Problem von Anonym - 16 Jahre

Was ist los mit mir? Habe ich ernsthafte psychische Probleme?

Hallo Liebes Kummerkasten-Team,

ich beschreibe jetzt mal in ein paar Worten mein Befinden, und hoffe, dass ihr mir sagen könnt, was mit mir los ist und ob ich ernsthafte Hilfe brauche, von einem Psychiater oder soetwas. Ich weiß nämlich nicht mehr weiter, aber was ich weiß ist, dass ich nicht mehr so weiter machen will.
Leer, Ich fühle mich einfach nur leer.
Aufzuwachen und schlechte Laune zu haben. Aufzuwachen und den Tag schon scheiße finden. Aufzuwachen und sich jedes Mal wieder fragen, was das alles für einen Sinn hat. Immer dieses Gefühl nicht gut genug zu sein. In den kleinsten Kleinigkeiten des Alltags fällt mir das immer wieder auf. Zum Beispiel: Ein Freund von mir hat ein Bild mit einer anderen Freundin von mir als Whatsapp Profilbild. Und ich grübel und frage mich ernsthaft, wieso er kein Bild mit mir genommen hat. Vielleicht bin ich ja zu hässlich ? Oder noch ein Beispiel..eine Freundin erzählt mir von ihrer besten Freundin, und schon wieder frage ich mich ohne Mist, wieso ich nicht gut genug bin, um ihre beste Freundin zu sein. ICh weiß, dass das bescheuert ist, aber es passiert ohne, dass ich das beeinflussen kann. ICh lerne viel für die schule, hab Nachhilfe und alles. Und trotzdem bin ich schlecht. Habe in Mathe nur 6 Punkte geschrieben..Ich will doch meine Mama stolz machen (die mich niemals für eine schlechte Note anmotzen würde). Dann kommt dazu, dass ich vor allem, also wirklich allem Angst habe. Angst vorm Abitur, obwohl ich erst in der 11. Klasse bin. Angst vor jeder Klausur, auch wenn sie noch weit vor mir ist. Angst im Dunkeln. Angst alleine im Dunkeln draußen. Angst, nicht gemocht zu werden. Angst, dass jemand was Böses zu mir sagt, wenn ich an ihm vorbeilaufe..
Ich habe durch Liebeskummer angefangen mich zu schneiden. Und jetzt benutze ich diese Methode der "Schmerzlinderung" auch für "normale" also andere Dinge. Jedes mal sage ich mir, dass das das letzte Mal war, mit dem schneiden. Aber irgendwann war mir das dann auch egal.,weil ich es aufgegeben habe. Ich habe mich selbst aufgegeben. Ich sehe keinen Sinn in meinem Dasein. Unnötig und nutzlos. Ein großer Haufen Elend. ICh will nicht länger meine schlechte Laune auf andere übertragen. Ich will nicht länger ohne Sinn durchs leben gehen. Ich will nicht länger leiden. Ich will nicht länger sein. Jede Sekunde anfangen wollen zu heulen. Ich bin so leer und doch so voll. Voll von Gedanken und Erinnerungen an das Vergangene, welches mir Tränen in die Augen treibt. Das Gefühl mich vor mir selbst zu ekeln. ICh will nicht länger in meinem Körper stecken. Duschen gehen zu müssen, weil ich mich so sehr ekel. (Ich hab keine schlechte Figur) Ich denke ich kann mir so mein "Leiden" abwaschen.. Ich kann sowas nicht mehr ertragen. Mag sein, dass andere mehr Probleme haben als ich. Mag sein, dass ich eine schwache, labile Person bin. Aber das ist mir egal. So, wie mir alles egal ist. Jedoch nicht gut genug zu sein für meine Mutter macht mich fast am meisten fertig. Wollte eine fröhliche, aufgeschlossene Tochter für sie sein. Eine, die auch für sie da ist, die sie nicht im Stich lässt. Eine, die das Versprechen "Wir schaffen das zusammen" (als wir vor meinem Vater weggerannt sind, da dieser geistig krank ist) einhält. Wieso schaffe ich das nicht? Warum bin ich komplett das Gegenteil? Zu feige wäre ich jedoch meinem Leben ein Ende zu setzen. Da ich das auch niemals meiner mich so sehr liebenden Mutter antun wollen würde. Es ist ein Teufelskreis der mit Enttäuschungen anfängt und mit Selbstverletzungen endet und wieder mit Enttäuschen bzw Dingen, die mich runterziehen, beginnt.

