Problem von Angi - 11 Jahre

Die Eltern meines besten Kollegs trennen sich, er ist am Boden zerstört. Was Soll ich tun und wie kann ich ihm helfen?

Die Eltern meines besten Kolleges trennen sich!!! Er ist am Boden zerstört und verschliesst sich vor allen. Auch ist er Sauer und redet nur im Notfall. Da meine Eltern in einer glücklichen Ehe sind, hab ich keine Ahnung wie ich ihm Helfen kann!


Wie kann ich ihm Helfen?
Wie kann ich ihn besser Verstehen?
Und wie kann ich ihn Ablenken?



Bitte Antwortet mir!!!

Ein Merci im Vorraus

Eure Angi

Dana Anwort von Dana

Liebe Angi!

Das ist superlieb, dass du dich um deinen Freund kümmern willst. So handelt eine richtige Freundin.

Ich denke, für jemanden deines Alters ist es schwer, die richtigen Worte zu finden, aber vielleicht kann ich dir helfen.
Natürlich ist dein Kumpel jetzt erstmal total geschockt. Seine Welt bricht zusammen, seine Ordnung, das, auf das er sich verlassen konnte, geht den Bach runter. Er fühlt sich verraten, weil mindestens ein Elternteil gehen wird, ihn verlässt...und er fühlt sich sicher auch schuldig, weil er denkt, es habe auch mit ihm zu tun.

Momentan ist er so traurig und wütend, dass du wahrscheinlich nichts anderes tun können wirst als ihm einfach zur Seite zu stehen und ihm zu zeigen, dass du da bist. Zwinge ihn nicht zum Reden oder Zuhören, wenn er das nicht will. Du bist nicht seine Therapeutin, du bist eine Freundin und die solltest du auch bleiben.

Solltest du aber merken, dass er gesprächsbereit ist, dann versuche, ihm zwei Dinge langsam und vorsichtig beizubringen:

1. es ist NICHT seine Schuld und seine Eltern lieben ihn auch weiterhin.

2. Vergebung ist sehr wichtig.

Zu 1.
Eltern sind nicht nur Eltern, sie sind auch Mann und Frau. Und da kann es eben, völlig unabhängig von den Kindern, krachen, bzw nicht mehr stimmen. Vielleicht war sein Papa unglücklich in der Ehe und fühlte sich nicht mehr geliebt? Vielleicht war seine Mum total traurig und fühlte sich nicht mehr wahrgenommen und geachtet? Solche Dinge passieren leider in manchen Ehen. Und das hat rein gar nichts mit den Kindern dieser Beziehung zu tun. Wenn sich deine Eltern mal streiten (sowas kommt sicher auch mal vor), hast du dann das Gefühl, dass deine Eltern dich dann auch gleich nicht mehr so dolle lieben? Sicher nicht, oder? Und so ist es auch bei deinem Kumpel. Er muss die Beziehung seiner Eltern zueinander TRENNEN von der Beziehung, die sie zu ihm als ihrem Sohn haben. Sie lieben ihn weiter, auch wenn sie sich selbst nicht mehr lieben. Die Beziehung zu ihrem Kind ist nochmals etwas ganz anderes.

Zu 2:
Das ist der schwierigere Bereich. Dein Kumpel muss recht erwachsen sein, wenn er das hinkriegen will und das wird auch eine Weile dauern, weil der Schock und die Wut momentan noch zu hoch sitzen. Die müssen auch erstmal abflauen dürfen, also hau ihm den Punkt nicht gleich um die Ohren, das schafft er momentan noch nicht. Aber wenn es mal an der Zeit ist, wäre es gut, wenn er es hinkriegt, seinen Eltern zu vergeben dafür, dass sie sein Leben verändert haben. Er muss lernen zu akzeptieren, dass Eltern ihren Weg gehen müssen, auch wenn Kinder da sind. Es bringt ja nichts zusammen zu bleiben, nur weil Kinder da sind und eigentlich versteht man sich nicht mehr. Man würde ja sein Leben lang leiden.

Wie kannst du ihm sonst helfen? Sei einfach da. Sei in der Nähe, ohne viele Worte. Schaut zusammen Filme, lade ihn zu dir ein, macht Dinge miteinander, die euch Spaß machen, rede nicht dauernd von der Trennung - und vor allem: Zeige nicht so viel Mitleid. Ich glaube nicht, dass er jetzt "eine arme Sau" sein will, ein Loser, dessen Eltern sich trennen. So wird er sich momentan fühlen. Zeig ihm, dass er dir viel wert ist, lernt zusammen für die Schule, geht euren Hobbies nach...und gestehe ihm auch seine Rückzugmomente zu, wenn er einfach mal gerade genug hat. Das alles gehört zum Verarbeitungsprozess dazu.

Du kannst auch mal im Geheimen zB seine Mutter bitten, ein offenes Gespräch mit ihm zu führen und ihm zu erklären, dass es null an ihm liegt. Es gibt sogar Familientherapeuten und Kindertherapeuten, die sich auf Scheidungskinder spezialisiert haben, denn fast alle haben dieselben Probleme (Schuldgefühle, Einsamkeit, Wut und Verzweiflung, sowie die fehlende Fähigkeit, ihre Eltern auch als Mann und Frau zu sehen, die völlig unabhängig von den Kindern ihre Probleme haben). Das fordert aber Fingerspitzengefühl und dein Kumpel sollte davon möglichst nichts mitbekommen. Wenn du dir da unsicher bist, lass es lieber und konzentriere dich auf das, was du als Elfjährige tun kannst, nämlich deinen Freund stärken und ihm zeigen, dass er dir nicht egal ist und du ihn magst.

Ich finde es toll, dass du dir da solche Gedanken machst und ich schicke dir liebe Grüße!

Dana