Problem von Anonym - 14 Jahre

Meine Mutter hat Bulimie

Im Dezember 2013 hatte ich das erste mal den Verdacht das meine Mutter Bulimie hat da es im Badezimmer fürchterlich nach Erbrochenem gestunken hat. Danach habe ich sie beobachtet und war mir bald sicher das sie Bulimie hat. Ich hatte dann selbst eine kurze bulimemische Phase, aber ich mach das nicht mehr.
In letzter Zeit ist es wieder ganz schlimm. Ich weiß nicht was ich tun soll, ich will nicht mit ihr darüber reden, aber es beschäftigt mich schon sehr. Sie ist normal vielleicht ein wenig dick aber sie nimmt nicht ab durch das Erbrechen. Im Gegenteil sie nimmt zu, aber sie isst auch andauernd. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich schon früher (als ich 6/7 war) solche Brechgeräusche aus dem Badezimmer gehört aber damals bin ich nie darauf gekommen dass sie sich übergibt. Ich weiß, dass ich eigentlich mit ihr reden sollte aber ich will nicht. Ich hasse sie dafür, dass sie mir das Leben schwer macht.
Da meine Eltern geschieden sind, überlege ich nun seit längerem ob ich zu meinem Vater und meinem Bruder ziehe, aber ich möchte auch nicht schuld sein wenn ihre Krankheit schlimmer wird.
Bitte könnt ihr mir helfen:)
Dankeschön

Pia Anwort von Pia

Liebe Unbekannte,
schön, dass Du Dich gemeldet hast.

Es ist eine schwierige Situation, da hast Du Recht. Ich kann zugut verstehen, dass Du sauer bist und Deiner Mutter gerne an den Kopf werfen möchtest, dass sie Dein Leben so kompliziert macht. Jedoch bedenke, dass sie das bestimmt nicht mit Absicht macht und dass eine Essstörung eine grausame Krankheit ist, die den Betroffenen in eine Welt fangen und zu zwanghaften und unvernünftigen Verhalten bringt.

Du hast selbst die Erfahrung gemacht. Du hast es geschafft mit dem Erbrechen aufzuhören. Erstmals Glückwunsch! Das finde ich super! Was hat Dir dabei geholfen? Wie hast Du das geschafft? Möchtest Du das nicht mit Deiner Mutter teilen? Du kennst den Teufelskreis und daher bist Du vielleicht eine gute Ansprechperson für Deine Mutter und könntest Dich trauen, mit ihr darüber zu sprechen.

Es ist jedoch Fakt, dass Deine Mutter vermutlich schon lange Jahre damit kämpft und dass sie ganz schön tief in der Krankheit sitzt und wahrscheinlich nur noch mit professioneller Hilfe davon los kommt. Außerdem bist Du noch sehr jung und Du hast nicht genug Kompetenzen und Kraft sie zu retten. Es ist nicht Deines! Du bist an nichts schuld und Du kannst ihr nicht ausreichend helfen. Bitte verurteile Dich nicht deswegen, es ist so und Du kannst da nichts dafür! Du kannst sie jedoch unterstützen, natürlich nur wenn Du das möchtest!

Ich würde Dir gerne raten, dass Du den Mut fasst und sie darauf ansprichst. Du weißt, wovon Du redest und vielleicht ist sie Dir dankbar, wenn Du auf sie zukommst. Wenn Dir das zu schwierig ist, dann könntest Du ihr auch einen Brief schreiben. Weiß Deine Familie davon? Kannst Du mit Deinem Bruder und/oder mit Deinem Vater sprechen, denn die könnten Dir dabei helfen oder die Aufgabe übernehmen. Du könntest auch eine Freundin, Bekannte oder einen Lehrer darum bitten. Lehrer sind oft sehr gute Ansprechpartner. Am besten wäre es auch, dass Du zu einer Beratungsstelle gehst, die sind darauf spezialisiert. Es gibt Wege, wenn Du es nicht alleine schaffst und möchtest.

Deiner Mutter könnte eine Therapie vorgeschlagen werden oder auch ein stationären Aufenthalt in einer Klinik und dann wäre es sogar von Vorteil, wenn Du (vorübergehend) zu Deinem Vater ziehst. Es wäre für Deine Mutter einfacher, wenn Du gut untergebracht bist und wenn es sich lohnt zu kämpfen, damit Du evtl. wieder Lust hat, bei ihr einzuziehen, was Du aber nicht musst. Es ist Dein gutes Recht zu entscheiden, bei wem Du wohnen möchtest und Du bist nicht schuld daran, wie sich die Krankheit Deiner Mutter sich daraufhin entwickelt. Du bist nicht verantwortlich für Deine Mutter. In Deinem Alter ist sogar Deiner Mutter für Dein Wohl verantwortlich und wenn Du gerade so unter der Situation leidest, dann muss sich etwas ändern. Wenn alles nichts hilft, dann kannst Du Dich an das Jugendamt wenden. Deiner Mutter wird Dir später dankbar sein, dass Du so vernünftig und radikal gehandelt hast und vielleicht ist das der nötige Schubs in die richtige Richtung für sie. Die Essstörung braucht manchmal radikale Bedingungen, damit man den Kampf aufnimmt.

Liebe Unbekannte, ich hoffe sehr für Dich, dass Du nun weiter handelst. Nun hast Du hier geschrieben und merkst, dass es so nicht weiter gehen kann. Versuche Dir Hilfe zu holen und mit Deiner Mutter zu sprechen. Wenn alles nicht klappt, dann musst Du auch einmal egoistisch sein und auf Dein Wohl achten und schauen, dass es für Dich eine gute Lösung gibt - ohne Rücksicht auf Verluste. Das klingt hart, aber es geht um Dich! Ich wünsche Dir hierfür ganz viel Kraft! Wenn Du Fragen hast etc. dann schreibe mir gerne ein Feedback.

Alles Gute!
Herzliche Grüße
Pia