Problem von Anonym - 16 Jahre

Trennung der Eltern

Vor etwa 5 monaten haben sich meine Eltern getrennt das jedoch aber eigentlich nur wegen meinem Vater.
Ich komme damit zurecht und denke das sie tun solln was für sie am besten ist aber meine Mutter kommt nicht über meinem Vater weg.
Immer wenn ich heim komme weint sie da weiß ich dann nicht so genau was ich tun soll da man z.b. zur mutter nicht wie zu einer freundin einfach sagen kann "das wird wieder, der arsch hat dich nicht verdient" oder so.
Gestern hat sie mir weinent ein bild von einer Frau gezeigt und gesagt das diese Frau die neue Freundin von meinem vater ist und jetzt tut sie nichts mehr redet nicht mehr und schaut immer nur auf einen Punkt.
Ich habe richtig angst um sie ! Ich will ihr helfen und sie trösten weiß aber nicht wie ich das anstellen soll.
BITTE HELFT MIR!

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du,

das ist eine total blöde Phase, die ihr durchstehen müsst und ich finde es ganz toll, dass du deiner Mutter helfen möchtest. Offenbar geht es dir mit der Trennung soweit gut, dass du dich in der Lage fühlst, sie zu unterstützen - auch wenn du gerade nicht recht weißt, wie das anzustellen wäre. Dazu schreibe ich dir gerne ein paar Gedanken.

Es ist eine normale Reaktion, dass sie sich zurückzieht, weint, hoffnungslos scheint. Trauer ist etwas, das Zeit braucht. Sie wird zwar eines Tages schwächer, doch der Verlust eines geliebten Menschen wird niemals komplett überwunden sein. Man lernt aber, damit umzugehen, findet irgendwann wieder zu einem Alltag zurück, der nicht nur von Wut, Tränen und Einsamkeit geprägt ist. Deine Mutter braucht ihre ganz individuelle Zeit, um sich von dem Schrecken zu erholen. Es kann auch gut sein, dass sie stark in ihrem Selbstwertgefühl angegriffen ist, weil dein Vater nun mit einer anderen Frau zusammen ist. Das ist sozusagen ein zusätzlicher Schlag für sie - er ist nicht nur fort aus ihrem Leben, nein. Er hat auch noch eine andere Partnerin, welche ihre Stelle einnimmt. Ich kann sehr gut nachfühlen, wie weh ihr das tun muss.

Zunächst denke ich, dass es auch bei einem Kumpel nicht die beste Lösung wäre, einen flapsigen Kommentar wie "Das wird schon wieder..." etc. anzubringen. Das hilft dem Leidenden ja nicht weiter, der Schmerz über den Verlust ist vorhanden und lässt sich nicht mit Worten wegwischen, die eher verharmlosen als ernstnehmen. Denn der Partner, der einen verlassen hat, wurde oder wird geliebt, egal was er "Böses" getan hat (mal davon abgesehen davon, dass es meiner Meinung nach kein Verbrechen ist, sich für jemand anderes zu entscheiden, solange das Ganze fair abläuft und nicht hinterrücks).
Was ich damit ausdrücken will: Egal ob es sich nun um deine trauernde Mutter handelt oder um gute Freunde, die du vielleicht in Zukunft noch nach einer Trennung erleben wirst: Taten helfen oft mehr als reine Worte. Damit meine ich, dass es dem Verlassenen hilft, wenn du einfach DA bist, also dich daneben setzt, viel zuhörst, die Hand hälst oder eine feste Umarmung gibst (sofern das gewünscht ist). Das Zuhören ist viel wichtiger, als einen "guten" Spruch parat zu haben. Natürlich kann man an geeigneter Stelle Fragen stellen, kommentieren, seine Sicht auf die Lage nennen. Aber in erster Linie solltest du dich zurückhalten mit Äußerungen, die du ggf. eher aus Hilflosigkeit gesagt hast. Deine Mutter spürt das ja, wann du etwas von Herzen sagst und wann es Phrasen sind. Bestimmt ist sie sehr dankbar, wenn sie aussprechen darf, wie sehr sie verletzt wurde, in ihrer Liebe zu deinem Vater verraten wurde. Es muss ein tiefer Schock für sie gewesen sein. All das muss aus ihr raus, auch wenn es für dich als Sohn sicherlich hart ist, das alles zu hören. Lass sie ruhig auch das Foto mit der Frau anschauen! Frag sie, was sie dabei empfindet, ob sie Hass, Verachtung und dergleichen in sich spürt. Das ist völlig in Ordnung. Es soll alles ausgesprochen werden dürfen. Sie sollte aber nicht so eine Routine entwickeln, dass sie dauernd auf das Bild guckt, sich ärgert und nichts weiter passiert. Das wäre dann nicht sehr sinnvoll. Da kannst du sie gerne zurechtweisen und sie sanft, aber bestimmt davon wegbringen.

Frag sie, was du ihr Gutes tun kannst. Es kann sein, dass sie durch ihre Apathie nicht darauf reagiert, doch du kennst sie ja gut genug, um zu wissen, ob sie sich z.B. über einen warmen Tee, einen Blumenstrauß oder über Hilfe im Haushalt freuen würde. Oder ergreife gleich die Initiative, indem du abwäschst, die Wäsche versorgst und ihr ein feines Abendessen zubereitest, das ihr beide (vielleicht bei Kerzenschein) genießen könnt.
Sei an ihrer Seite und zeige ihr, dass sie nicht auch von dir verlassen wird. Das kannst du ihr ruhig auch so sagen, wenn du möchtest. Dass du zu ihr hälst und sie begleiten willst. Wenn du sehr hilflos bist, kannst du das auch so vermitteln und sie bitten, dir zu zeigen, was ihr ein bisschen Aufmunterung spenden würde.
Geht raus, macht einen Spaziergang und andere leichte Unternehmungen. Sie sollte unter Leute kommen, sonst fällt ihr die Decke auf den Kopf.

Was ihr Selbstwertgefühl angeht, kannst du ihr Komplimente machen, ihr Rückmeldungen geben, dass sie keine "schlechtere" Frau ist als andere (schon gar nicht als die neue Frau deines Vaters!). Gib ihr das Gefühl, dass sie liebenswert ist und lebe es vor, indem du bei ihr bist. Das gibt schon einen enormen Rückhalt, denn sie weiß: Mein Sohn sorgt sich um mich, gibt mir Liebe und Zuwendung! Es kann sogar sein, dass sie ab einem bestimmten Punkt bemerkt, dass sie auf diese Rollen keine Lust mehr hat und neue Energie daraus zieht, wieder eher die aktive Mutter zu verkörpern, welche für DICH den Fels darstellt.

Ganz wichtig finde ich, dass du nicht allein für sie da bist. Wenn sie Freunde und liebe Verwandte hat, sollten sich diese genauso bemühen und sich nicht herausnehmen. Es wäre schon überfordernd, wenn du die Last alleine mit ihr tragen müsstest. Vielleicht gibt es eine Freundin, die ihr genauso zuhören und etwas mit ihr unternehmen kann. Sei nachsichtig mit deiner Mutter, wenn sie sich lieber zurückzieht, aber gib ihr auch mal einen symbolischen Tritt, wenn sie sich zu sehr verkriecht, obwohl sie mit Freunden und Bekannten ausgehen könnte.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und dass deine Mutter wieder neue Zuversicht gewinnt!
Nuala