Problem von Daniel - 28 Jahre

Danke an Dana

Hallo Dana,

also ich bin kein "Stammkunde" des Kummerkastens, eher ein regelmäßiger Besuche in 3-4 Jahres-Abständen.

Das letzte Mal schrieb ich an das Team, den Threat hab ich leider nich mehr zur Hand. Es handelte sich um das Verhältnis zu meiner Mutter, welche ihr Leben nicht auf die Reihe bekam und folglich ich ihres mitführte, dabei meines vernachlässigte.

Dazu folgendes:

Ich habe Deinen Ratschlag beherzigt und es hat wirklich lange gedauert. Rund 1,5 Jahre wenn ich mich recht erinnere...

* Ich hab sie auf das Problem angesprochen und es folgte nur Vorwürfe gegen mich. Ich würde sie nicht lieben, ich sei undankbar etc.

* Ich hab ihr aufgezeigt, anhand einer Liste, wer was für wen tut / getan hat und ebenfalls, was sie in letzter Zeit für Dinge getan hat udn welche Konsequenzen dies für sie und mich hatte.

*Nachdem ich dann rund 2 Wochen nach Deiner Email-Antwort tatsächlich ausgezogen bin, war erstmal Funkstille. Denn ich hab ihr nur einen Brief aufn Küchentisch gelegt und hab den Auszug so detailiert durchgeplant, dass es über die Bühne geht, während sie nicht zu Hause war. Etwas perfide, aber ich wollte eben jegliche Konfrontation, die mich nur wieder runter gezogen hätte, vermeiden.

Davon abgesehen hab ich mich dann auch im Brief bereits davon freigesprochen, mich die nächsten Wochen zu melden. Die neue Adresse bekam sie vorerst nicht, nur die neue Stadt und das Angebot, sich bei mir zu melden, wenn sie REDEN möchte.

Es kam eine gefühlte Ewigkeit nichts und wenn ich die Familie besuchte, hab ich mich versichert, dass sie nicht da ist. Ich musste mich erstmal emotional von ihr lösen und ich dachte, dass das der richtige Weg sei. Die Familie hat übrigens mitgespielt, denn sie haben das Dilemma ja lange genug mit angesehen und haben auch nicht gedacht, dass ich die Kraft hätte, mich davon zu befreien.

Nach nem weiteren Monat hat sie sich das erste Mal gemeldet und da ich die Mieter die mit ihr im Haus leben, involviert hatte, wusste ich ja, wie es ihr geht. Sie hat mich zum Kaffee eingeladen und auf meinen Wunsch hin, auf neutralem Boden.

Sie lud mich ein, übernahm die Rechnung und als ich gehen wollte, gab sie mir einen Brief, einen sehr dicken, in dem sie das erste Mal in ihrem Leben überhaupt Gefühle preis gab. Ich muss sagen, dass ich sehr geweint hab als ich ihn daheim öffnete und las.

Die weiteren Wochen vergingen mit Anrufen ihrerseits in unregelmäßigen Abständen, hier und da lud sie mich zum Essen ein oder wir waren mal gemeinsam einkaufen (ohne Streit - Was zwischen Eltern und Kindern ja nahezu unmöglich ist) und haben uns langsam wieder angenähert.

Nun sind wir seit 2009 "Streit-frei" und das Miteinander basiert nun mehr auf dem Level der "Freundschaft mit mütterlichem Rat". Und diese Form funktioniert bestens.

Es war ein langer steiniger Weg, aber es hat sich wirklich gelohnt, denn ich empfinde es nun als Befreiung. Ich wäre wirklich drauf gegangen, hätte ich mich nicht von ihr gelöst.

Vieles war schwierig in dieser Zeit, aber wenn man sich stets vor Augen hält dass man keinen Fehler zweimal machen darf und auch nur "einmal sterben kann", wächst der Mut und der Glaube an sich selbst immens.

Mittlerweile kann ich mit großer Freude berichten, dass all die Gründe, weswegen ich früher ans KuKa-Team schrieb, der Vergangenheit angehören.

Alle drei Briefe hüte ich wie einen Schatz... Und hole sie heraus, wenn ich mal nen schlechten Tag habe. Also abgegriffen sind sie allesamt sehr ^^

Im Privaten dachte ich, dass mir die große Liebe begegnet sei, leider hat sich dies nicht bestätigt und derzeit läuft die Scheidung, die ich eingereicht habe. Früher hätte ich in den Dingen die passive Rolle eingenommen, aber ich bin schließlich der wichtigste Mensch in meinem Leben und außer mir selbst wird mir niemand mein Leben gestalten und zum positiven wenden... Also hab ich mich zum "Bösen Mann" bekannt und die Scheidung eingereicht.

Derzeit bin ich auf Wohnungssuche und ich hoffe, dass sich bald etwas findet und ich ausziehen kann. Damit wieder die Ruhe ins Leben reinkommt, von der ich absolut zu wenig habe. Und wenn ich ehrlich bin, ich wünsche meinem Lebenspartner nichts Schlechtes - nur das, was er sich selbst am Meisten wünscht. Denn das wird nicht das sein, was er braucht... ^^

Ich weine ihm auch keine Träne nach, denn bei einer Scheidung erkennt man erst, wie der Mensch den mal mal geliebt hat, auch sein kann. Und das ist nix für schwache Nerven.

Ich hab mich für die Ungewissheit entschieden und gegen die Gewohnheit dieser Bindung. Gegen die Sicherheiten die eine Ehe mit sich bringen kann. Ich weiß, dass ich es schaffe, aber die Durststrecken sind schon sehr lang... Aber was einen nicht umbringt härtet ab.

