Problem von Simone - 18 Jahre

Therapie?

Hallo :3 Der nachfolgende Text kann etwas länger werden, nur zur Info :D

Also ich hab folgende Probleme: ich leide schon seit ich denken kann unter extremem Übergewicht. Ich bin eigentlich nur am Essen, ess zu viel und hab mehrmals täglich Fressanfälle. Der Verdacht liegt daher nahe, dass ich unter BED (Binge Eating Disorder) leide. Ich bin deswegen auch noch nie zum Arzt, da kein Arzt bisher was gesagt hat. Sport fällt für mich auch flach, da ich vor 3 Jahren am Steißbein operiert wurde. Man hat mir 'nen Abszess weggemacht. Seitdem heilt die Wunde nicht, weil die Ärzte gepfuscht haben.
Wegen meinem Übergewicht wurde ich schon im Kindergarten gemobbt, deswegen bin ich da nicht mehr hin (es hatte auch noch einen anderen Grund: ich hatte (und habe diese immer noch) extreme Angst, dass meine Mutter stirbt, wenn ich nicht zu Hause bin. Sie hat mich nämlich erst mit 40 bekommen, naja). Das hatte zur Folge, dass ich natürlich in der Grundschule auch keine Freunde hatte, als ich auf eine Hauptschule gekommen bin, auch nicht. Ich bin in eine Berufsfachschule und hab dort meinen Realschulabschluss nachgemacht. Da hab ich ein super Mädchen kennen gelernt, wir waren richtig gut befreundet. Nach unserem Abschluss sind wir beide auf "verschiedene Gymnasien" gegangen. Sie sind in der gleichen Schule, unsere Klassenzimmer liegen direkt nebeneinander. Vor ein paar Monaten dann (die ganze Vorgeschichte will ich nicht erzählen) kam es zu einem Riesen Streit, die Freundschaft ging zu Ende. Ich hab letztendlich seit 5 Monaten nicht mehr mit ihr gesprochen. Und es besteht keine Chance mehr, dass mit uns wieder alles so wird wie früher.
Sie war meine einzige Freundin, die ich bisher hatte. Ihr konnte ich vertrauen. Mich hat das unglaublich verletzt, seitdem kann ich irgendwie niemandem mehr so richtig was von mir erzählen, besonders meine Probleme.
Bis vor ein paar Wochen hab ich mich regelmäßig geschnitten, heute hab ich wieder damit angefangen. An den Armen, Beinen etc. Mein Körper ist nicht schön, aber dank meinem Übergewicht ist er das ja eh nicht.
Ich habe diese krankhafte Bindung zu meiner Mutter jetzt auch auf meine Katze übertragen, was sich wirklich krank anhört. Aber ich weiß nicht, was ich machen werde, wenn einer der beiden stirbt. Ich kann nicht mal ohne meine Eltern für eine Woche oder so verreisen. Und ich bin 18!
Ich hab schon so oft probiert, mit dem Essen aufzuhören. Aber ich kann nicht. Ich brauch professionelle Hilfe, aber die kann ich mir nicht holen. Zumindest im Moment nicht. Nach dem Abitur (in 2 Jahren) werde ich über Nacht von hier fortgehen, was ich wegen den Ängsten bezüglich meiner Mutter und Katze mache, weiß ich selbst noch nicht.
Mir ist außerdem aufgefallen, dass ich nichts mehr fühle. Und selbst wenn ich noch etwas fühlen sollte, dann weiß ich nicht was.
Während einer Übung in der Schule in Pädagogik ist mir aufgefallen, dass ich Gesichtsausdrücke und den Namen von Emotionen nicht richtig zuordnen konnte. Ich weiß nicht, ob das was zu bedeuten hat.
Noch dazu hab ich mich irgendwie in 'nen Jungen aus meiner Klasse verguckt, aber der ist unerreichbar. Am Anfang hab ich noch gedacht, dass er mich irgendwie auch mag, aber gut (mein Papa und ich hatten mal einen Autounfall (nichts schlimmes, ein LKW ist in unser Auto reingefahren), ich hab's in unsere Klassengruppe geschrieben. Am nächsten Tag kam von ihm die Frage: "Und, wie geht's eurem Auto?" Er hat zwar nur nach dem Auto gefragt, aber mir hat das so viel bedeutet. Und oh Gott, er sieht so süß aus mit Kindern!). Fakt ist auf jeden Fall, dass die Menschen zu oberflächlich sind, um sich für mich zu interessieren.
Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass alles ein bisschen besser wäre, wenn ich jemanden hätte, der mich lieben würde. Dem ich vertrauen könnte. Aber da gibt es niemanden. Ich weiß, ich bin erst 18, aber ich hab's doch auch verdient, glücklich zu sein, oder? :/

