Problem von t - 17 Jahre

Freitod

Keine Ahnung ob es bringt, hier etwas zu schreiben. Versuche es dennoch...

Mein ganzes leben war nicht schön. Probleme mit meinem Vater, mobbing in der Schule, Trennung meiner Eltern.

.. Ich habe angefangen mich zu verletzen und war bis heute ein halbes Jahr clean. Jeden tagdenke ich an Freitod, und daran, andere zu töten. Das ist es, was ich will. Mir egal, was danach passiert. Ich habe jemanden verlohren, der mir alles bedeutet hat .. Und inzwischen ist das einzige was mir wichtig ist meine Freunde, Geschwister und Mutter... Kann sie nicht alleine lassen.

Doch ich will es so sehr, Blut sehen.
Ich weiss nicht mehr weiter..

PaulG Anwort von PaulG

Grüße dich!

Was mir am wichtigsten ist, muss ich gleich schreiben: Bitte, gib nicht auf. Ich finde es sehr, sehr stark, dass du es geschafft hast, so lange mit dem Selbstverletzen aufzuhören. Das ist eine große Leistung.

An wen denkst du, wenn du jemanden töten willst? Sind es die, die dich gemobbt haben? Ist es dein Vater? Sind es Andere, die dir Schlimmes zugefügt haben?

Ich will dir eines ganz deutlich sagen: Ich finde, auch diese Gedanken haben ihre Berechtigung. Sie dürfen nur nicht in die Tat umgesetzt werden. Du bist im Leben sehr schlecht behandelt worden - das ist nicht deine Schuld. Aber was würde es bessern, wenn du Hand an dich legen würdest? Würde die Welt gerechter, wenn Andere durch dich sterben würden? Ich kann deinen Hass und deine Wut nachvollziehen. Was du erlebt hast, hast du ohnmächtig mit angesehen, ohne dass du etwas dafür konntest. Ich kann es begreifen. Aber ich bitte dich wirklich, wirklich: Belass es bei den Gedanken. Sie sind begreiflich in der Situation, in der du jetzt bist; auf die Dauer werden sie dich auch nicht nähren. Aber bitte, lass dich nicht hinreißen zu dem Versuch, dich selbst zu töten - oder sonst jemand.

Im Moment mag es sein, dass für dich nur der Wunsch nach Rache zählt. Wenn das so ist, dann lass ihn dort. Lass deine Wut an allem aus, das keinen Schmerz empfindet - ein Kissen, ein Stück Holz, eine Wand. Denn sie muss nach draußen, sie muss sich abkühlen können. Das ist richtig. Wenn du jedoch jemanden angreifst, dann wird der Schaden nicht mehr rückgängig zu machen sein. Das gilt besonders auch für dich selbst.

Stell es dir einmal vor: Du triffst eine Person, auf die du endlos wütend bist. Du gibst dem Drang nach - sie ist dir unterlegen, und vielleicht gelingt dir, was du geschrieben hast. Was wäre die Folge? Was auch immer sie oder er getan hat, wird in diesem Augenblick nicht mehr wichtig sein. Aller Vorwurf wird dich treffen, man wird mit dem Finger auf dich zeigen. Denn was vorher war, kann niemals in einem Verhältnis stehen zu dem, was ein Mord wäre. Sie haben es nicht besser gewusst, als sie dir weh taten, sie sind arm dran, und sie werden unwissend sein über das Leid, das sie gebracht haben. Sie werden glauben, gut zu sein, dabei sind sie es nicht. Sie müssten selber einsehen, was sie angerichtet haben. Ist dieses schlimme Schicksal nicht genug? Du aber, und das meine ich wirklich - du, die das alles erduldet hat, du kannst ein reines Gewissen haben. Dein Leben kann weitergehen, und das soll es, und bald schon kann es unbeschwert sein. Ich habe Hoffnung für dich, und ich versichere dir, dass es immer einen Weg aus dem Dunkel gibt. Doch noch einmal bitte ich dich, lade dir sowas nicht aufs Gewissen. Schlag einen besseren Weg ein, als sie es taten. Zeig ihnen durch dein Nicht-aufgeben, dass sie nichts, aber auch gar nichts erreicht haben; zeig ihnen, wie arm und klein sie sind. Nicht einmal das Leid, das sie schaffen, ist von Dauer. Ist dieser Gedanke nicht schöner? Ich möchte ihn dir ans Herz legen, und dir sagen: Es kann weitergehen. Lass dich nicht vom Bösen überwältigen; versuch besser, ihm Gutes entgegen zu setzen.

Und vor allem geht es um dich: Dir kann es gelingen, ich glaube fest daran. Die Dinge werden sich bessern, und das Wichtigste hast du schon gesagt: Würdest du aus dieser Welt scheiden, dann wäre das das Schlimmste für deine Familie und deine Freunde. Sei ihnen ein Vorbild, gib nicht auf, lass dich nicht unterkriegen. Ich weiß zu wenig über dich, um zu sagen, wie eine Hilfe aussehen könnte. Gibt es jemand, dem du dich anvertrauen kannst? Könntest du über eine Therapie nachdenken? Kannst du dir überhaupt vorstellen, deinem Zorn auf andere Weise Ausdruck zu verleihen? Lass ihn fließen - in Federn und Fetzen, aber verletze keinen Menschen, am allerwenigsten dich. Fasse es in Worte, wenn du das kannst, vertrau deine Verachtung und deinen Hass dem Papier an; es ist geduldig. Was auch immer du tust, es wird deinen Schmerz allmählich lindern. Immer wieder, und ein Weiter wird es für dich auch geben. Ich bin überzeugt, dass du deinen Platz in der Welt hast, sie würde durch dich etwas verlieren. Erhalte dich ihr, so gut und so ganz, wie du es bist.

Das Selbstverletzen für so lange Zeit bezwungen zu haben, ist wirklich ein großer Schritt. Ich glaube, Wenige hätten ihn allein so bewältigt. Du kannst sehr stolz auf dich sein. Nun aber, gib der Verzweiflung nicht alle Macht über dich! Es ist kein Zeichen, dass alles verloren ist. Ein Rückschritt hat sich ereignet, aber er macht deine Leistung nicht geringer. Gib nicht auf. Hör nicht auf, dagegen anzukämpfen. Ich bitte dich wirklich und von Herzen.

Und so wie ich dich bitte, so tun es alle, die dich kennen und schätzen - und die, die es noch tun werden, werden es auch tun: Bleib uns erhalten, bleib wie du bist, bewahre dir den Mut und das Verständnis. Belaste dich nicht mit Taten, die deiner unwürdig sind. Du wirst ins Licht kommen - wenn die Anderen im Dunkel zurück bleiben, ist das nicht deine Schuld.

Alles Gute und liebe Grüße,

Paul