Nach insgesamt 12,5 Jahren in der Altenpflege hab ich meinen Traumberuf aufgeben müssen, weil ich aus orthopädischen Gründen arbeitsunfähig wurde. Nun such ich mir was in der öffentlichen Verwaltung - besseres Gehalt, bessere Arbeitszeiten und vor allem wirds mir mein Rücken danken.

Das klingt jetzt nicht wirklich prickelnd... Aber ich habe vor rund einem Jahr ein Kompliment bekommen, sehr hilfreich und immer wieder ermunternd:

"Dani, du bist eine alte Eiche. Und der Sturm, der dich entwurzelt, muss erst noch erfunden werden."

Ich muss wirklich sagen, dass es nicht immer leicht ist, man selbst zu sein, zu werden und v.a. zu bleiben. Aber es lohnt sich sehr. Trotz allem hab ich eine Lebensqualität, die mir vieles versüßt und hilft, nicht unterzugehen. Hartes Training und Disziplin. Jeden Tag seit rund 8 Jahren und ich bin weiß Gott noch nicht fertig damit...

Als Trostpflaster für schwierige Menschen und Hindernisse hoch wie die Alpen hab ich wieder mit der Malerei begonnen. Anfangs als Therapieform für mich selbst gedacht, verkaufen die Bilder sich nun wie geschnitten Brot. Nur, weil ich eines mal unbedacht verschenkt habe, um jemand anderem Mut zuzusprechen.

Fazit: Es waren nur drei Briefen, aber die haben mein Leben (mitunter) in vernünftige Bahnen gelenkt haben. Klar, getan hab ich es selbst... aber solange man weiß, wie man Menschen vor nem Absturz bewahren kann, sollte man das auch tun.

Mir gehts zwar nicht blendend, aber ich hab doch gemerkt, dass ich mittlerweile auf hohem Niveau jammern kann, also scheints mir gut zu gehen. Einmal die Woche ne Selbstreflektion und die Erdung ist wieder da.

Ich hoffe zwar, Die KuKa-hilfe nicht mehr in Anspruch nehmen zu müssen, aber ich bin auch nur ein Mensch und die brauchen hin und wieder einfach Unterstützung.
Dank der "virtuellen Hilfe" hab ich auch fürs reale Leben nach und nach gelernt, den falschen Stolz zu überwinden und Hilfe zu erbitten und auch anzunehmen.

Euer Format kann wirklich überzeugen und auch, wenn es recht überlaufen ist, spricht es doch für die Art von Lebenshilfe, die in 2014 immer wichtiger wird und vllt noch so manches Leben "retten" wird, wie auch meines gerettet wurde.

Eine kleine Frage hätte ich noch, die Du mir hoffentlich beantworten kannst:

Arbeitet ihr von Zuhause aus oder habt ihr einen Ort, an dem ihr gemeinsam, mit wechselnder Belegschaft arbeitet?

Nun komm ich mal zum Ende, schließlich geht ja auch das Lesen dieser Mail von Deiner Freizeit ab...

Ich hoffe, dass nun meine Mail an Dich eine kleine Aufmunterung für schlechte Tage ist, wenn es Dir mal zuviel wird und sie durchdringt in das von uns allen sehr geschätzte Schneckenhaus. Es mag auf Dich vllt übertrieben klingen, aber für deine Hilfe werd ich Dir IMMER Dankbar sein.

Liebe Grüße an Dich und das gesamte Team vom KuKa, Euch Allen alles Gute weiterhin und passt auf Euch auf, die Welt braucht Euch!

:-)

Daniel

Dana Anwort von Dana

Hallo, Daniel!

Zuerst: schön, dass es dir in deinem Leben wieder gut geht!
Es ist immer wunderbar zu hören, wenn Lesern des KuKa wirklich geholfen werden konnte und ihren Weg in die richtigen Bahnen lenken konnten, daher vielen Dank für dein sehr positives Feedback.

Ich befürchte aber, dass ich nicht die Dana bin, die du meinst. Du schreibst, dass du 2009 den wichtigen Schritt gemacht hast, da gab es mich im KuKa noch gar nicht. Es arbeitete mal eine Dana hier, vor meiner Zeit. Glücklicherweise kommt es eigentlich nie zu Verwechslungen, denn es wäre für mich nicht schön, meinen Namen ändern zu müssen.

Ich bin erst seit 2010 dabei, die "alte Dana" ist für uns leider nicht mehr greifbar.

Trotzdem geht dein Feedback ja auch alle an. Es sagt nämlich, dass man sich auf unsere Ratschläge verlassen kann und dass man, wenn man Veränderungen herbei führen WILL und arbeiten WILL, dies auch hinbekommt.

Ich danke dir daher im Namen des KuKateams für dein so liebes Feedback, möchte mich allerdings nicht mit fremden Federn schmücken. Zu deiner Frage: wir arbeiten alle ehrenamtlich von zu Hause aus, die Belegschaft wechselt trotzdem öfter, bzw gibt es einen "harten Kern", der seit mehreren Jahren dabei ist und einen Teil der Gruppe, der immer mal wechselt. Die Arbeit hier ist nicht einfach, daher ist es nur verständlich, wenn es manchen Mitgliedern doch nach einer Weile zu viel wird.

Dir wünsche ich weiterhin ein wirklich gutes und zufriedenstellendes Leben und dass du die Fähigkeit behältst, mit Mut und Zuversicht, Missstände ansprechen und für dich lösen zu können.

Alles Liebe,

Dana (die Zweite ;))