Problem von Anonym - 19 Jahre

Zukunftsangst

Hallo,

ich bin jetzt 19 Jahre alt, habe im Frühjahr mein Abitur bestanden und nun für ein Jahr als Aupair im Ausland. Eigentlich sollte dieses Jahr dazu dienen, die Sprache zu erlernen, um dann nächstes Jahr hier studieren zu können, da ich in Deutschland keinen Platz für mein Wunschfach bekomme.
Ich merke nun aber immer mehr, dass ich nicht in der Lage bin das zu schaffen! Ich vermisse meine Freunde und meine Familie, lebe quasi nur noch für die Wochenenden zuhause! Gott sei Dank kann ich es mir im Moment noch leisten fast jedes zweite Wochenende nach hause zu fahren, was dann aber wegfallen würde, sobald ich studiere, weil dann ja auch eine Wohnung usw. finanziert werden muss. Ich hatte früher niemals Heimweh, kenne das Gefühl überhaupt nicht und habe deswegen teilweise sogar Angst vor mir selber!

Für den Fall, dass ich auch hier keinen Studienplatz bekommen sollte, habe ich ab Oktober nächsten Jahres eine Ausbildungsstelle in meiner Heimatstadt sicher.
Meinen aktuellen Gefühlen nach möchte ich lieber diese Ausbildung machen und bei meinen Freunden sein, als weitere Jahre hier zu verbringen.
Leider ist mein Vater sehr cholerisch und ich habe Angst vor der Konfrontation mit ihm. Er sieht das Jahr als Aupair nämlich als "verschenktes Jahr" an, bezeichnet mich als "dumm und faul", für meine Ausbildungsstelle bräuchte ich kein Abitur und dann hätte er ja meine Ausbildung "nicht weitere drei Jahre zu finanzieren zu brauchen" wenn ich nun "sowas" werden will. Außerdem könne ich mir mit meinem Abi "den Arsch abwischen".
Da ich mir sowas nun schon fast 4 Monate lang anhören musste, habe ich absolut keine Lust mehr auf weitere Diskussionen in der Richtung.

Das ist auch der Grund, warum ich unbedingt von zuhause ausziehen wollen würde, wenn ich die Ausbildung beginne. Grundsätzlich wäre das zwar zu schaffen, aber ich müsste auch noch unbedingt mein Auto finanzieren, von dem ich mich nicht trennen kann und will, weil es das letzte Geschenk meines Onkelz war, bevor er letztes Jahr starb (momentan kommt meine Mutter für das Auto auf - würde dann aber wohl wegfallen, weil "wenn du ausziehst zahlen wir gar nichts mehr für dich!").

Andererseits ist es auch mein Traum dieses Fach zu studieren, aber in Deutschland müsste ich ca. 5 Jahre auf einen Studienplatz warten!

Ich habe einfach panische Angst vor der Zukunft, meinen Eltern (insbesondere meinem Vater) und weiß gar nicht, was ich nun machen soll.

Könnt ihr mir vielleicht ein bißchen weiterhelfen? Ich hoffe es einigermaßen verständlich geschrieben zu haben und dass es nicht allzu sehr durcheinander ist!

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo,

dein Problem ist mir richtig nahe gegangen. Ich kann gut verstehen, dass du Heimweh hast und Angst, noch länger allein in einem fremden Land zu bleiben.

Zuerst solltest du mal eins versuchen: Schalte mal deine ganzen Gefühle aus und überlege ganz sachlich, mit welchem Weg du dir deine Traumzukunft aufbauen willst. Stell dir vor, wo du in 10 Jahren stehen wirst: A) nach Abschluss deines Studiums mit deinem Traumberuf, Traumzukunft, beruflichen Erfolg? oder B) nach Abschluss der Ausbildung mit einem Beruf, der nicht dein Traum wäre, oder doch?

Überleg genau, was du wirklich selber willst. Denk daran, welchen Stellenwert dieses Studium für dich hat. Willst du das selber oder wollen das vor allem deine Eltern? Wenn dir jedoch das Bild vom abgeschlossenen Studium in 10 Jahren als dein Traum erscheint, dann weißt du, dass du dafür ein paar Entbehrungen in Kauf nehmen musst, z.B. deine Freunde in der Heimat nicht mehr so oft zu sehen. Aber du kannst auch eine Menge Erfahrungen sammeln.

Diese Entscheidung musst du für dich allein treffen. Wenn du weißt, was du willst, kannst du deine Eltern davon in Kenntnis setzen. So wie du sie beschreibst, sind sie dir bei der Entscheidungsfindung keine Hilfe.

Solltest du dich für die Ausbildung in deiner Heimat entscheiden und davon überzeugt sein, wirst du auch deine Eltern überzeugen können. Wenn nicht, musst du wohl ausziehen und den Gürtel enger schnallen. Aber du gehst dann deinen eigenen Weg, den du dir selbst ausgesucht hast. Es ist dein Leben, nicht das deiner Eltern. Vielleicht wollten sie dich auch nur zwingen, zu tun, was sie wollen und wenn es ernst wird, wollen sie vielleicht lieber, dass du noch ein bisschen bei ihnen wohnen bleibst. Ich kenne ja deine Eltern nicht, aber ich hätte absolut kein Verständnis, wenn sie sich so gegen dich stellen würden.

Ich wünsche dir, dass du für dich selber die richtige Entscheidung triffst und damit glücklich wirst! Alles Gute für dich!