ich hoffe, dieses mal bekomme ich eine Antwort von euch. Es wäre mir sehr wichtig, damit ich endlich normal leben kann.

Ziyin Anwort von Ziyin

Hallo,

sorry, dass ich erst jetzt antworte, tut mir echt leid :(

Zuerst möchte ich sagen, dass Du meiner Meinung prinzipiell keinen Psychiater oder Psychologen brauchst. Rede zuerst mit Deiner Mutter, Deinen Freunden oder Dir nahe stehenden Personen über Deine Probleme. Solltest Du aber nicht in der Lage sein, Dein Leben zu leben, dann könntest Du einen Psychologen in Erwägung ziehen. Ich bin nicht so der Fürsprecher für Medikamente, in vielen Fällen hilft es schon, wenn jemand anderes aufmerksam zuhört und Tipps geben kann.

Es klingt echt doof, wenn ich jetzt behaupte, dass vieles auf die Pubertät zurückzuführen ist, aber es scheint nun mal so. Das geht mit der Zeit vorbei, allerdings wäre es natürlich gut, wenn es Dir schneller besser gehen würde.

Du bist nicht hässlich oder unwichtig. Es ist nur so, dass sich das Leben Deiner Freunde wahrscheinlich nicht um Dich dreht. Jeder hat schließlich sein eigenes Leben und die Freunde/Familie/Bekannte spielen eine mehr oder weniger wichtige Rolle. Wenn dieser Freund Dich also nicht mit auf dem Profilbild hat, meint er damit nicht, dass Du hässlich bist. Er hat vielleicht einfach nicht daran gedacht, dass Du auch auf seinem Profilbild sein möchtest. Nicht alles dreht sich um Dich (sei mir wegen dieser Aussage bitte nicht böse, ich möchte Dich nicht beleidigen oder so. Diese Art von Einstellung sollte Dir nur helfen, die Dinge ein wenig anders zu sehen und lockerer zu nehmen).

Was Deine Freundin angeht...Freundschaften kann man nicht erzwingen. Wenn sie Dich nicht als beste Freundin bezeichnet, dann tut sie es halt nicht. Dann bist Du eben nicht ihre beste Freundin. Natürlich ist es schön, eine beste Freundin zu haben und ihr alles sagen und mit ihr alles machen zu können, aber da ist nicht die Hauptsache. Die Hauptsache ist doch, dass Du mit ihr befreundet bist, oder? Und das bist Du schon. Du bist nicht schlechter als ihre beste Freundin, vielleicht vertraut Deine Freundin ihr mehr als Dir. Oder kennt sie schon länger. Wenn Du wirklich besser mit ihr befreundet sein willst, dann solltest Du einfach eine gute Freundin für sie sein. Ob Du dann ihre "beste Freundin" genannt wirst oder nicht, ist unwichtig. Manchmal klappt es, manchmal nicht.

Bei Problemen mit den Noten ist es ganz wichtig zu wissen, wo genau Deine Schwächen liegen. Du bist also nicht besonders gut in Mathe. Woran liegt das? Was verstehst Du nicht? Welches Thema? Hast Du das Thema von Anfang an nicht verstanden oder erst später nicht mehr? Wenn Du dann die Probleme gefunden hast, lernst Du von da an. Versuche erst, das Thema selbst zu verstehen. Es geht nicht darum, ALLES zu können, sondern erst einmal das Grundsätzliche. Also nicht zu viel lernen, sondern effektiv lernen! Wenn es nicht klappt, kannst Du Deinen Nachhilfelehrer fragen. Oder Mitschüler und Lehrer. Mach die Aufgaben im Buch dazu. Selbst im schlimmsten Fall wird Deine Mutter hinter Dir stehen, sie wird immer auf Dich stolz sein, selbst wenn Du Mathe nicht verstehst!

