenkasse gezahlt.

Eine weitere Behandlungsart ist die Einnahme von Antidepressiva. Diese verschreibt der Psychiater oder auch der Hausarzt nach entsprechender Diagnose. Die Medikamente helfen dabei die Stimmung zu normalisieren und dadurch das Gehirn entsprechend zu stimulieren bestimmte Gedankenmuster bei depressiver Stimmung nicht mehr zu folgen.
Achtung: Es werden im Internet zwar Antidepressiva ohne Verschreibung angeboten, dabei handelt es sich jedoch meist um Präperate die keine Wirkstoffe beinhalten und somit auch keine Wirkung, mit Ausnahme des Placeboeffekts, erzielen. Diese Präperate werden zudem überteuert angeboten. Verschriebene Medikamente übernimmt in der Regel die Krankenkasse.

Weiter ist es auch möglich beide Behandlungsmethoden zu kombinieren. Dies hilft insbesondere bei schweren Depressionen. Die Antidepresiva werden hier verwendet um die Psychotherapie zu vereinfachen.

Desweiteren gibt es die Möglichkeit der stationären Behandlung in einer Psychatrie. Dabei gibt es unterschiedliche spezialisierte Kliniken. Dort wird in der Regel neben der Psychotherapie und den Medikamenten auch auf weitere Mittel zurückgegriffen, wie in etwa Gruppentherapien. Bei stationärer Behandlung ist eine Betreuung rund um die Uhr gewährleistet, was insbesondere Patienten mit Suizidgedanken zu Gute kommt.
Ja nach Klinik zahlt die Krankenkasse oder es sind nur für Selbstzahler erwünscht.


Welche Therapieart für Dich am besten ist, kann nur ein Psychiater oder ein Psychotherapeut bzw. Dein Hausarzt mit Dir klären. Dabei wird auch auf Deine Wünsche geachtet. Das bedeutet, Du kannst Dir Deine Therapieform in der Regel aussuchen. Der Arzt bzw. Therapeut wird nur Empfehlungen abgeben.

Ich kann Dir nur raten entsprechende Hilfe zu suchen und auch anzunehmen. Das ist weder verwerflich noch wird es Dir schaden.


Ich wünsche Dir alles erdenklich gute.


Gruß

Florian