Meine Frage, die mir jetzt sehr lächerlich vorkommt: wäre es denn "angebracht", eine Psychotherapie zu machen? Und hoffentlich ist das jetzt kein medizinisches Problem, sodass man die Frage nicht beantworten kann...

P.S.: ihr leistet so super Arbeit!

Bernd Anwort von Bernd

..............................................................................................
..............................................................................................

Hallo Simone,

darf ich Dir gleich antworten?

Ja, ich fände es angebracht, Dir Hilfestellung durch einen Therapeuten Deines Vertrauens zu holen!
Vielleicht fängst Du aber erst einmal mit Deinem Hausarzt an: Steißbeinabszesse sind nichts ungewöhnliches! Und ich selber bin etwa 5 Mal deshalb operiert worden (innerhalb von knapp 30 Jahren). Oft sind es Fisteln, deren Kanäle eben recht großflächig ausgeräumt werden müssen.
Danach ist es eine Sache unseres "Heilfleisches", wie lange wir daran laborieren. Eine Sache der Wundhygiene und unserer Geduld!
Wenn Du schreibst: "Seitdem heilt die Wunde nicht, weil die Ärzte gepfuscht haben." kann ich das nicht ganz nachvollziehen: wo es nicht heilt, wird nochmal ausgeräumt!
Wie es allerdings aussieht, wenn das Steißbein selbst schon angegriffen ist? Damit habe ich keine eigene Erfahrung gemacht. Und auch nicht, damit, wenn die Selbstheilungskräfte nicht ausreichen. Meine Oma hatte ein offenes Bein. Das hing wohl mit schlechten Venen zusammen. Ob das mit einer nicht verheilenden Wunde am Steiß vergleichbar ist, kann Dir eher ein Arzt (Gefäßchirurg?) beantworten!

Du schreibst:" Ich bin deswegen auch noch nie zum Arzt, da kein Arzt bisher was gesagt hat"

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, welcher Logik das folgt?
Vielleicht meiner eigenen:
ich gehe nur zum Arzt, wenn ich krank bin.
Folglich bin ich gesund, solange ich nicht zum Arzt gehe!
Also gehe ich besser nicht und bin einfach gesund? :-)
Und wenn ich krank bin und zum Arzt gehe, weiß ich ja bereits, dass ich krank bin und kann ihm also sagen, was mir fehlt, sag ihm das und er behandelt mich auf das hin, was mich belastet!

Merkst Du, warum Du die richtige Frage gestellt hattest? Warum ich Dir in der Form geantwortet hatte?

Du weißt eigentlich genau, was Dir fehlt! Und hast Dir so etwas wie "Vermeidungsstrategien" aufgebaut:
Frag den Arzt nicht: er könnte Dir eine Antwort geben, die Du nicht verarbeiten willst.
"Zumindest im Moment nicht."

Nun hattest Du den Mut, die Frage zu stellen und ich hab allen Mut zusammengefasst, Dir zu antworten!

Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du nun auch den Mut aufbringst, Deine Ärzte zu den Themen zu fragen, die Du bislang vermieden hast!
Nicht nur darauf zu hoffen, dass sie Dir nichts sagen!

Alles Liebe,

Bernd