Mir hilft es bei Ängsten immer, mir vorzustellen, was im schlimmsten Fall passieren könnte. Wenn Du das Abitur nicht bestehst (was ich für unwahrscheinlich halte, wenn man es schon so weit geschafft hat, besteht man das Abitur, wenn man sich Mühe gibt)? Dann machst Du das Abitur eben noch einmal. Wenn Du die Klausur nicht bestehst? Dann eben noch einmal! Wenn Du nicht gemocht wirst? Es wird nicht vorkommen, dass Dich überhaupt keine Person leiden kann. Angst, alleine im Dunkeln draußen zu sein? Dann laufe nicht alleine im Dunkeln rum (als Mädchen sowieso).

Ich kann Dir das leider nicht glauben, dass Dir wirklich alles egal ist. Menschen, denen alles egal ist, haben keine Ängste. Und regen sich auch nicht über Mathenoten auf. Oder warum der- oder diejenige dies oder jenes getan hat. Dir ist das nicht egal. Negative Gedanken hat jeder mal, aber wenn Du dauernd darüber nachdenkst, vermiest Du Dir nur selbst Deine Laune. Selbstverständlich kann keiner von Dir verlangen, jeden Tag zu jeder Tageszeit supergute Laune zu haben. Aber an diesem dauermiesen Zustand kannst nur Du etwas verändern. Grüble nicht zu lange nach, ob das Leben einen Sinn macht oder nicht. Oder dass Du nutzlos wärst. Denn Du machst Dich selbst mit Deinen Gedanken runter. Oder hat Dir jemand aus Deinem Bekanntenkreis direkt ins Gesicht gesagt, dass Du nichts als ein großer Haufen Elend seist? Na also.

Gibt es etwas, das Du gerne tust? Irgendeine Sportart oder etwas Kreatives? Wenn ja, dann versuche, Dich damit wieder zu beschäftigen. Regelmäßige Verausgabung macht Dich körperlich zufriedener und auch zu müde, um nachzudenken. Außerdem konzentrierst Du Dich nur darauf und auf nichts anderes. Es ist wichtig, auch mal abzuschalten. Falls das nicht klappt, dann stoppe Dich selbst jedes Mal, wenn auch nur ein kleiner, gemeiner Gedanke im Gehirn auftaucht. Sage Dir, dass Du toll bist, so wie Du bist, und Du Dir das von Deinen Gedanken nicht versauen lassen wirst. Probier das für einen Tag. Wenn es funktioniert, dann mach das weiter! Und ritzen ist nicht die beste Methode. Versuch es mit einer Kampfsportart, um Deinen psychischen Druck abzulassen. Oder einem Tagebuch. Oder mit schreien. Tanzen. Irgendetwas. Wenn Du Dir jedes Mal sagst, dass das das letzte Mal war, dann funktioniert das nicht (das sagen Raucher nämlich auch immer, wenn sie aufhören wollen). Du musst sofort aufhören. Und Dich ablenken.

Push Dein Selbstbewusstsein! Die anderen sind nicht unbedingt besser. Und Du bist weit gekommen! Es werden Dir sicherlich in Deinem Leben noch mehr Steine in den Weg gelegt, aber Du hast es bis jetzt geschafft, also wirst Du es auch weiterschaffen! Was Dich nicht umbringt, macht Dich nur stärker! Deine Mutter hat Dich gern, so wie Du bist! Natürlich wünscht sie sich, dass Du glücklich und fröhlicher bist, aber nicht für sich, sondern nur für Dich allein! Denn wenn Du selbst glücklich bist, macht es sie auch glücklich :)

Guten Rutsch ins neue Jahr! Auf einen Neuanfang! :D

Ziyin